Sprengstoff:Höhere Gefahr durch Munitionsreste in Freimann

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Durchgang verboten: Seit Montag läuft die Räumung von geschätzt zehn Tonnen Kampfmittel und Munition aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Das Beseitigen der Sprengstoff-Funde im Garten einer Familie in Freimann ist offenbar komplizierter als gedacht.
  • Die Behörden sprechen von einer "neuen Gefahrenlage".
  • 200 Anwohner müssen am Freitagmorgen ihre Häuser verlassen - und dürfen zehn Tage lang nicht zurück.

Von Dominik Hutter und Stefan Mühleisen, München

Die Sprengstoff-Altlasten, die auf einem Grundstück in Freimann geborgen werden sollen, sind gefährlicher als angenommen. Polizei und Feuerwehr haben am Donnerstagabend die betroffenen Häuser evakuiert. "Wir haben eine neue Gefahrenlage", sagte der Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferats, Alain Langefeld. Von der Feuerwehr hieß es am Abend, dass die Bewohner für zehn Tage ihre Häuser nicht mehr betreten dürfen. Zudem wird die Sperrzone von 50 Metern auf einen Radius von 100 Metern ausgeweitet. Insgesamt sind nun laut Feuerwehr 100 Häuser mit rund 200 Anwohnern betroffen.

Seit Montag dieser Woche läuft am Zwergackerweg 3 in der Siedlung Kieferngarten die Räumung von geschätzt zehn Tonnen Kampfmittel und Munition aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die explosiven Altlasten lagern in einem zugeschütteten Löschteich unter dem Garten eines Mehrfamilienhauses. Für die Bergung waren 40 Tage angesetzt worden; die Bewohner sollten zwischen acht und 16 Uhr ihre Häuser nicht betreten.

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Nun hat der Sprengmeister laut Feuerwehr beschädigte Munition sowie möglicherweise auch ausgelaufene Chemikalien festgestellt. "Der Sprengmeister schätzt deshalb die Gefahr, dass sich die Sprengmittel selbst entzünden könnten, höher ein als bislang angenommen", heißt es in einer Mitteilung.

Die Sperrung des Bereichs gilt nun rund um die Uhr; 24 Anwohner der 50-Meter-Zone mussten am Freitagabend ihre Häuser sofort verlassen; die übrigen in der erweiterten Sperrzone sollten dies bis Freitagfrüh um 8 Uhr tun. Die Stadt stellt den Betroffenen nach eigenen Angaben für die gesamte Zeit Hotelzimmer zur Verfügung; im Willi-Graf-Gymnasium wird eine Anlaufstelle eingerichtet. Die Bewohner sollen dennoch die Möglichkeit haben, kurzzeitig in ihre Wohnungen zu gelangen, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.

Unterdessen hat die Eigentümerin des Hauses am Fundort, Melitta Meinberger, ihrer Verzweiflung Ausdruck verliehen, dass auf ihre Familie ein geschätzter Kostenanteil von 200 000 Euro zukommt. "All die Jahre sind wir auf dem Sprengstoff gesessen, ohne etwas davon zu wissen. Und nun sollen wir auch noch die Kosten übernehmen", sagte sie.

Die Münchner SPD hat nun eine Spendensammlung organisiert. Der Vorstand hat die parteinahe Thomas-Wimmer-Stiftung um die Einrichtung eines Spendenkontos gebeten. Laut SPD darf die Stadt nach geltendem Recht die Kosten nicht übernehmen, Bund und Freistaat fühlten sich nicht zuständig. Spenden an die Thomas-Wimmer-Stiftung: IBAN DE76 7002 0500 0006 894000. BIC BFSWDE33MUE. Der Verwendungszweck: Rama Dama Freimann.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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