Stabhochsprung:Blick nach oben

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"Touch the Clouds": Rekordserie für Gräfelfings A-Jugend

Von Maria Kurth, Gräfelfing

Matthias Schimmelpfennig war überfordert. Zu viel Adrenalin, zu viele Emotionen, zu wenig Zeit zum Durchatmen. Diese Zeit nahm er sich dann einfach. "Die Athleten werden es mir verzeihen, aber wir machen jetzt mal eine kurze Pause", verkündete der Organisator des größten Stabhochsprungfestivals Deutschlands, des "Touch the Clouds", während des Wettkampfs der männlichen Jugend am Samstag. Schimmelpfennig bedankte sich bei seinen Helfern und bat alle für ein Gruppenfoto auf die Bühne. Die rund 30 Meter entfernte Anzeigetafel verriet in großen schwarzen Ziffern den Grund für Trainer Schimmelpfennigs Adrenalinrausch: 4,70 Meter. Drei Springer des gastgebenden TSV Gräfelfing waren da noch im Rennen und damit bereits für die deutschen Meisterschaften qualifiziert.

Zwei, drei kleine Tippelschritte, schneller Anlauf, kraftvoller Absprung und der bange Blick nach oben: Die Stange blieb liegen, die Jubelstürme begannen. Sebastian Weichselgartner wurde nach seinem Sprung über 4,60 Meter von den Teamkollegen und Schimmelpfennig gefeiert. Kein Wunder, er hatte nicht nur seine persönliche Bestleistung um 39 Zentimeter verbessert, sondern sich auch für die nationale Jugendmeisterschaft in Jena qualifiziert. "Ich freue mich wahnsinnig auf meine ersten deutschen Meisterschaften", sagte Weichselgartner: "Dass ich die Höhe springen kann, hat sich im Training angedeutet, aber es war trotzdem eine Überraschung."

Neue Sphären: Beim Stabhochsprungfestival in Gräfelfing schraubte Lokalmatador Sebastian Weichselgartner seine Bestmarke auf 4,60 Meter. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Jubelszenario nach Weichselgartners Sprung war kein Bild mit Seltenheitswert: So stellte Korbinian Suckfüll seine persönliche Bestleistung (4,70 m) ein und löste ebenfalls das Ticket für Jena. Die vielen gemeisterten Qualifikationshöhen ließen die Leistung von Vincent Struppler etwas in Vergessenheit geraten. Auch er verbesserte sich enorm und steigerte die eigene Bestmarke (4,50 m) um ganze 28 Zentimeter. Struppler deutete an, dass auch er die 4,60 Meter im Repertoire hat, scheiterte aber knapp im dritten Versuch. Franziska Heiß übersprang hingegen im Wettkampf der weiblichen Jugend die von Schimmelpfennig zuvor geforderten 3,60 Meter. "Ich war zwei Jahre im Internat und am Rücken verletzt. Dadurch habe ich viel Zeit verloren. Bei meiner letzten Jugendmeisterschaft will ich jetzt noch mal schön hoch springen", sagte Heiß. Ihr Jubel fiel im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen verhaltener aus. Von ihrer persönlichen Bestleistung (3,95 m), aufgestellt vor drei Jahren, ist sie noch weit entfernt.

Weit entfernt hat sich auch Julian Meuer von seiner bisherigen persönlichen Bestmarke. Er schraubte sie mal eben um 20 Zentimeter auf 4,80 Meter nach oben. Das Ziel für die nationalen Titelkämpfe ist damit klar: "Ich will nicht zu viel versprechen, aber ich würde gern so nah wie möglich an die fünf Meter heranspringen und auch überbieten", sagte Meuer. Er sprang trotz einer Meniskusverletzung, verzichtete deshalb auf einen dritten Versuch über 4,90 Meter. Der Sieg beim Heimwettkampf vor Aleksandr Askovic (LG Augsburg, 4,70 m) und Teamkollege Suckfüll war ihm zu diesem Zeitpunkt längst sicher.

Immer höher: Selbst einigen Zuschauern konnte der Beobachtungspunkt gar nicht exponiert genug sein. (Foto: Stephan Rumpf)

Der 19-Jährige kannte dann auch den entscheidenden Gräfelfinger Erfolgsfaktor: "Unser Teamspirit ist einfach unglaublich. Wir sehen uns nicht nur als Konkurrenten, sondern vor allem als Team." Ein Faktor, der auch in Jena für Emotionen und Adrenalin gut ist.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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