Bernried:Der fünfte Beatle

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Der Tutzinger Klaus Voormann lebte einst bei Ringo Starr. (Foto: Nila Thiel)

Regisseur Jörg Bundschuh widmet Klaus Voormann einen Film

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Als Klaus Voormann das Cover für das Beatles-Album "Revolver" entwarf, war darauf ursprünglich Paul McCartney zu sehen, wie er auf der Toilette sitzt. Beatles-Produzent George Martin ließ diese kleine Szene streichen. Die Originalzeichnung hat Voormann nicht mehr, er weiß auch nicht, wo sie hingekommen ist. Das Cover selbst wurde legendär. Als erster Deutscher überhaupt wurde Voormann 1967 dafür mit dem Grammy Award ausgezeichnet. Doch Klaus Voormann ist mehr als ein anerkannter Werbegrafiker, er war auch ein bekannter Bassist und hat mit vielen Rock- und Pop-Größen der damaligen Zeit gespielt. "Er war der Bassist, den man zuerst anrief", erinnert sich van Dyke Parks in dem Film "All you need is Klaus". Der Film wurde am Samstag zum Start der ersten "Sommer-Kino-Reihe" gezeigt, die das Hotel Marina in Bernried zusammen mit dem Tutzinger Kinobetreiber Michael Teubig veranstaltet.

Natürlich war Voormann, der lange in Bernried gelebt hat und jetzt in Tutzing wohnt, persönlich anwesend und die neu gebaute Seetreppe in der Hotelanlage war komplett besetzt. Der Film von dem Regisseur Jörg Bundschuh wurde zum 70. Geburtstag des "fünften Beatle", wie Klaus Voormann gerne genannt wird, gedreht. Eigentlich wollte Voormann damals nur seine alten Freunde wiedersehen und mit ihnen zusammen Musik machen. Es war eine CD geplant, doch letztendlich wurde ein Film daraus, eine Zeitreise durch die aufregenden Sechziger- und Siebzigerjahre. Die Beatles schrieben Musikgeschichte und Voormann gehörte zur Szene. Er hat die Band 1963 kennengelernt, als sie im "Kaiser Keller" in Hamburg auftraten. Später lebte er zeitweise bei Ringo Starr und George Harrison, der einer seiner besten Freunde wurde. Der Film zeigt die Sessions mit seinen Wegbegleitern, wie sie alte Songs aufleben lassen, die sie zusammen gespielt haben. Sie tauschen Erinnerungen aus, zu denen Originalaufnahmen eingeblendet werden.

George Harrison hatte Voormann 1966 mit dem Album-Cover beauftragt. Es sei unheimlich gewesen für die berühmteste Band zu arbeiten, meint Voormann rückblickend. Später hat er Covers für andere Musikgrößen entworfen, wie die Bee Gees oder Jimmy Hendrix, aber auch für den Spiegel oder die Vogue gearbeitet. Als Bassist war er ebenfalls sehr gefragt. Er spielte bei Manfred Mann und war Gründungsmitglied der Plastic Ono Band. John Lennon hatte Eric Clapton und ihn verpflichtet und sie sollten zu einem Konzert nach Toronto fliegen. Weil sie noch nie gemeinsam gespielt hatten, probten sie während des Flugs auf der letzten Sitzreihe. "Dann ging es direkt zum Auftritt", erzählt Voormann. Er wird von seinen Freunden als bescheiden und zurückgezogen beschrieben und das ist er offenbar heute noch. Auch in Bernried sitzt er unauffällig an einem Nebentisch. Er wirkt fast so, als ob ihm das Aufhebens, das in dem Film um seine Person gemacht wird, peinlich wäre. Der Regisseur habe den Film zwar liebevoll gemacht, aber aus seinem persönlichen Blickwinkel erzählt, erklärt er in seiner ruhigen Art. "Er sieht mich als Träumer, der durchs Leben wankt, aber das ist nicht ganz der Fall."

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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