Blasmusik:Krieg der Sterne mit Tuba

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Die Pöckinger Kapelle beschreitet Neuland und wird beim traditionellen Frühjahrskonzert am kommenden Wochenende erstmals keine Märsche, Polkas und Walzer präsentieren, sondern ausschließlich Stücke aus Film und Musical.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Markus Maier, Dirigent der Pöckinger Blaskapelle, geht durch die Reihen der Musiker, während er den Taktstock schwingt. Den Zeigefinger der anderen Hand hält er an die Lippen als Zeichen leiser zu werden. Die Musiker mindern ihre Lautstärke, doch Maier ist noch nicht zufrieden. "Laut ist ok, aber nicht brutal laut", sagt er und unterbricht das Spiel. Die Proben für das Frühjahrskonzert am kommenden Wochenende laufen auf Hochtouren. Und das Orchester feilt am Takt 7 der Titelmusik aus dem Film "Star Wars".

Die 60 Musiker sitzen dicht gedrängt im Probenraum. Zwischen den Tubaspielern ganz hinten und den Trompetern davor haben sich die Trommler hineingezwängt. Wenn alle Musiker im Einsatz sind, herrscht ein Höllenlärm in dem relativ kleinen Raum. Es ist heiß und schon nach 15 Minuten ist die Luft zum Schneiden dick. Doch Lüften kommt nicht in Frage. Auch bei geschlossenen Fenstern ist die Musik schon von Weitem zu hören.

Maier, der seit 2016 Dirigent der Blaskapelle ist, gönnt dem Orchester eine kurze Pause. Die ersten Musiker ziehen ihre Jacken aus. Dann geht es weiter. Noch einmal lässt der ehemalige Profimusiker Maier den Einsatz der Pauken wiederholen, auch der Trommlereinsatz gefällt ihm noch nicht. Die Melodie kenne jeder Zuhörer, da müssen die Einsätze genau stimmen, erklärt Maier. Erstmals in der Geschichte der Pöckinger Blaskapelle werden zum traditionellen Frühjahrskonzert am kommenden Wochenende keine Märsche gespielt, keine Polka und kein Walzer, sondern ausschließlich Stücke aus Film und Musical. Mit Melanie Bayer und Manuel Lopez wurden sogar professionelle Solosänger engagiert. Die Musiker müssen daher umdenken und ihre Lautstärke zügeln, damit die Sänger zu hören sind.

Konzentration ist gefragt und Ausdauer: Die Blaskapelle Pöcking muss kräftig üben. (Foto: Nila Thiel)

"Wir wollen die traditionelle Blasmusik mit neuen Themen zusammenbringen", erklärt Vorstand Sebastian Scheck. Bei den Neuwahlen im vergangenen Jahr wurde die Führungsriege deutlich verjüngt. Vier der sieben Vorstandsmitglieder sind unter 30 Jahre alt, darunter auch Scheck.

Blasmusik liegt im Trend, Nachwuchssorgen haben die Pöckinger Musiker nicht. Die Jungen orientieren sich allerdings stärker an Musikkapellen, wie La Brass Banda, die traditionelle Volksmusik mit neuen Elementen mischen. Bereits zum Frühjahrskonzert im vergangenen Jahr, als man "Time of my Life" aus dem Filmklassiker "Dirty Dancing" einübte, hatte Maier die Idee ein Programm ohne typische Volksmusik zusammenzustellen. Man habe bei den Älteren allerdings erst Überzeugungsarbeit leisten müssen, erzählt Scheck. Denn es sei eine andere Art des Spielens, da müsse man viel häufiger üben, auch zuhause. Der 27-Jährige, der seit 15 Jahren bei der Pöckinger Blasmusik Trompete spielt, hört sich die verschiedenen Fassungen der Stücke im Internet bei Musik-Streaming-Anbietern an, um sich auf die neue Art des Spiels einzustellen. Das sei eine Herausforderung, aber eine schöne, sagt er. "Die Alten hält es frisch und die Jungen lernen etwas dazu."

Das heißt für den Vorstand aber nicht, dass die traditionelle Blasmusik keinen Platz mehr hat. "Wir wollen weiter bodenständig unterwegs sein." Doch den Status quo zu halten bedeute für ihn Rückschritt. Künftig gilt daher das Motto "sowohl als auch". Das haben die Musiker akzeptiert und auch den älteren unter ihnen macht der neue Trend Spaß. Es sei dieser generationenübergreifende Zusammenhalt der Musiker zwischen zwölf und 78 Jahren, der ihm so gut gefalle, schwärmt Scheck, der sich schon als kleiner Bub vorgenommen hatte, später einmal bei der Pöckinger Blaskapelle zu spielen. "Ich spiele wahnsinnig gerne Musik und ich bin verwurzelt im Ort."

Die Blaskapelle Pöcking studiert eine ganze Reihe neuer Stücke ein. (Foto: Nila Thiel)

Nun hofft Scheck, dass auch die Pöckinger Besucher die neue Programmzusammenstellung akzeptieren und das Frühjahrskonzert, wie jedes Jahr, wieder rund 500 Musikfreunde anzieht. Immerhin ist mit einem Medley der niederbayerischen Musikgruppe Haindling sogar eine Uraufführung geplant.

Das Frühjahrskonzert findet am Samstag, 24. März, um 20 Uhr und am Sonntag, 25. März, um 16 Uhr, in der Turnhalle der Grundschule statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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