Der schwarze Hintergrund bringt das intensive Blau zum Strahlen. Es ist kein buntes Gleißen oder grelles Leuchten. Es ist eine ruhige, scheinbar nie endende Bewegung von Linien, die den Betrachter Zeit und Raum vergessen lassen. "Fotografieren heißt mit Licht zeichnen", erklärt die Fotokünstlerin Ernestine Schmidt ihre Arbeiten. Daneben ist eine Licht-Skulptur von Christiane Demenat zu sehen. Die Bildhauerin bringt fein geschliffenen Alabaster zum Strahlen. Im Licht werden die feinen Kristalle lebendig.
Beide Künstlerinnen sehen das Licht, das sie in ihren Werken so sparsam und zurückhaltend einsetzen, als Symbol für Ruhe und Gelassenheit. Ihre Kunst soll neugierig machen, die Fantasie des Betrachters anregen. Wenn Licht fließend, warm und schimmernd leuchtet, wird der Betrachter für einen kleinen Moment verzaubert und kann wieder zum staunenden Kind werden.
Doch die Künstlerinnen wollen den Betrachter nicht nur erfreuen. Sie wollen auch auf den tieferen Sinn in ihren Arbeiten aufmerksam machen. Die Werke von Ernestine Schmidt und Christiane Demenat, die beide aus München sind, werden derzeit in der Galerie Marschall in Bernried gezeigt. Demenat ist erstmals in Bernried zu sehen, Schmidt hat ihre Arbeiten bereits im vergangenen Jahr zum ersten Mal in einer Gruppenausstellung in Bernried gezeigt.
Bei der Eröffnung der Ausstellung "Lichtbilder und Licht-Skulpturen" stellte Galeristin Martina Marschall gestern die Verbindung zwischen Fotokünstlerin und Bildhauerin her. So unterschiedlich die Ausdruckskraft der Werke auch ist, beide Künstlerinnen machen unsichtbare Strukturen und Farben durch das Licht erst sichtbar. "Es ist etwas da, bevor es in die sichtbare Welt eintritt, wir sehen es nur zunächst nicht", sagte Marschall.
Der Ausstellungstermin ist mit Bedacht gewählt. Nach dem Winter und der anhaltenden Dunkelheit passe das Thema Licht ideal zum Frühlingsanfang, so Marschall. Ob bei Sonnenlicht oder Kunstlicht, ob in der Dämmerung oder am Morgen: Die Exponate verändern ihre Wirkung im Laufe des Tages. Besonders faszinierend sind Demenats Arbeiten in der Dunkelheit, wenn sie beleuchtet sind, und dadurch die kristallinen Lichtbrechungen im Alabaster zur Geltung kommen.
Ernestine Schmidt benutzt ihre Kamera wie einen Pinsel. Sie bewegt sich beim Fotografieren und zoomt das Motiv so stark heran, dass nur noch homöopathische Spuren auf das Foto kommen. Am Ende sind nur noch Lichtreflexe in einer rein abstrakten Form zu sehen. Das Motiv selbst ist für die Künstlerin unwichtig. Sie wählt es alleine nach den Farben aus und nach dem Verhältnis der Flächen zueinander. Die Aufnahmetechnik hat Schmidt selbst entwickelt. Ihre Bilder sind nicht am Computer nachbearbeitet. Stattdessen werden sie in einem aufwendigen und entsprechend teuren Verfahren auf ein spezielles Papier gedruckt, anschließend auf ein besonderes Trägermaterial aufgezogen und schließlich mit entspiegeltem Acrylglas gerahmt.
Schmidts Bilder sind geprägt von brillanten Farben und strahlen eine fast dreidimensionale Tiefe aus. Schmidt war acht Jahre alt, als sie von ihrem Vater eine einfache Klappkamera aus den 1930-er Jahren geschenkt bekam. Seither hat sie die Fotografie nicht mehr losgelassen. Allerdings hat die gelernte Humanmedizinerin lange Zeit nur für sich selbst künstlerisch gearbeitet. Erst im vergangenen Jahr ging sie an die Öffentlichkeit und präsentierte ihre Werke in einer ersten Ausstellung. Eine gute Idee.
Die Ausstellung in der Galerie Marschall in Bernried ist noch bis 15. Mai, jeden Samstag und Sonntag, von 11 bis 18 Uhr zu sehen.