B2-Tunnel-Projekt:Lastwagen versus Radfahrer

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In Spitzenzeiten ist die Petersbrunner Straße - hier an der Kreuzung zur Moosstraße - bereits jetzt viel befahren. Für Radfahrer ein gefährliches Unterfangen - insbesondere dann, wenn Lastkraftwagen kreuzen. (Foto: Nila Thiel)

Die Pläne für den Umbau der Petersbrunner Straße stoßen bei Anliegern wie einigen Stadträten auf Kritik. Vor allem die Idee, einen kombinierten Fuß- und Radweg direkt an der künftigen Staatsstraße zu bauen, ist umstritten

Von Peter Haacke, Starnberg

Die in der Vorwoche präsentierten Pläne der Stadtverwaltung zum Umbau der Petersbrunner Straße im Starnberger Gewerbegebiet sind bei Anliegern und Gewerbetreibenden überwiegend auf Skepsis gestoßen. Auch bei den Stadträten ist insbesondere das Vorhaben, einen kombinierten Fuß- und Radweg neu zu integrieren, umstritten. Hinter den Kulissen schwelt eine Diskussion zur Frage, ob sich Lastwagen, Radfahrer und Fußgänger vertragen auf einer Straße, die laut Prognose künftig nahezu die doppelte Anzahl von Fahrzeugen verkraften muss.

Der Durchstich der Petersbrunner Straße zur Bundesstraße 2 im Zuge des Tunnelbaus ist beschlossene Sache. Spätestens im Sommer 2019 soll ein an der B2 gelegenes Wohnhaus abgerissen werden, um eine Verbindung zwischen Münchner und Gautinger Straße herzustellen. Dann soll auch die Petersbrunner Straße umgebaut werden: Das Staatliche Bauamt Weilheim ist für die Fahrbahn zuständig, die Stadt Starnberg für Bereiche abseits der Straße. Geplant sind ein kombinierter Geh- und Radweg mit vier Meter Breite sowie Parkbuchten mit Bäumen; die zweispurige Fahrbahn soll 6,50 Meter breit sein. Die Kosten für das Vorhaben in Höhe von voraussichtlich rund zwei Millionen Euro teilen sich Stadt (51 Prozent) und Land (49).

Bei der Stadtverwaltung gingen bislang erst drei E-Mails von Betroffenen ein und es wurde ein Gespräch geführt. Aktiver zeigte sich der Stadtrat. Die Debatte stieß Angelika Kammerl (Parteifreie) an: Sie beantragt die Verlegung des Radwegs auf der nördlich gelegenen Rückseite der Gewerbegrundstücke als "sinnvolle Maßnahme". Sie stellt fest, dass der Ausbau der Peterbrunner Straße zur Staatsstraße eine erhebliche Steigerung des Verkehrsaufkommens zur Folge hat. Die Anzahl der Fahrzeuge soll sich mit Fertigstellung des Tunnels laut Prognose von derzeit 4100 auf 7100 erhöhen. Die Belieferung der Betriebe führe bereits jetzt zu Verkehrsstörungen. Unter "Stresssituationen" seien Konflikte bei Ein- und Ausfahrt in die Grundstücke programmiert, Radfahrer seien erheblich gefährdet. Die Verlegung des Radweges habe zudem den Vorteil, dass die Fahrbahn breiter wäre. Anstelle begrünter Buchten sollten Parkstreifen auf die Fahrbahn aufgemalt werden; neben einer Kostenersparnis sei auch das Problem des Platzmangels im Kurvenbereich der Petersbrunner Straße gelöst und eine Anlieferung durch Lkw problemlos. Für Radfahrer, die zu den Betrieben wollen, könne man einen Schutzstreifen auftragen: Bei zwei Gehsteigen (jeweils 1,92 Meter breit) und einem Parkstreifen (2,18 Meter) verblieben für die Fahrbahn somit 8,20 Meter statt der bislang vorgesehenen 6,50 Meter.

Einige Stadträte reagierten positiv auf Kammerls Vorstoß: Otto Gaßner (UWG) fände einen Radweg hinter den Gewerbegrundstücken am Rande des Leutstettener Mooses schöner, verweist aber auf das Problem des FFH- und Naturschutzgebietes ab Hausnummer 5a, wo einst ein Weg ins Moos führte. Allerdings sei in der Flurkarte keine Wegeführung mehr verzeichnet. Möglicherweise aber existiere "auf den Grundstücken hier ein Wegerecht für die Stadt Starnberg oder für die hinten liegenden Grundstücke". Fraktionskollegin Angelika Wahmke plädiert als ADFC-Vertreterin ebenfalls für eine Verlegung, es müsse jedoch sichergestellt sein, dass Radfahrer spätestens ab dem Receyclinghof ins Gewerbegebiet einfahren können. Michael Mignoli (BLS) ist für die Verlegung, "weil damit tatsächlich eine große Gefahrenquelle eliminiert würde". Vize-Bürgermeister Klaus Rieskamp erkennt den Vorteil einer "konfliktfreien Radverbindung" von Percha zum Bahnhof Nord. Einzig Franz Sengl (Grüne) sträubt sich bislang: Einen Radweg in möglichst schöne Umgebung zu verlegen, sei nur für Freizeitradler richtig. Für Alltagsradler, die auch zur Arbeit ins Gewerbegebiet fahren, gelte das nicht. "Außerdem gefällt mir die Vorstellung nicht", schreibt Sengl, "den Autofahrern so viel Platz wie möglich zu schaffen".

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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