Ausstellung in Bernried:Wilde Damen im Gewölbe

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40 Künstler stellen ihre Skulpturen, Bilder und Objekte im Sommerkeller, im Klosterhof und im Buchheim-Museum aus

Von Katja Sebald, Bernried

Die heute in Bernried ansässigen Künstler berufen sich auf Moritz von Schwind,, Wilhelm Leibl, Lovis Corinth, Olaf Gulbransson und viele andere, die sich in früheren Zeiten von dem malerischen Ort inspirieren ließen und hier in den Sommermonaten arbeiteten. Längst aber hat die "Bernrieder Kunstausstellung" selbst eine beachtliche Tradition: In diesem Jahr findet sie zum 43. Mal statt - und wie bei anderen bedeutenden Kunstevents werden auch in Bernried gleich mehrere Ausstellungsorte bespielt.

Der Rundgang beginnt im beeindruckenden Ambiente des historischen Sommerkellers unter dem Rathaus. Nach einem Abstecher ins Salettl des "Gasthofs 3 Rosen" - und vielleicht einer kleinen Stärkung - geht es weiter über die Torbogenhalle im Klosterhof hinüber zum Buchheim-Museum.

Die 17 Bernrieder Künstler rund um die Organisatorin Ingrid Klemm-Beyer haben sich heuer mehr als zwanzig Gastaussteller eingeladen, die unterschiedlichste Positionen vertreten. Entstanden ist ein so abwechslungsreicher wie opulenter Kunstparcours. Im Sommerkeller bekommt eine der "selbstähnlichen Maschinen" des Berliners Felix Scharstein einen großen Auftritt: Das Metallobjekt kauert zunächst in einer Wandnische am hinteren Ende des weitläufigen Gewölberaums, auf Knopfdruck aber entfaltet es sich wie ein riesenhaftes Farnblatt oder wie ein Monster, das sein unersättliches Maul aufreißt. Der Schatten, den es dabei an die unverputzte Wand wirft, ist ein Kunstwerk für sich.

Einen spannenden Kontrast zur kühlen Ästhetik dieser von ihrem Schöpfer als "mechanischer Grenzgänger" bezeichneten Arbeit bilden die wilden Damen, die im Gefolge des Holzbildhauers Gregor Oehmann im Sommerkeller eingezogen sind: Es sind wohlgerundete weibliche Figuren, die er direkt aus dem Stamm herauswachsen lässt oder aber weibliche Büsten, die er mit völlig überdimensionierten "Sturmfrisuren" ausstattet. Im Bereich der Malerei reicht die Bandbreite von den geradezu altmeisterlichen Apfelportraits von Stefanie Aufmuth über die glühenden Berglandschaften von Bernd Bach bis hin zu den ruhigen Landschaftskompositionen von Gerd Eisenblätter und schließlich den reduzierten Streifenbildern von Reinhild Stötzel. Ernst-Hermann Ruth druckt stark vergrößerte und verfremdete Fotomotive auf Leinwand, Bessy Schnaiter macht aus Fotos Verlour-Wandteppiche und Ariane Koch zeigt eine Reihe von quadratischen Objektbildern und Leuchtkästen. Ebenfalls im Sommerkeller ist die große Gemeinschaftsarbeit zu sehen, für die jeder der teilnehmenden Künstler ein quadratisches Mosaiksteinchen beigetragen hat.

Auch in dieesem Jahr durfte sich Daniel J. Schreiber, Direktor des Buchheim-Museums, aus allen eingereichten Arbeiten die schönsten aussuchen - deshalb sollte man diese Etappe des Ausstellungsrundgangs auf keinen Fall verpassen. Der Holzbildhauer Hans Panschar aus Allmannshausen ist im Museum mit einer ganzen Reihe seiner ungewöhnlich-erzählerischen Objekte zu sehen: Er zeigt eine schwarze Stadt, deren hohe Häuser auf schlanken Stelen aus Eichenholz balancieren, und ein großes, ebenfalls durch Brand geschwärztes "Stadtrad". In der Arbeit "Doppelarche" lässt er zwei Schiffe über schneebedeckten Berggipfel tanzen. "Das Haus des Dichters" hat er auf einem riesigen Bleistift errichtet, und den beiden müden "Rudergesellen" gönnt er eine kleine Verschnaufpause. Rundherum an den Wänden sind hier die Blumenbilder und verträumte Mädchenbildnisse von Gloria Hinkel zu sehen, außerdem ein "Traumbaum" in der eigenwillig getupften Maltechnik von Susanna Ladda und die bewegten Stadtlandschaften von Gabriele Strehlau.

Die "Bernrieder Kunstausstellung" ist bis zum 13. August im Klosterhof und bis zum 15. August im Sommerkeller zu sehen. Geöffnet ist an Werktagen von 14 bis 19 Uhr, am Wochenende und am Feiertag von 10 bis 19 Uhr. Die Ausstellung im Buchheim-Museum ist bis 29. September zu besichtigen.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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