Ausstellung:Zuerst die Farbe

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Dörthe Fürbeck zeigt in Dießen abstrakte und figurative Malerei

Von Katja Sebald, Dießen

Auf den ersten Blick ist es ein sommerliches Fest der Farben, das die Malerin Dörthe Fürbeck aus Tutzing derzeit im Taubenturm des Dießener Heimatvereins feiert. Erst beim näheren Hinschauen entdeckt der Betrachter Landschaften, Blüten und Wasserspiegelungen in ihren Bildern, dann tauchen Figuren auf - und schließlich steigen in der "Zwischendämmerung", so der ein wenig geheimnisvolle Titel der Ausstellung, Geschichten von den Wänden, leise und flüchtig wie Seifenblasen.

Dörthe Fürbeck wurde 1968 in München geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Grafikdesignerin an der Blocherer-Schule sowie ein Studium der Malerei an der Münchner Kunstakademie. Sie arbeitet unter anderem als Illustratorin. "Herzstück" ihrer Malerei seien die reinen Farbbilder, die sie auch als "non-verbal" bezeichnet. Abstraktion und Figuration wechseln sich jedoch in ihrem Werk nicht nur ab, sondern bedingen einander gegenseitig: Die versierte Illustratorin ist selbst eine Geschichtenerzählerin - und sie braucht niemanden, der ihr einen Text zu ihren Bildern schreibt.

Ausgangspunkt für die Werke von Dörthe Fürbeck ist immer die Farbe, die die Künstlerin selbst anmischt. (Foto: Nila Thiel)

Ausgangspunkt für ihre zunächst abstrakten Kompositionen ist immer die Farbe, die sie als Eitempera selbst anmischt. Diese besonders leuchtintensiven Farben werden auf der Leinwand oder manchmal auch auf einem Holzuntergrund, in starken Klängen nebeneinander gesetzt. So entstehen stark verdichtete, in vielen übereinanderliegenden Schichten und zusätzlich mit Wachs und Buntstift bearbeitete Bildwelten - in jüngster Zeit aber auch besonders großzügige und luftige Anordnungen, wie mit leichter Hand entworfen.

Und gerade hier bieten nun querverlaufende Pinselspuren oder gar Horizontlinien Assoziationen zu Darstellungen von Topografie und Vegetation an. Wie zufällig "wächst" ein großer Ast ins Bild, im Laub spielt hier das Sonnenlicht in allen Farben. Anderswo schillert es bunt auf einer Wasserfläche oder in dunklen Grüntönen auf einer Waldwiese. In manchen dieser suggestiven Beinahe-Landschaften verbergen sich Beinahe-Figuren und Beinahe-Dinge. Auch die kleinformatigen Mädchenbilder, an denen Fürbeck seit vier Jahren arbeitet, sind mehr aus einer Art Vorahnung denn aus der Erinnerung entstanden: "Sternenkinder Ahnen" nennt die Künstlerin diese Serie von in durchscheinenden Tönen gemalten Kinderporträts.

Der "Taubenturm". (Foto: Nila Thiel)

Tatsächlich liegt Fürbecks große Stärke im figürlichen Zeichnen und in zarten, stimmungsvollen Portraits. Im obersten Turmstübchen hat sie eine ganze Reihe von Papierarbeiten an die Wände gepinnt: Jede einzelne wirkt wie der Beginn einer Erzählung, in der vieles offen gelassen wird - oder wie das Ende einer Traumsequenz. "Weißt du noch Trude, in Rom?" heißt etwa eines dieser Blätter , ein anderes ist mit "Bestattung der Königin" betitelt. Diese mit Tusche, Bleistift und oftmals sehr flüssiger Farbe auf Packpapier entstandenen Arbeiten bestechen durch ihren schönen Strich und durch ein sehr gekonntes Weglassen.

Die Ausstellung "Zwischendämmerung" ist noch am 10. und 11. sowie am 17. und 18. August jeweils von 12 bis 18 Uhr im Dießener Taubenturm beim Marienmünster zu sehen.

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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