Ausländerbeirat im Landkreis:Auf Anhieb an die Spitze

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Der Österreicher Klaus Brandtner ist neuer Vorsitzender des Ausländerbeirats im Landkreis Starnberg. (Foto: Nila Thiel)

Klaus Brandtner leitet nach dem Rückzug der frisch gewählten Vorsitzenden den das Gremium. Der 48-Jährige kommt aus der Finanzbranche und vertreibt beruflich Gewächshäuser in Paraguay

Von Otto Fritscher, Starnberg

Als Profi, der andere Menschen bei Investitionen berät, kann Klaus Brandtner sicherlich mit Zahlen umgehen und strategisch denken. Doch manchmal kommt es auch bei ihm anders, als er denkt. "Da kam im vergangenen Herbst dieser Brief vom Landratsamt, der an alle ausländischen Mitbürger im Landkreis Starnberg gegangen ist. Da hab' ich mir spontan gedacht, das ist interessant, da mache ich doch einfach mit", sagt der 48-jährige Österreicher und lacht. Und flugs stand er auf der Kandidatenliste bei der Wahl zum Ausländerbeirat im Landkreis Starnberg - und schaffte es auf Anhieb in das fünfzehnköpfige Gremium. Nach dem kurzfristigen Rückzug der frisch gewählten Vorsitzenden aus beruflichen Gründen steht er dem Ausländerbeirat nun sogar vor. "Ich freue mich auf diese spannende Aufgabe", sagt Brandtner.

Ein genauer Aktionsplan für die Zukunft - die Amtsperiode dauert immerhin sechs Jahre - ist noch nicht beschlossen worden. "Wir diskutieren aber jeden Monat intensiv", sagt der neue Vorsitzende. Nur eines ist bis jetzt klar: Das Internationale Straßenfest, das vor Jahren den "Tag des Ausländers" auf dem Kirchplatz ablöste, wird es in der bekannten Form nicht mehr geben. Der Grund: "Das ist immer eine teure Veranstaltung gewesen, die einen Großteil des Etats von 18 000 Euro, über den der Ausländerbeirat pro Jahr verfügen kann, verschlingt", erklärt Brandtner. Stattdessen soll es vielleicht kleinere Veranstaltungen geben, in denen sich je ein Land in den Mittelpunkt stellt.

Der Ausländerbeirat dient als Anlaufstelle für alle, die neu im Landkreis Starnberg ankommen, jenseits der Flüchtlingsproblematik. "Wir können bei Arbeitsgenehmigungen, bei der Wohnungssuche, aber auch bei Fragen nach Schulen oder der Kinderbetreuung möglicherweise helfen", erklärt Brandtner die Aufgaben. Und er verweist auf einen Vorteil des multinationalen Gremiums. Da die Mitglieder aus vielen verschiedenen Ländern stammen - von Kroatien bis China, von Portugal zur Türkei - " können wir in vielen verschiedenen Sprachen kommunizieren." Bei den Sitzungen wird allerdings Deutsch geredet.

Eines ist dem Vorsitzenden sehr wichtig: die gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, vor allem der Ausländerbehörde. Er will außerdem dafür sorgen, dass der Ausländerbeirat einen höheren Bekanntheitsgrad erreicht. Schließlich besteht das Gremium seit 1974 - der Landkreis Starnberg war damals der erste in Bayern, in dem ein solches Gremium gewählt wurde. Brandtner hat einen durchaus nicht alltäglichen Job. Als Vertriebsleiter kann man bei ihm etwa Gewächshäuser für Tomaten und Gurken samt dem zugehörigen Grundstück kaufen - an sich nichts Besonderes, nur, dass die Glashäuser in Paraguay stehen. "Ein ideales Land für Anleger, die in Agrarprodukte investieren wollen", ist Brandtner überzeugt, der schon in der Modebranche gearbeitet hat, aber auch als selbständiger Finanzberater tätig war. "Das Gemüse wird dann vor allem nach Asien exportiert, die Rendite ist sehr gut", sagt Brandtner.

Der gebürtige Linzer ist im Mühlviertel aufgewachsen, war dann sechs Jahre in einem Gemeinderat politisch tätig - und kam 1992 das erste Mal aus beruflichen Gründen nach Deutschland, ging wieder zurück nach Österreich und lebt seit nunmehr rund 15 Jahren in Deutschland - und seit einiger Zeit in Hechendorf.

Was sagt Brandtner zur aktuellen politischen Situation in Österreich? "Ich bin da neutral, aber sehr interessiert natürlich, wie es in meinem Heimatland weitergeht", formuliert Brandtner vorsichtig. Aber diese Aussage ist ganz im Sinne der Aufgaben des Ausländerbeirats, der ein überparteiliches, manche sagen sogar unpolitisches Gremium zu sein hat. Doch das ist in diesen wirren Zeiten schwierig. Und ein Ziel hat Brandtner nicht erreicht. Er hatte seine Frau, eine gebürtige Polin, ermuntert, mit ihm auf der Liste für den Ausländerbeirat zu kandidieren. Doch das wollte sie nicht.

© SZ vom 07.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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