Benediktbeuern/Berg:Heimliche Residenz, unheimlicher Tod

Lesezeit: 2 min

Schloss Berg und Votivkapelle auf einer Postkarte aus dem Jahr 1914. Abbildung: Kunst- und Verlagsanstalt Martin Herpich, München/oh (Foto: Kunst- und Verlagsanstalt Martin Herpich, München)

Die Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern zeigt eine Ausstellung über König Ludwig II. und Schloss Berg

Von Felicitas Amler, Benediktbeuern/Berg

Wer von König Ludwig II. und Schloss Berg hört, denkt sofort an den mysteriösen Tod des Wittelsbachers im Starnberger See. Die Hintergründe dieses Dramas sind letztlich nicht aufgeklärt, was reichlich Raum für Legenden und Verschwörungstheorien lässt. "Das Todesereignis wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, analog zu dem legendären Ausspruch Ludwigs II., den er 1876 an eine Schauspielerin gerichtet hat: 'Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen!'", schreibt SZ-Redakteur Hans Kratzer dazu in seiner "Chronik der letzten Lebenstage von Ludwig II." Die Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern in Benediktbeuern widmet dem Schloss Berg nun eine Ausstellung, die es als "heimliche Residenz" des Königs und als dessen Paradies am Starnberger See zeigt.

Kurator der Ausstellung in der Fachberatung Heimatpflege ist der Autor Alfons Schweiggert, der 2017 das Buch "Ludwig II. und sein Paradies am Starnberger See" herausgegeben hat. Die Schau zeigt die Geschichte des Schlosses auf und schildert wichtige private und politische Ereignisse, die sich während der Regierungszeit Ludwig II. in Berg zugetragen haben.

Von allen seinen Schlössern sei Ludwig II. Berg am liebsten gewesen, erklären die Veranstalter. Der König habe sich zeitlebens gern am Starnberger See aufgehalten; seit seiner Kindheit sei die Gegend eine Art Paradies für ihn gewesen. "Neben der Roseninsel, Possenhofen und vielen anderen Uferorten stand Schloss Berg im Mittelpunkt, das er zu seiner Sommerresidenz machte. Alljährlich verlegte er am 11. Mai seinen Sitz nach Berg und führte bis Ende Oktober von dort aus die Regierungsgeschäfte." Dafür sei eigens eine Telegrafenleitung ins ferne München eingerichtet worden. "Berg war aber nicht nur das Lieblingsschloss des Königs, sondern auch die tragische letzte Station seines Lebens." Nach seiner Entmündigung 1886 war Ludwig nach Schloss Berg gebracht worden, wo er und der Arzt Bernhard von Gudden bei einem Spaziergang auf rätselhafte Weise im Starnberger See ertranken.

Die Heimatpfleger des Bezirks zitieren die Schriftstellerin Luise von Kobell, die mit August von Eisenhart, dem Kabinettssekretär von König Ludwig II. verheiratet war: "In Berg verlebte Ludwig die sonnigste und düsterste Zeit seines Lebens." Und weiter: "Wie in einem Ring berühren sich hier Anfang und Ende." Das mache diese königliche Wohnstatt so einzigartig.

Doch auch die Lage des Schlosses - es ist das verborgenste der "Märchenschlösser" - übt aus Sicht der Veranstalter einen Reiz aus. "Anders als in Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee haben Besucher hier seit fast einem Jahrhundert keinen Zutritt mehr." Das Anwesen war nach dem Tod des Königs Museum und gehört seit 1923 dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es einige Jahre vom amerikanischen Militär genutzt. Größere Veränderungen, so die Veranstalter, habe es 1949 bis 1951 erfahren, als die Türme, Zinnen und der neugotische Fassadenstuck entfernt wurden und das Schloss äußerlich wieder die ursprüngliche barocke Anmutung erhielt. Es ist heute in Privatbesitz.

Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. So sollen in einer Podiumsdiskussion in Berg verschiedene Fragen beleuchtet werden: War Schloss Berg wirklich des Königs Lieblingsschloss und heimliche Residenz? Warum hielt er sich gerade hier so gerne auf? Welche rätselhaften Episoden und politisch bedeutsamen Ereignisse spielten sich in Berg ab? Welche Geheimnisse um den letzten Aufenthalt und den Tod Ludwigs II. sind noch immer nicht enträtselt?

Vernissage am Sonntag, 6. Mai, 18 Uhr, Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern, Maierhof im Kloster Benediktbeuern, Michael-Ötschmann-Weg 4; geöffnet Sonntag 11 bis 17 Uhr, Dienstag und Samstag 13 bis 17 Uhr, Eintritt frei ; bis 3. Juli.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: