Baustelle:Die Stauzeit kommt wieder

Lesezeit: 3 min

Die Funken fliegen, wenn an den Stahleingeweiden der Brücken geschweißt wird, wie hier auf der Baustelle beim Autobahndreieck Starnberg. (Foto: Georgine Treybal)

Nach dem G7-Gipfel beginnen auf der Garmischer Autobahn Garmisch zwischen Starnberg und Fürstenried wieder die Bauarbeiten. Fünf Brücken werden saniert. Wie im Vorjahr gibt es wieder eine "Wechselverkehrsführung"

Von Otto Fritscher, Starnberg

Eigentlich wären die Bauarbeiter auf der A95 schon längst zugange. Aber den hochmögenden Teilnehmern des G-7-Gipfels am übernächsten Wochenende auf Schloss Elmau ist es zu verdanken, dass der Verkehr auf der Garmischer Autobahn zwischen dem Autobahndreieck Starnberg und München bisher noch ungehindert läuft. Für den Fall, dass schlechtes Wetter keine Hubschrauberflüge für die sieben Regierungschef zulässt, und für die Vielzahl der Delegationsmitglieder, aber auch für Tausende von Polizisten und Journalisten, soll die Autobahn keine kilometerlange Dauerbaustelle sein, über die sie mit Tempo 60 zuckeln müssen.

Das wäre der Fall, wenn mit der Sanierung von fünf Brücken auf der östlichen Richtungsfahrbahn, die den Verkehr nach München aufnimmt, schon wie - ursprünglich geplant - im April begonnen worden wäre. So werden die Bauarbeiter erst unmittelbar nach dem G7-Gipfel, der am 7. Juni endet, mit schwerem Gerät anrücken, um fünf rund 50 Jahre alte Brücken zwischen dem Dreieck Starnberg und der Ausfahrt München-Fürstenried zu erneuern. Für die Autofahrer heißt dies vor allem: Sie müssen - wie schon im Vorjahr - viel Geduld aufbringen, denn es ist mit Behinderungen und Staus bis in den Herbst hinein zu rechnen. Das Ende der Arbeiten ist für Dezember geplant - wenn alles gut geht, und die Frostperiode nicht zu früh einsetzt.

Die Verkehrsführung wird so aussehen, wie sie schon von April bis September vergangenen Jahres auf der A95 praktiziert worden war - damals als bundesweites Pilotprojekt: Der gesamte Verkehr in beide Fahrtrichtungen muss sich die westliche Richtungsfahrbahn - die normalerweise in Richtung Garmisch führt - teilen. Aus den drei Spuren werden dann fünf, aber engere Fahrstreifen gemacht. Zwei fest installierte für jede Fahrtrichtung, und ein zusätzlicher Fahrstreifen in der Mitte dazwischen, der 6.30 bis 10.30 Uhr den Verkehrsstrom in Richtung zusätzlich aufnimmt. Von 15.30 bis 20 Uhr rollen dann die Autos auf drei Spuren, in die andere Richtung, aus der Stadt heraus. "Diese Wechselverkehrsführung richtet sich danach, zu welchen Tageszeiten und an welchen Wochentagen die Verkehrsspitzen auftreten. Entsprechend wird der Zusatzfahrstreifen freigegeben", erklärt ein Sprecher der Autobahndirektion Südbayern. In der Nacht bleibt die Zusatzspur gesperrt - dazu werden die Sperreinrichtungen jedes Mal eigens von Arbeitern aufgebaut.

Ein großer Aufwand, aber: "Diese Wechselverkehrsführung hat sich bewährt", sagt der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern, die für die Baumaßnahmen zuständig ist. Zum einen habe sie tatsächlich geholfen, den Verkehrsfluss je nach Tageszeit und Wochentag zu verstetigen. Und sie habe einen positiven Effekt auf die Verkehrssicherheit gehabt: "Die Zahl der Unfälle ist im Vergleich zum Vorjahr ohne Baustelle sogar um fast die Hälfte zurückgegangen." Zudem hätten "intensive Geschwindigkeitskontrollen der Polizei" bestätigt, dass sich die Verkehrsteilnehmer weitgehend an die Tempobegrenzung - 60 km/h zu Zeiten der Wechselverkehrsführung, sonst 80 km/h- gehalten hätten.

Nach Abschluss der Brückenbauarbeiten im Herbst erhält dann noch die Fahrbahn in Richtung München einen neuen Belag. "Das erledigen wir gleich in einem Aufwasch mit", so der Sprecher. Die Bauarbeiten auf der Autobahn zeigen auch Auswirkungen auf den Fahrradverkehr - und sogar auf Fußgänger. Denn zeitweise müssen einige Unterführungen, die unter der Autobahn hindurch auf die jeweils andere Seite des Forstenrieder Parks führen, gesperrt werden. Auch der viel befahrene Äußere Münchner Radlring ist betroffen. "Es werden ausgeschilderte Umleitungen eingerichtet werden", kündigt der Sprecher der Autobahndirektion an. Inwieweit auch der Verkehr auf der alten Olympiastraße, die parallel zur Autobahn verläuft, behindert wird, ist noch ungewiss.

Die Garmischer Autobahn, die zwischen 1965 und 1982 gebaut wurde, gehört zwar zu den am wenigsten belasteten Trassen im Autobahnnetz rund um München. Dennoch verkehren hier auf dem sechsspurigen Abschnitt zwischen München und Starnberg bis zu 60 000 Autos am Tag. Südlich von Wolfratshausen sind es nur noch 30 000 Fahrzeuge, und am Autobahnende noch 13 000. An schönen Wochenenden sind es vor Garmisch allerdings viel mehr Autofahrer, die Richtung Berge wollen.

Eine gute Nachricht noch zum Schluss: Auf der A952, dem Zubringer von Starnberg zum Autobahndreieck, sind für heuer keine Bauarbeiten geplant. Auf diesem Abschnitt sind die Brücken schon im vergangene Jahr saniert und erneuert worden. Und eine Besonderheit wird sicherlich die nächsten Jahrzehnte bestehen bleiben, falls der umstrittene Autobahn-Lückenschluss durch den Forstenrieder Park, der Südring, nicht doch kommt: Momentan ist die A95 die einzige Autobahn in Deutschland, die keinen Anschluss an das übrige Autobahnnetz hat. Sie beginnt am Münchner Luise-Kiesselbach-Platz und endet bei Eschenlohe.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: