Bernried:Buchheim-Museum will wachsen

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Finanzminister Albert Füracker (links) und Stiftungsvorsitzender Walter Schön beim Gang durchs Museum. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Künftig sollen mehr Exponate aus dem Depot gezeigt werden, doch der Freistaat hält sich mit einer Zusage für die Finanzierung bedeckt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Das Buchheim-Museum in Bernried platzt aus allen Nähten und braucht mehr Platz. Beim Jahresempfang der Buchheim-Stiftung am Samstag bat der Vorsitzende Walter Schön den Bayerischen Finanzminister Albert Füracker um Unterstützung. Obwohl Füracker das Museum lobte als "Leuchtturm für den ganzen Freistaat Bayern", hielt er sich bei der Bitte um Finanzmittel bedeckt und antwortete mit dem bairischen Spruch "Schaun ma mal".

Wie Schön erläuterte, ist das Museum für die Buchheim-Sammlung mit einem Versicherungswert von 100 Millionen Euro gebaut worden. Nun sei die Gerlinger Sammlung mit einem Versicherungswert von 140 Millionen Euro hinzugekommen. Damit ist das Museum nach Angaben des Vorsitzenden zum größten Haus für Expressionismus in Süddeutschland aufgestiegen. Allerdings könne nur ein Teil der Exponate gezeigt werden. Um die im Depot gelagerten Werke der Öffentlichkeit präsentieren zu können, müsse sich das Museum für die Zukunft rüsten und vergrößert werden. Zusätzlich will sich die Stiftung laut Schön um weitere Zustiftungen bemühen und Ankäufe tätigen. Ein privater Spender sei bereits gefunden.

Ein weiteres großes Ziel des Museums ist es, Kinder und Jugendliche für die Kunst zu begeistern. Das "Labor der Phantasie" findet laut Schön so großen Anklang, dass "man mehr daraus machen sollte". Nach den Plänen der Museumsleitung sollte in den Sommermonaten ein Zirkuszelt auf der Grünfläche aufgestellt werden. Doch sowohl das Landratsamt Weilheim-Schongau, als auch die Schlösser- und Seenverwaltung hatten den Standort im Landschaftsschutzgebiet abgelehnt.

Nun präsentierte Schön einen neuen Vorschlag: Vor dem Hintergrund, dass das Museumsschiff "Phantasie" verschrottet werden soll, könnte es "ein Leben nach der Schifffahrt bekommen und hier vor Anker gehen". Dafür könnte das Schiff für die Kinderbetreuung umgerüstet und einen festen Platz auf der Wiese in Ufernähe bekommen. "Mit Hilfe des Finanzministers, der Förderer und Freunde könnten wir es schaffen", gab sich der Vorsitzende überzeugt. Auch Museumsdirektor Daniel Schreiber zeigte sich optimistisch. Der einzige Unsicherheitsfaktor sei die Schösser- und Seenverwaltung, die den Standort befürworten müsse, sagte er.

Laut Schreiber haben sich die Besucherzahlen zwischen 2013 und 2017 von rund 55 000 auf 125 000 jährlich erhöht. Eine wichtige Grundlage für diesen Erfolg sei die Aufhebung des von Lothar-Günther Buchheim festgelegten Leihverbots gewesen. "Unser Ehrgeiz liegt bei 100 000 Besuchern", betonte der Museumschef. Dieses Jahr allerdings habe man erst 75 000 erreicht. Wie er betonte, sei das kein Rückschlag, man habe nur alle Hände voll zu tun gehabt. Die Gerlinger-Sammlung musste bearbeitet werden. Darüber hinaus wurden die erhaltenswerten Teile der Feldafinger Buchheim-Villa ins Museum integriert. Neben den Räumen, die abgerissen und im Museum wiederaufgebaut wurden, mussten laut Schreiber 60 Regalmeter Archivmaterial und 50 000 Bücher nutzbar gemacht werden. Denn der Nachlass war von Schimmelsporen befallen, der die Grenzwerte um das 40-fache überschritt. Die Reinigung durch eine Fachfirma habe rund 100 000 Euro gekostet.

Neben dem Bewahren und Sammeln sieht der Museumschef die Forschung als große Aufgabe. "Wir haben das Leben Buchheims zwischen 1933 und 1945 ergründet", berichtete er. Nun wolle man herausfinden, wer die Vorbesitzer der Werke aus Buchheims Sammlung gewesen seien. Schreiber will staunenswerte Ausstellungen zeigen und das Angebot für Kinder ausweiten, um das Haus zu öffnen für spielerische Erfahrungen. So könne man aus dem Museum ein Fest für die Sinne zu machen, wie es sich Lothar-Günter Buchheim gewünscht habe.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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