Beschluss des Gemeinderats:Herrschinger Jugend bekommt Treffpunkt

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Herrsching will das alte Bahnwärtergebäude erhalten und baut es deshalb für die Jugend aus. Durch Fördergelder vom Bund stellt sich die zunächst teuerste Variante nun als die beste heraus.

Patrizia Steipe

Die Herrschinger Jugend bekommt ihr versprochenes neues Jugendhaus. Gegen vier Stimmen beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung, das ehemalige Bahnwärterhaus in der Baderstraße umzubauen. Damit geht das jahrzehntelange Provisorium in der Luitpoldstraße zuende.

Herrsching: Das alte Bahnwärterhäuschen an der Baderstraße in Herrsching wird neues Jugendhaus. (Foto: Steipe)

Im Februar hatte sich der Gemeinderat grundsätzlich für ein Jugendhaus in der alten Jugendstilvilla entschieden. Erste Entwürfe stellte Architekt Walter Koziol damals vor. Auf rund 200.000 Euro schätzte er die Gesamtkosten abzüglich Fördergelder in Höhe von rund 80.000 Euro. Im August dann die Hiobsbotschaft: Der Minimalausbau erfülle ohne Energiekonzept und barrierefreien Ausbau weder die energetischen noch die sozialen Anforderungen, um Fördergelder bewilligt zu bekommen. Um die Richtlinien einzuhalten, müsse die Gemeinde deutlich mehr als das Doppelte ausgegeben. Das Projekt drohte wegen leerer Haushaltskassen zu scheitern.

In der Gemeinderatssitzung kam die Entwarnung. Walter Koziol stellte dem Gremium verschiedene Varianten vor, bei denen auch ein barrierefreier Ausbau sowie Wärmedämmung berücksichtigt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die teuerste Variante die Gemeinde sogar am günstigsten kommt. Denn bei geschätzten Gesamtkosten von 537.000 Euro würden 302.400 Euro an Fördergeldern von Landratsamt, Bayerischem Jugendring und Klimaschutzprogramm fließen.

Die Gemeinde müsse einen Restbetrag von 247.000 Euro aufbringen. Bei der günstigsten Variante ohne Energiekonzept und Barrierefreiheit würde der Eigenanteil - wegen fehlender Fördergelder - sogar 302.700 Euro betragen. "Wie hoch die Gelder tatsächlich ausfallen werden, wissen wir erst, wenn wir die Anträge eingereicht haben", betonte Bauamtsleiter Guido Finster.

"Ich befürchte, dass die Kosten noch weiter steigen", sagte Martin Singer (FBU). Er plädierte für Abriss und Neubau. Stephan Feneberg und Klaus Pittrich (beide CSU) baten darum, einen Neubau berechnen zu lassen. Mia Schmidt (parteifrei) erinnerte daran, dass sich der Gemeinderat vorgenommen habe, die Flut der Gutachten zu verringern: "Das kostet alles."

Günstiger käme ein Neubau keinesfalls, im Gegenteil. Finster gab zu bedenken, dass bei einem Neubau eventuell andere Abstandsflächen einzuhalten wären, so dass das Ganze viel kleiner wird. Auch würden die Abrisskosten zusätzlich zu Buche schlagen.

Hans-Jürgen Böckelmann (Grüne) sprach sich für den Erhalt des alten Hauses aus: "Die Jugendstilvilla ist ortsprägend. Bei einem Neubau bekommen wir nur ein seelenloses Vielzweckgebäude". Dem stimmte Rudolf Winter (FDP) zu: "Die Villa hat Flair, ist günstig und erhält alles, was wir brauchen".

In Abstimmung mit dem Jugendbeirat votierte das Ratsgremium anschließend für einen energetisch nachhaltigen und eingeschränkt barrierefreien Ausbau des Hauses. Das bedeutet, dass nur das Erdgeschoss behindertengerecht sein wird und dass das wärmegedämmte Gebäude eine Pelletheizung bekommt.

© SZ vom 22.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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