Briefzentrum Starnberg:Hiobsbotschaft für die Postler

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Der Konzern schließt die Niederlassung in Schorn und verkauft sie an einen Investor. Die 200 Mitarbeiter fragen sich, ob sie den geplanten Umzug nach Germering mitmachen. Was mit den Gelände geschieht, ist völlig offen

Von Christian Deussing, Starnberg

Noch im Mai feierten Politiker in der großen Halle das 20-jährige Bestehen des Briefzentrums Schorn, in dem täglich bis zu 1,5 Millionen Sendungen erfasst und sortiert werden. Doch nun hat die Post das Gebäude und Gelände bei Starnberg an die Büschl-Unternehmensgruppe verkauft. Die Hiobsbotschaft wurde der überraschten Belegschaft am Montag mitgeteilt. Die Stimmung sei "sehr gedrückt", berichtet Michaela Oberauer, Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Rosenheim, zu der auch Schorn gehört.

Die letzte Sortiermaschine wird wohl Ende 2020 abgeschaltet. Betroffen sind etwa 200 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb. Viele sind von Anfang an in Schorn dabei. Sie blicken jetzt in eine ungewisse Zukunft, sind beunruhigt und fragen sich, ob sie den Umzug nach Germering zum neuen Briefzentrum überhaupt mitmachen wollen. Dort will die Post ein Gebäude bauen, in dem auch die Münchner Niederlassung untergebracht wird, deren Areal samt denkmalgeschützter Paketposthalle ebenfalls an Büschl geht. Für viele Kollegen aus der Region wäre Germering eine deutlich längere Strecke.

"Jetzt müssen wir das Beste für die Belegschaft herausholen", sagen Oberauer und die Schorner Betriebsrätin Marion Modl. Es gelte, Arbeitsplätze zu sichern und verträgliche Lösungen zu finden. Dabei gehe es zum Beispiel um den Vorruhestand und Sozialpläne, betont Oberauer. Sie verweist auch auf die Tarifverträge, die die Mitarbeiter noch schützen würden. Zudem sollen Betriebsversammlungen einberufen werden, um Klarheit zu schaffen.

Die Gewerkschaft Verdi hat sich stets gegen den Verkauf der Paketposthalle in München und des Briefzentrums Schorn gewehrt. Nun sei aber diese "schlechte Entscheidung" getroffen worden, klagt David Merck, Verdi-Fachbereichsleiter für Postdienste, Speditionen und Logistik in Bayern. Leider hätten jetzt "kurzfristige Profitinteressen gewonnen und der Arbeitgeber trotz aller Bedenken den Verkauf finalisiert", bedauert Merck. Er spricht von einem "mehreren hundert Millionen Euro-Deal " zwischen der Post und dem Immobilieninvestor Büschl. Das Geschäft sei sicher schon vor der 20-Jahr-Feier im vergangenen Mai eingefädelt worden, so Merck. Dagegen betont Dieter Nawrath, Postsprecher für München und Region, dass der Verkauf des Briefzentrums Schorn "sehr kurzfristig" erfolgt sei. Jedenfalls sei zum Fest im Mai von einem geplanten Verkauf ihm nichts bekannt gewesen.

Doch was passiert mit dem Schorn-Areal, wenn der neue Eigentümer Büschl in gut zwei Jahren die Regie auf dem Postgelände nahe der Garmischer Autobahn im Gewerbegebiet Schorn übernimmt? Der Stadt Starnberg liegen bisher keine Anfragen oder Anträge hierzu vor, erklärte am Dienstag Rathaussprecherin Lena Choi. Der Investor Büschl teilte mit, dass es "noch keine konkreten Überlegungen" für das Grundstück Schorn gebe.

Gesucht werden für das Briefzentrum weiterhin Mitarbeiter. Es gibt befriste Verträge, aber auch Teilzeitjobs. Doch die Lichter werden in Schorn - zuständig für das Gebiet zwischen Mittenwald und Fürstenfeldbruck - sicher ausgehen. Das ist diesmal eine ganz andere Situation als noch vor drei Jahren: Damals wehrten sich Mitarbeiter laut Verdi gegen mögliche Pläne der Post AG, über neu gegründete Gesellschaften "Strukturen zerschlagen und Dumpinglöhne" einführen zu wollen. Viele Mitarbeiter befürchteten, dass das Briefzentrum in eine GmbH umgewandelt werde - und streikten. Tausende Briefe blieben deswegen liegen.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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