Andechs:Christbaumschmuck vom Flohmarkt

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Beim zehnten Nachtflohmarkt im Andechser Florian-Stadl machen Anbieter mit Hausrat und Sammlerstücken gute Geschäfte. Der Andrang wird von Jahr zu Jahr immer größer.

Von Astrid Becker, Andechs

Ein wenig erinnert das Treiben an diesem Samstagabend im Florian-Stadl unterhalb des Klosters Andechs an einen orientalischen Basar. Es wird um jedes Stück gefeilscht, was das Zeug hält, auch wenn der Standbesitzer Festpreise vorgegeben hat. Egal. Die vielen Menschen, die zum zehnten Nachtflohmarkt gekommen sind, hoffen darauf, die ein oder andere Weihnachtskugel, ein Paar Schuhe, einen Wintermantel oder auch Geschirr noch billiger als billig zu bekommen.

Das Gedränge beim Nachtflohmarkt im Andechser Florian-Stadl ist so groß wie das Angebot. (Foto: Arlet Ulfers)

Etwa 80 Anbieter haben sich diesmal dort eingefunden, um Hausrat, Erbstücke oder Objekte einstiger Sammlerleidenschaft feilzubieten. Und die Anfragen nach einem Standplatz werden offenbar immer mehr, wie der Homepage des Klosters zu entnehmen ist. Bereits seit längerer Zeit wird dort darauf hingewiesen wird, dass keine weiteren Anmeldungen mehr entgegengenommen würden. Günther Urbanek ist einer von denjenigen, die einen Platz bekommen haben. Er verkauft Sammlerstücke: ein Fatschenkindl zum Beispiel, also eine klösterliche Kostbarkeit aus dem Barock. In den Achtziger, Neunziger Jahren habe er viele dieser kleinen silbern und gold glitzernden Andachtsbilder gekauft, die seine Frau dann oft noch selbst verziert habe. 900 Mark habe er da schon mal ausgegeben, erzählt er: "Das war ja damals groß in Mode." Heutzutage kann er wohl nicht mehr viel damit anfangen, daher steht es zum Verkauf. Wenn er noch 250 Euro dafür bekäme, sei er froh, sagt er. Gleich neben ihm bieten zwei Herren aus Polling und Raisting, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, allerlei edel aussehenden Hausrat an. Er stammt aus dem "letzten Bauernhof" im Münchner Stadtteil Solln. Das Haus sei verkauft worden und werde sich nun samt seiner Umgebung in ein luxuriöses Wohnquartier verwandeln. Den Hausrat habe er selbst ausgeräumt, erzählt der Pollinger: "Weil der Erbe des Ganzen verkaufen und alles wegschmeißen wollte." Alles, darunter sind auch 20 Porzellantassen nebst Kuchentellern, die eine besondere Geschichte haben: "Die Bäuerin durfte einmal im Jahr mit dem Kadett ihres Mannes in Urlaub fahren und hat sich als Souvenir dann immer eine Tasse und den dazu passenden Teller mitgebracht", sagt er.

Christbaumschmuck gibt es bei Hermine Reitinger. (Foto: Arlet Ulfers)

An einem anderen Stand im Eingangsbereich des Stadls bietet eine Frau neben vielem anderen Krimskrams eine Auerhahn-Jagdtrophäe an. Von ihrem Großvater stamme die noch, der 1994 gestorben sei, erzählt sie. Aus Südtirol sei der gekommen, 13 Geschwister habe er gehabt. Das erkläre vielleicht, warum er so viel gewildert habe, sagt sie: "Das war damals normal." Manchmal habe er seiner Familie sogar Krähenbraten vorgesetzt: "Er hat die Jungvögel gefangen und dann großgezogen", erzählt sie. Eine andere Dame, Doris Glas aus Gilching, hat einen Weihnachtsengel dabei, ihre Freundin Hermine Reitinger lauter Christbaumschmuck: "Die jungen Leute haben wieder Geschmack daran gefunden, bei uns daheim verstaubt das mittlerweile", sagen sie. Besonders gefragt seien derzeit blaue und silberfarbene Kugeln, erzählt Reitinger. Sie hatte wohl ausreichend viele dabei: Ihre Standmiete hatte sie nach einer Stunde wieder erwirtschaftet.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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