Bernried:Wenn schöne Frauen kauen

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Wortakrobaten im Museum: Alex Burkhard, Frank Klötgen und Clara Nielsen (v.re.) nebst einer Besucherin vor ihrem Bücherstapel. (Foto: Fuchs)

Drei Slam-Poeten tragen im Buchheim Museum Verse und Prosa vor, die zur aktuellen Picasso-Ausstellung passen und das Publikum schmunzeln lassen

Von Armin Greune, Bernried

Mann und Frau: Dieses Thema ist für Malerei wie Literatur unerschöpflich. Es gebe ja fast keinen Text, in dem diese Paarung nicht vorkommt, meint Frank Klötgen. Als einer von drei Slam-Poeten trägt er eigene Verse im Buchheim-Museum vor, die im weitesten Sinne zur aktuellen Ausstellung "Picasso und die Frauen" passen. Schon zum zweiten Mal präsentiert der Münchner Slam-Master Ko Bylanzky in Bernried zwischen moderner Kunst junge Literatur: Vor zwei Jahren lautete das Motto zu Bildern von Chagall "Leben und Lieben".

Auch diesmal findet im Museum nur ein Schaulaufen statt, denn zum echten Slam fehlt der Wettbewerbs-Charakter - eigentlich müsste das Publikum aus den Kombattanten einen Sieger küren. Selbst wenn dies in Bernried unterbleibt, dürfte kein Zweifel daran bestehen, wem der Lorbeerkranz gebührt: Klötgen lässt mit gewagten Reimen, schwindelerregender Sprachakrobatik und perfekt einstudierter Performance Clara Nielsen und Alex Burkhard an diesem Sonntag klar hinter sich. Zur Melodie von "Carmen" begeistert sich Klötgen für "das Kauen schöner Frauen": Mit deren "wohlkomponierten Bewegungsabläufen" bei der Nahrungsaufnahme und -zerkleinerung kann der Protagonist freilich nicht mithalten - was imGedicht zu einem recht unappetitlichen Abgang führt. Dann schlüpft Klötgen in die Rolle eines "frauchenlosen Cat-Walk-Köters", der für die Angebetete Kleider näht und teilt dabei Seitenhiebe an die "Igittigitt-IT-Girls" aus: "Zeitgeistmätressen", die "noch voll in der Talgproduktion stehen". "Metric moves" sei der Leitsatz des Slam-Routiniers, sagt Bylanzky, der seit nunmehr 20 Jahren die deutsche "Slamily" begleitet. Klötgen wiederum befindet sich nach 15 Jahren in der Szene auf seiner 168 Stationen umfassenden Abschiedstournee, die ihn unter anderem nach Honolulu, Helsinki und auf die Seychellen führt.

Von einer derartig globalen Prominenz ist Nielsen noch ein Stück weit entfernt, obwohl sie schon auf mehr als 80 Siege bei Slams zwischen Kiel und Linz zurückblicken kann. "Ich wär' gern mal nüchtern und weniger emotional, das tät' bestimmt gut, wärst du mir egal", dichtet die Regensburgerin - und illustriert auch mit ihrer braven, ja zurückhaltenden Vortragsweise, warum Frauen in der "Slamily" klar unterrepräsentiert sind. Burkhard wiederum verzichtet in Bernried gleich auf Verse und trägt nur Prosa vor. Das Selbstinterview über seine Unfähigkeit, Frauen anzusprechen, und die Texte zum Beziehungsalltag entwickeln allerdings viel Schwung und Witz. Was Burkhard etwa zur Aufschrift einer Parkbank im Englischen Garten "Es ist, wie es ist - Katja und Stefan" einfällt, erntet zu Recht bei den 60 Zuhörern Heiterkeitsstürme.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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