Staatsanwaltschaft:Ex-Rektor der Musikhochschule soll Frauen sexuell bedrängt haben

Lesezeit: 2 min

  • Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Rektor der Musikhochschule vor, zwei Frauen massiv bedrängt zu haben.
  • Es handelt sich um eine Professorin und eine Musikerin.
  • Der 61-Jährige steht ab Mittwoch vor Gericht. Er weist die Vorwürfe zurück.

Von Christian Rost

Der frühere Rektor der Musikhochschule in München und heutige Leiter des Mozarteums in Salzburg muss sich wegen sexueller Nötigung in zwei Fällen vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 61-jährigen Siegfried M. vor, während seiner Rektorentätigkeit in München eine Professorin sowie eine Musikerin massiv bedrängt zu haben. Die Musikerin soll nach dem mutmaßlichen Übergriff so schockiert und traumatisiert gewesen sein, dass sie anschließend auf dem Fahrrad verunglückte und sich einen Knöchel brach.

Der Fall wird am kommenden Mittwoch vor einem Schöffengericht am Münchner Amtsgericht verhandelt, das Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren verhängen kann, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten. Diesen zufolge soll M. Ende April 2009 bei einem Gesprächstermin in seinem Büro am Gasteig unvermittelt eine Professorin angegangen haben.

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Die Frau war erschienen, weil es dringende Angelegenheiten in ihrer Abteilung zu regeln galt. Sie befand sich im Kopierraum, als Siegfried M., der sich verspätet hatte, sie per SMS in sein Büro beordert haben soll. Laut Anklage drängte sich der Mann unvermittelt an die Professorin, als sie gerade zu Tür herein kam.

Sie habe noch ihre Tasche über der Schulter getragen und ihren Mantel in der Hand gehalten und sei regelrecht überrumpelt worden. M. habe sie an den Schultern gepackt, weshalb sie nicht ausweichen konnte, und intensiv geküsst. Von dem Zungenkuss konnte sich die Professorin laut den Ermittlungen erst mit erheblicher Gegenwehr lösen.

Nur weil sie auf das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten dringend angewiesen gewesen sei, habe sie nicht sofort den Raum nach dem Vorfall verlassen. Sie setzte sich auf den äußersten Rand einer Couch, während Siegfried M. sich nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zunächst auf einem Sessel niederließ. Gerade als sich die Geschädigte während des folgenden Gesprächs wieder einigermaßen sicher gefühlt habe, sei der Rektor plötzlich aufgesprungen und habe sie umklammert.

Seine mutmaßlichen Versuche, sie zu entkleiden, seien an ihrer Gegenwehr gescheitert. Er soll aber ihre Hand gepackt und auf seine Hose gedrückt haben. Dabei habe er gemeint, dass sie doch blöd sei, weil sie sich so eine Chance entgehen lasse. Wenig später betrat der damalige Vizedirektor das Büro und soll die Eindeutigkeit der Situation erkannt haben. Dies nutzte die Dozentin, um den Raum zu verlassen.

Ein zweiter Vorfall

Noch massiver soll der Rektor, der im Oktober 2014 als Leiter des Mozarteums nach Salzburg wechselte, zwei Jahre zuvor eine Konzert-Gitarristin und Dozentin der Hochschule bedrängt haben. Laut Anklage war er der in einer lesbischen Beziehung lebenden Frau schon länger freundschaftlich verbunden. Am 15. Juli 2012 trafen sie sich in seinem Büro zur Probe für ein Musikprojekt, bei dem M. am Klavier sitzen, die Dozentin Gitarre spielten und die Frau des Rektors singen sollte.

Zur Probe erschien die Dozentin völlig durchnässt, weil sie in einen Regenschauer geraten war. Der Anblick der Frau habe M. erregt, so die Staatsanwaltschaft, jedenfalls habe er ihr vorgeschlagen, sich auszuziehen. Die Frau habe geantwortet, dass er das wohl gerne haben würde, woraufhin er ihr an die Brust gefasst haben soll.

Während der anschließenden Probe soll der Rektor der Frau, die ihre 15 000 Euro teure Konzertgitarre in den Händen hielt und sich deshalb nicht frei bewegen konnte, unter der Kleidung an die Brust und in den Schambereich gefasst haben. Dabei habe er laut Anklage den Wunsch geäußert, gemeinsam mit der Frau und ihrer Freundin ins Bett zu gehen.

Siegfried M. ließ am Freitag über seine Anwälte mitteilen, dass an den Vorwürfen nichts dran sei. Sie deuteten an, dass es wegen Postenvergaben an der Hochschule schon länger Ärger gegeben habe.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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