Asylbewerber:Caritas schließt Unterkunft für Flüchtlinge

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In diesem Gebäude in der Gilchinger Sonnenstraße waren bisher minderjährige unbegleitete Flüchtlinge untergebracht. Künftig will die Caritas hier ihren Mitarbeitern Wohnraum bieten. (Foto: Georgine Treybal)

Wohlfahrtsverband führt finanzielle Gründe für die Entscheidung an. Die minderjährigen unbegleiteten Asylbewerber werden in Einrichtungen in Starnberg, Weilheim und München verteilt. Gilchinger Helferkreis übt harsche Kritik

Von Christian Deussing , Gilching

Die letzten minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge sind bereits vor Monaten aus dem ehemaligen Hotel Thalmeier an der Sonnenstraße in Gilching ausgezogen. Sie wohnen jetzt in anderen Einrichtungen - unter anderem in München und Starnberg. Der Betreiber der Gilchinger Unterkunft ist die Caritas, die das zweistöckige Gebäude 2016 für zehn Jahre angemietet hat, um dort bis zu 31 junge männliche Flüchtlinge mit 15 Fachkräften zu betreuen. Doch nun will der Wohlfahrtsverband die Einrichtung dazu nutzen, für eigenes Personal Zimmer günstig zu vermieten. Man hoffe, dass schon im Januar zum Beispiel Erzieher, Alten- oder Kinderpfleger einziehen können, sagt Sandra Bartmann, Jugendhilfe-Bereichsleiterin der Caritas. Zudem soll im Erdgeschoss eine Krippe für zehn Kinder eingerichtet werden, die der Kita-Betreiber "Alimonia Kids GbR" führen will.

Bei der Einweihung der Asylunterkunft hatte der damalige Diözesan-Caritasdirektor Hans Lindenberger noch von "Heimatverlust" und "Begegnungen, die neue Kräfte spenden", gesprochen. In dem Wohnhaus sollten die jungen, meist traumatisierten Flüchtlinge neuen Halt und menschliche Geborgenheit finden und eine gute Chance erhalten, sich hier in die Gesellschaft zu integrieren. Umso unverständlicher empfindet es daher Eva Ott vom Gilchinger Asylhelferkreis, dass die Caritas diese Unterkunft geschlossen hat. Das sei "erschütternd und nicht karitativ", empört sich die ehrenamtliche Asyl-Koordinatorin. Die Flüchtlinge, die sich in der Sonnenstraße recht wohl gefühlt hätten, seien nach München, Starnberg, Weilheim oder sonst wohin verteilt worden. Sie kenne zum Beispiel einen Afghanen, der jetzt in einem Männerwohnheim am Münchner Ostbahnhof völlig durchhänge und immer noch gern nach Gilching zu einer Nachhilfelehrerin fahre. Ott bedauert das Aus der Unterkunft in Neugilching und ärgert sich, dass die Caritas das Haus nicht weiter als Wohnheim für Asylbewerber oder anerkannte Flüchtlingsfamilien nutzt.

Es stimme, dass sich die jungen Menschen in dem Caritas-Jugendhaus durchaus geborgen gefühlt hätten, sagt der einstige Leiter Frank Woltmann. Er verweist aber darauf, dass viele der Bewohner unbedingt nach München wollten und die Unterkunft nur noch zur Hälfte belegt gewesen sei - auch deshalb, weil weniger Asylbewerber gekommen seien. Trotzdem habe man die Zahl der Mitarbeiter nicht verringern dürfen. Das sei am Ende ein "wirtschaftliches Desaster gewesen", rechtfertigt Woltmann die Aufgabe des Projektes in der Sonnenstraße. Man sei jedoch auch auf andere Träger zugegangen, damit die minderjährigen Flüchtlinge weiterhin gut betreut werden und eine Bleibe finden konnten, betont Woltmann.

Gilchings Bürgermeister Manfred Walter hat Verständnis für den neuen Kurs der Caritas. Man brauche zwar Wohnungen für Flüchtlinge, aber auch Kita-Plätze - und das sollte "nicht gegeneinander ausgespielt werden", erklärt Walter.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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