Blutspende:Kleiner Pieks

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Die Blutspender dürfen es sich bequem machen, während sie von Mitarbeitern des Roten Kreuzes zur Ader gelassen werden. (Foto: Arlet Ulfers)

In nur zehn Minuten fließt ein halber Liter Blut in den Plastikbeutel

Von Antonia Gaube, Starnberg

Hin und her wippt die dickflüssige rote Substanz. Das ist notwendig, damit das Blut nicht gerinnt. Nach dem Einstich dauert es nur fünf bis zehn Minuten, bis rund 500 Milliliter von der Armbeuge den Plastikbeutel auf der Mini-Wippe erreichen, Spender sollten trotzdem etwa eine Stunde Zeit mitbringen: wegen Wartezeiten und zur Regeneration des Kreislaufes, empfehlen Helfer.

Das Sprichwort sagt: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser". Der Blutspendedienst (BSD) des Bayerischen Roten Kreuzes verlässt sich am liebsten auf beides. Der medizinische Fragebogen, der zu Beginn einer jeden Blutspende ausgefüllt werden muss, wird auf Vertrauensbasis akzeptiert, erklärt die Krankenschwester Birgit Ertl. Im Nachhinein würden aber alle Blutkonserven gründlich in Labors untersucht, bevor sie ihren Zweck erfüllen können. Zu groß wäre sonst das Risiko von Falschangaben; auch eine Krankheit von der der Spender selbst nichts weiß, könnte nicht ausgeschlossen werden.

Erst nach Überprüfung von Blutdruck, Puls und Körpertemperatur sowie der Besprechung des Fragebogens mit einem Arzt kann es nach der Bestimmung des Hämoglobinwerts zur Spende kommen. Vorausgesetzt, die Werte passen und im Vorfeld wurde genug gegessen und getrunken. Empfohlen werden etwa zwei Liter, über den Tag verteilt.

Unvermeidbar ist ein kleiner Pieks. Vielleicht ist er einer der Hauptgründe für die ernüchternde Statistik, die einer Broschüre des BSD zu entnehmen ist: 94 Prozent finden Blutspenden wichtig, 60 Prozent würden selbst spenden, 3,5 Prozent tun es letztlich. Und das, obwohl durchschnittlich jeder Dritte mindestens einmal im Leben auf das Blut anderer angewiesen ist.

Abhängig von den Spendern ist auch der BSD. "Manchmal kommen 80, manchmal 300", sagt Ertl. Täglich seien 21 Teams in Bayern im Einsatz. Dass die Spenderzahlen von Tag zu Tag schwanken, hänge auch von Faktoren wie dem Wetter ab. So ein Defizit an Blutkonserven wie im vergangenen Sommer habe sie aber in ihren 13 Berufsjahren noch nie erlebt. Da traf die Fußball-Europameisterschaft auf Schulferien; das war eine ungünstige Kombination, die eine Lücke in die Vorräte riss. Nur durch einen groß angelegten Medienaufruf konnte der Engpass überbrückt werden.

Aber auch ohne einen wirklichen Mangel ist regelmäßiger Nachschub wichtig, da sich die Konserven nicht auf unbestimmte Zeit halten. Mit den Präparaten, die aus einer einzigen Blutspende hergestellt werden, kann bis zu drei Menschen geholfen werden.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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