Aktion am Maibaum:Ach Europa!

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Ganz feierlich mit Europa-Fahne und bayerischer Blasmusik: der Weßlinger CSU-Gemeinderat Andreas Lechermann bei seiner Ansprache auf improvisiertem Podest. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Weßlinger Verein "Unser Dorf" ruft mit einer ungewöhnlichen Kampagne zum Wählen am 26. Mai auf

Von Patrizia Steipe, Weßling

Flagge hissen, Hymne singen und damit ein Zeichen für Europa setzen: Zu einer ungewöhnlichen Aktion hatte der Verein "Unser Dorf" zum Maibaum geladen. Etwa 100 Weßlinger - darunter Gemeinderäte aus allen Parteien - waren dem Aufruf von Initiator Horst-Günter Heuck, Vorstand im Bund Naturschutz und Mitglied von Unser Dorf, gefolgt. "Die Fußballer singen doch auch vor jedem Spiel ihre Hymne", erklärte Brigitte Weiß, Vorsitzende des Veranstalters "Unser Dorf".

Im Gegensatz zur Nationalhymne sei die Europahymne für die meisten recht unbekannt, bedauerte Heuck. Trotz verteilter Notenblätter klang der gemeinsame Gesang, den die Weßlinger Blasmusik musikalisch unterstützte, noch recht zaghaft. "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium", sangen die Weßlinger. Und: "Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt". Die Musik stammt ursprünglich aus dem letzten Satz der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven.

Im Hintergrund wehte die Europafahne mit den zwölf goldenen Sternen auf blauem Grund an einem Baum. Eigentlich hätten die Initiatoren die Flagge hissen wollen, doch es fehlte eine Fahnenstange am Platz. Unter den Teilnehmern waren auch die Gemeinderäte Michael Sturm und Andreas Lechermann. "Die Gemeinde hat gar keine eigene Europafahne", bedauerte Sturm. Nur die Deutschland-, Bayern- und Weßlingfahne würden an Festtagen an die drei Fahnenstangen der Gemeinde gehängt. "Schwierige Zeiten brauchen klare Bekenntnisse", meinte Lechermann, der sich für eine gemeindliche Europafahne einsetzen möchte. Dafür müsse man eine weitere Fahnenstange errichten, stimmte Sturm zu. Zwischen den Teilnehmern stand Tim Müller. Der Weßlinger hatte sich eine riesige Europafahne um die Schulter gelegt. "Nationalstaaten sind kein gutes Konzept", betonte er. Freie Grenzen und eine einheitliche Währung seien beispielsweise Vorteile eines einigen Europas. Die Fahne werde er bis zur Wahl am 26. Mai jedenfalls an seinen Balkon hängen.

"Sprechen wir über Europa", das sei das Ziel der Aktion, betonte Horst-Günter Heuck. Er erinnerte an die umständlichen Grenzkontrollen früherer Zeiten und lobte Errungenschaften wie den Interrail-Pass oder das Erasmus-Austauschprogramm für Studenten. Die Forderung nach "nie wieder Krieg" sei der Anfang der Europäischen Union gewesen, so Heuck weiter. Mittlerweile hätten 28 Staaten Unterschlupf im Nationenverbund gefunden, der ein Garant für ein Fortbestehen des bereits 74 Jahre währenden Friedens sei. Den gelte es zu bewahren, stimmte Weiß zu.

Den Weßlingern rief sie zu: "Geht zur Wahl!" 41 Parteien und Gruppierungen stehen zur Wahl, und es darf nur ein Kreuz gemacht werden: "Hauptsache nicht extrem links oder extrem rechts", betonte Lechermann. Zum Abschluss spielte die Blaskapelle als Zugabe "Wien bleibt Wien".

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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