Aus dem Amtsgericht:Mit dem Knie in den Bauch gestoßen

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Brüderpaar fordert von einem ehemaligen Freund Geld zurück. Der Prozess wird fortgesetzt

Von Christian Deussing, Starnberg

Am helllichten Tag ist vor eineinhalb Jahren ein Mann in der Leutstettener Straße in Starnberg auf dem Gehweg brutal zusammengeschlagen worden. Das Opfer fiel in einen Schneehaufen und wurde laut Anklage noch mit Tritten traktiert. Der 31-Jährige erlitt Prellungen und blutete aus der Nase und dem Mund, während die mutmaßlichen Täter ihn einfach liegen ließen und mit ihrem Auto flüchteten. Wegen dieser Tat musste sich jetzt ein Bruderpaar aus Starnberg, das seinerzeit mit dem Opfer noch befreundet war, vor dem Amtsgericht Starnberg verantworten. Den beiden 29 und 31 Jahre alten Männern wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Der jüngere Bruder erzählte im Prozess, warum es zu dem Vorfall gekommen ist. Der Starnberger berichtete hierbei, dass der Freund 80 Euro von ihm geliehen habe, weil er sich versehentlich ausgesperrt hatte und daher einen Schlüsseldienst benötigte. "Er wollte mir am nächsten Tag das Geld zurückgeben, aber nichts passierte", sagte der Gastronom. Er sei immer wieder auf den nächsten Tag oder später vertröstet worden und habe ihn dann auf Handy und Facebook angeschrieben, die dann blockiert worden seien. Einige Wochen danach war der Gläubiger mit seinem älteren Bruder nachmittags durch die Leutstettener Straße gefahren und erblickte zufällig den säumigen Schuldner. "Ich war sauer, stieg aus und verlangte mein Geld zurück, das ich dringend brauchte", sagte der Angeklagte und behauptete, dass der Kontrahent ihm in diesem Moment einen Schlag verpasst habe. "Deswegen habe ich ihn weggeschubst, aber sonst nichts gemacht", versicherte der 29-Jährige in der Verhandlung. Das Opfer soll noch vor den Fausthieben gesagt haben, überhaupt nichts mehr zurückzuzahlen, wenn man ihn jetzt so auf dem Gehweg bedränge.

Die Szene hatte der Bruder beobachtet und schritt energisch ein. Der 31-Jährige gab im Prozess zu, zwei oder drei Mal dem einstigen Freund ins Gesicht geschlagen und mit dem Knie in den Bauch gestoßen zu haben, als er auf dem Boden gelegen habe. Denn der Mitangeklagte wusste von den Schulden des Hausmeisters, der seinerzeit plötzlich von der Bildfläche verschwunden war. Nun entschuldigten sich die Brüder bei dem Starnberger für das, was auf dem Bürgersteig passiert war.

Bei den Attacken war dem Opfer, das zwei Tage in der Starnberger Klinik behandelt werden musste, auch ein Schneidezahn abgebrochen. Der Mann betonte, dass beide Angeklagte ihn geschlagen und getreten hätten. Ein Ehepaar, das damals am Tatort anhielt, sagte jetzt aus, dass die Brüder gemeinsam auf die Person eingeprügelt hätten - aber nur einer von ihnen auf den hingefallenen Mann eingetreten habe.

Auf Nachfrage des Amtsrichters räumte das Opfer ein, dass sein Vater 12 000 Euro an Schmerzensgeld und für Zahnarztkosten von den Brüdern gefordert habe. Nun will das Gericht zumindest einen Täter-Opfer-Ausgleich erreichen, der bislang zwischen Parteien gescheitert war. Der Prozess wird am 24. Juli mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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