Kultur:Klangvolles Schaukeln

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Mit dem Clown auf die Schaukel: Kinder probieren mit Begeisterung die neue Kunstinstallation beim Buchheim-Museum aus. (Foto: Georgine Treybal)

Hundert Besucher kommen zur Einweihung einer Kunstinstallation im Buchheim-Museum. Es ist das erste Projekt im Rahmen der "Wunderwelt Bernried".

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Die drei Schaukeln, die unter dem Steg des Buchheimmuseums in Bernried hängen, greifen das leuchtende Blau des Starnberger Sees und des spätsommerlichen Himmels auf. Unterstützt von dem Musiker Max Grosch bringt Katrin Schafitel die Schaukeln tänzerisch in Bewegung. Eine Schaukel erzeugt helle Töne, eine andere dunkle und die dritte einen Dreiklang.

Die etwa 100 Besucher, die zur Einweihung der interaktiven Kunstinstallation "Musical Swings" am Sonntag gekommen sind, hören der Klangfolge konzentriert zu. Dann ertönt das Kommando: "Es darf geschaukelt werden", und die ersten Kinder stürmen zu den Schaukeln. Die Sitzflächen sind so groß, dass Sandra Malterer, die Ehefrau des Bernrieder Bürgermeisters Georg Malterer, zusammen mit ihren zwei Töchtern Platz nehmen kann. Auf der zweiten Schaukel sitzen sogar drei Kinder und ein Erwachsener.

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Es sollte eine fröhliche Einweihung der Musical Swings werden, die im Rahmen des Festes der Phantasie auf dem Museumsgelände gefeiert wurde. Doch die Veranstaltung wurde begleitet von einem Protest gegen die Entlassung von Museumsdirektor Daniel J. Schreiber. Etwa 80 Demonstranten hatten sich Fotos des ehemaligen Museumschefs umgehängt und sich im Kreis um die Schaukelanlage gestellt. "Solange sie sich nicht lautstark benehmen, lassen wir sie demonstrieren", hatte Interimsdirektor Erich Schneider zuvor erklärt.

Bürgermeister Georg Malterer sagte: "Ihr habt Daniel Schreiber vielfach dabei, so dass ich ihn hier vielfach begrüßen kann". Die frühere Pressesprecherin des Museums, Sabine Bergmann, die die Veranstaltung federführend organisiert und als Honorarkraft bis zur Feier begleitet hatte, war erstaunt, dass nur relativ wenige Besucher zur Eröffnung gekommen sind. Sie räumte aber ein, dass die eingeladenen Bernrieder Vereine aus Sympathie zu Schreiber abgesagt hatten.

Interimsdirektor Erich Schneider bei seiner Eröffnungsansprache vor den Gästen in Bernried. (Foto: Georgine Treybal)

Denn die singenden Schaukeln waren quasi das Baby Schreibers. Zusammen mit Malterers Vorgänger Josef Steigenberger hatte er das Projekt Wunderwelt Bernried bei einem Feierabendbier entwickelt. Es sei verständlich, dass man Schreiber hier vermisse, sagte Interimsdirektor Schneider. Denn ohne Schreiber, Malterer und Steigenberger wären die "Musical Swings" als das erste umgesetzte Projekt der Wunderwelt Bernried nicht möglich gewesen.

Als Beate Sitek, eine der Teilnehmerinnen des "stillen Protests" eine Erklärung forderte, lobte er zwar die Verdienste Schreibers. Auf die Gründe der Kündigung indes ging er mit Verweis auf das anhängige Gerichtsverfahren nicht ein. Die restlichen Festredner ignorierten die Demonstranten und lobten das interaktive Projekt als "Verbindung von Aktion, Unterhaltung und Kultur" (Generaldelegierte von Québec, Genevieve Rolland) und als "Balsam für die Seele" (Landrätin Andrea Jochner-Weiß).

"There is magic inside", freute sich Stu Wershof vom kanadischen Künstlerteam "Daily tous les jours". Das Designstudio aus Montréal hatte 2021 den Wettbewerb gewonnen, der im Rahmen des Leader-Projekts "Wunderwelt Bernried" ausgeschrieben worden war. Nach seinen Angaben wurden die Tonfolgen für das erste Schaukel-Projekt 2011 in Montréal entwickelt. Unterdessen sind fünf Entwürfe umgesetzt worden. Bernried ist das zweite Projekt außerhalb Kanadas und das erste in Europa.

Den Standort unter dem Steg hatten die Kanadier selbst ausgewählt. Dafür wurden eine neue Mechanik und extra lange Seile entwickelt. Jede Schaukel entspricht mit Tönen von Klavier, Harfe und Xylophon einem Instrument. Auch die kreisförmigen Schaukelflächen sind neu. Vom gleichen Designbüro wird laut Malterer für die Gemeinde derzeit eine "Musical Bench", eine singende Bank, umgesetzt. Er hoffe, dass sie im kommenden Jahr eingeweiht werde, sagte er.

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