Biotope in Starnberg:Das grüne Gewissen der Stadt

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Naturschützer Hans-Jochen Iwan hat sein Lebenswerk über die Vielfalt der Starnberger Biotope fertiggestellt. Der Autor hat an dem 464 Seiten starken Buch über Flora und Fauna in akribischer Arbeit zehn Jahre lang geschrieben

Von Peter Haacke, Starnberg

Von der Idee bis zur Fertigstellung war es ein langer und beschwerlicher Weg. Zwischenzeitlich haderte der Autor mit den Umständen oder mit sich selbst, nachts plagten ihn zuweilen Albträume, manchmal wollte er verärgert sogar ganz hinschmeißen - und machte dennoch weiter. Zum Glück, sagen Freunde, Bekannte und Weggefährten von Hans-Jochen Iwan, dem unermüdlichen Kämpfer für Natur-, Arten- und Umweltschutz. Seit Dienstag liegt nun in gedruckter Form vor, was Iwan seit Jahrzehnten fasziniert, und ohne Übertreibung darf man feststellen: Das Ergebnis ist so außergewöhnlich wie einzigartig. 464 Seiten stark ist das Buch "Die Starnberger Biotope", das nach zehn Jahren akribischer Arbeit im Kulturverlag der Stadt Starnberg erschienen ist. Der Autor präsentierte sein Werk in einer kleinen Feier in der Starnberger Bücherei.

Die Natur hat es gut gemeint mit Starnberg: Verschwenderisch hat sie die Stadt beschenkt mit einer eiszeitlich geprägten Kulturlandschaft und einer Artenvielfalt, wie man sie nur noch selten findet. Abseits der Siedlungsgebiete finden sich unberührte Landschaften mit wertvollen Biotopen, die Iwan wie kein Zweiter kennt. Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger bezeichnete Iwan, einer der ersten bayerischen Preisträger des Grünen Engels, bei der Verleihung der Starnberger Ehrenmedaille 2013 als "das grüne Gewissen der Stadt".

Eine Auszeichnung, die jahrzehntelanges, leidenschaftliches Engagement für den Umweltschutz würdigte: Iwan ist seit 1974 in verschiedenen Funktionen Mitglied im Bund Naturschutz und einer der Gründerväter der Starnberger Agenda 21. Was den 79-Jährigen antreibt, findet sich im Kapitel "Die Motive der Naturschützer": seine Wertschätzung für die Natur und der stete Kampf gegen menschliche Profitgier, Egoismus, Dummheit und Überheblichkeit. Zur Feierstunde in der Bücherei begrüßte Starnbergs Bürgermeisterin Eva John mehr als 30 Freunde, Bekannte und Weggefährten. Sie bezeichnete das knapp ein Kilogramm schwere Buch in Erstauflage mit 500 Exemplaren als "fantastischen Beitrag für die Menschen".

Iwan selbst bedankte sich bei den vielen Unterstützern sowie bei allen Bürgermeistern und dem Stadtrat, der 2014 einhellig beschlossen hatte, 27 500 Euro für die Produktion des Buches zu übernehmen. Ursprünglich war eine Auflage von 1000 Exemplaren geplant. "Allein fürs Schreiben habe ich zehn Jahre gebraucht", resümierte Iwan über sein Lebenswerk. "Aber ohne Druck", schränkte er ein, "ich hab's ja für mich gemacht." Iwan selbst verdient keinen Pfennig, sogar auf die Abbildung seines Konterfeis verzichtete der Autor.

Ursprünglich sei nur eine Lose-Blatt-Sammlung geplant gewesen, doch seine Frau ermunterte ihn immer wieder, ein Buch daraus zu machen. Und das kann sich sehen lassen: In einer Ausführlichkeit, die wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden dürfte, beschreibt Iwan ausführlich die heimische Flora und Fauna in verständlicher Sprache: vom Toteisloch bis zum Trambahnbergerl. Hinzu kommen - neben üppiger Bebilderung - ein Glossar sowie ein deutsch-lateinisches Pflanzen- und Tierregister. Das Werk ist jedoch weder Bestimmungs- noch Wanderbuch, sondern ein Nachschlagewerk über Biotope. Absichtlich, sagt Iwan, habe er die jeweiligen Standorte "ein bisschen diffus gehalten", um keinen Massentourismus anzulocken. Andererseits weiß er: Wenn nur noch wenige Personen vom Artensterben berichten können, dann schwindet der Druck auf die Politik, um etwas dagegen zu tun.

Hans-Jochen Iwan: "Die Starnberger Biotope"; erschienen im Kulturverlag der Stadt Starnberg (2018); ISBN978-3-942915-10-6. Preis: 29,80 Euro.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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