Ausstellung:Kunst erlebbar machen

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Auf "Fremdlinge" treffen Spaziergänger in Steinebach. (Foto: oh)

In Wörthsee soll ein Skulpturenweg entstehen. Der Gemeinderat ist dafür, will aber wissen, was aufgestellt wird

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Sie heißen "Liegende", "Schwelle", "Welle" oder "Grand Canyon". 21 Kunstwerke zieren den eineinhalb Kilometer langen Skulpturenweg zwischen Schondorf und Eching. Was dem Ammersee recht ist, soll dem Wörthsee nur billig sein. Findet zumindest der Gemeinderat Wörthsee. "Eine gute Idee", kommentierte Bürgermeisterin Christel Muggenthal den Antrag von Andreas Huber und Johannes Englmeier in der Sitzung am Montag. Die Beiden, der eine Produktdesigner, der andere Koch und Metallkünstler, wünschen sich in der Gemeinde mehr öffentlichen Platz für Kunst und Kommunikation, und den sollen sie haben.

Wie so ein Weg bestückt werden könnte, ist jetzt schon zu sehen: Von Englmeier stehen sieben "Fremdlinge" am Weg entlang des Steinebacher Schlittenbergs. Grundstücksbesitzer Paul Grundler hat es erlaubt. Die Skulpturen sind inspiriert von Luz Severino und eine Hommage an den kürzlich verstorben Obinger Künstler Hans Thurner, dessen Schüler Johannes Englmeier war. Sie wurden, auch unter Mitwirkung der Pariser Kunststudentin Thais Allombert, alle aus recycelten Bau- und Verpackungsmaterialien gefertigt, teilt der Wörthseer mit. Die Aufstellung der Fremdlinge sei aber auch eine politische Aussage. Dass die Gemeinde Wörthsee so wenige Flüchtlinge wie kaum eine andere Gemeinde im Umkreis aufnehmen konnte, beschäftigt Englmeier auch bei seiner Kunstinstallation.

Der Skulpturenweg soll nicht nur Wörthseer Künstlern vorbehalten sein, sondern auch regionalen und überregionalen, heißt es in dem Antrag. Die Antragsteller wollen sich um die Auswahl der Künstler und ihrer Werke und um den Aufbau kümmern. Als Standorte für Installationen seien unter anderem die öffentlichen Badeplätze vorstellbar, an den Kiosken am Wörthsee, am Rathaus, aber auch auf Privatgrundstücken. Drei Eigentümer am Bichlberg, am Donarbichl und am Höhenweg hätten bereits ihr Einverständnis erklärt.

Hans Thurner, der Lehrer von Englmeier, hat 1988 den ersten bayerischen Skulpturenweg in Wasserburg initiiert. Seine Motivation war, Kunst auch außerhalb von Galerien und Museen für jedermann zugänglich zu machen und die Bürger mit moderner Kunst zu konfrontieren, heißt es in dem Antrag. Wörthsee habe als Gemeinde mit viel Kultur und Tradition - Fischerstechen mit Seefest, Christkindlmarkt, Bauernbühne, Trachtenverein, Blaskapelle, Konzertverein - auch das Potenzial, der "bildenden Kunst mehr Raum zu geben".

Im Frühjahr sollen die ersten offiziellen Skulpturen und Installationen aufgestellt werden, kündigen Huber und Englmeier an. Sollte das Projekt erfolgreich sein, wäre auch die Gründung eines Vereins denkbar.

Die Gemeinderäte haben den Antrag am Mittwoch im Prinzip einstimmig genehmigt. "Kunst im Alltag präsent und erlebbar zu machen", sei eine gute Sache, meinte die Bürgermeisterin. Aber bevor die Gemeinde die Schirmherrschaft über das Projekt übernimmt, müssten erst noch rechtliche Fragen wie der Versicherungsschutz geklärt werden. Fast noch wichtiger: Die Gemeinderäte möchten vorher sehen, was da aufgestellt wird.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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