Sportschützen:Warnschuss für Germania

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Überraschende Niederlage: Yvonne Jaekel geriet gegen Saltendorf in Zeitnot und lag trotz eines scheinbar sicheren Vorsprungs am Ende hinten. (Foto: Niels P.Jørgensen)

Der SV Prittlbach patzt, steht aber praktisch im Finale der Luftgewehr-Bundesliga. Der ärgste Konkurrent ist ausgerechnet Lokalrivale "Der Bund" München.

Von Julian Ignatowitsch, Hebertshausen

Ralf Horneber hatte keine guten Nachrichten zu verkünden. Bei den Heimwettkämpfen seines Vereins Germania Prittlbach nimmt er traditionell das Mikrofon in die Hand und moderiert über zwei Tage das Geschehen. Jetzt sagte er: "Prittlbach verliert gegen den Bund München knapp mit 2:3" - seine Stimme war ein bisschen heiser, die Euphorie, als seine Top-Schützin Isabella Straub die Olympiasiegerin Barbara Engleder im Stechen überraschend besiegt hatte, war gewichen. Denn auch Straubs Coup konnte am Gesamtergebnis nichts ändern. Prittlbach verlor gleich beide Duelle an diesem Wochenende: erst gegen Saltendorf, ebenfalls 2:3, dann gegen den Lokalrivalen. Aus sportlicher Sicht nicht weiter schlimm, denn durch sieben Siege zuvor bleibt Prittlbach weiterhin Tabellenführer in der Südgruppe der Luftgewehr-Bundesliga und hat die Finalqualifikation so gut wie sicher. Dass das bis dato ungeschlagene Team aber ausgerechnet zu Hause in Hebertshausen zweimal den Kürzeren zog, ärgerte Horneber dann doch: "Es lief vieles gegen uns. Wir hatten definitiv kein Glück und hätten den Zuschauern gerne eine bessere Leistung gezeigt."

Sinnbildlich für die Prittlbacher Mannschaft stand Sebastian Franz: mit roter Nase und müden Augen ging er an den Schießstand. Nach einer zweiwöchigen Grippe war er immer noch nicht ganz fit, was auch an seinen Ergebnissen (je 389 Ringe) abzulesen war. "Normalerweise schießt er drei bis vier Ringe mehr", meinte Horneber. Genauso Anna-Lena Kinateder, die den ersten Durchgang am Sonntag komplett verpatzte, oder Yvonne Jaekel, die am Samstag in Zeitnot geriert und plötzlich drei Schüsse in 90 Sekunden abgeben musste. "Das waren dann drei Neuner, und trotz scheinbar sicheren Vorsprungs lag sie am Ende hinten", sagte Horneber. Dazu fehlte den Prittlbachern der zuverlässige Österreicher Martin Strempfl, der als Koch in der Vorweihnachtszeit verstärkt am Wochenende arbeiten muss. Die fünfstündige Fahrt von Graz durch Schnee und Eis wollte der Trainer seinem Schützling dann auch nicht zumuten. "Für ein Finale hätte er den Weg sicher auf sich genommen, aber in der jetzigen Situation war das nicht nötig", meinte Horneber.

Der ärgste Konkurrent ist ausgerechnet Lokalrivale "Der Bund" München

Prittlbach kann sich die beiden Niederlagen durchaus leisten - und zumindest die Ergebnisse von Isabella Straub (396 und 397 Ringe) und Julia Bauer (391 und 394) waren gewohnt konstant. "Vielleicht war das ein Warnschuss zur richtigen Zeit, damit wir nicht übermütig werden", wendete Horneber die vielen kleinen Unzulänglichkeiten schließlich doch ins Positive.

Dass gute Hauptrunden-Ergebnisse im Finale nichts mehr zählen, erlebte die Germania in den vergangenen beiden Jahren. Zweimal ging man als Mitfavorit ins Finale und scheiterte jeweils unglücklich gegen den späteren Meister. "Ob wir nun Erster oder Zweiter in der Hauptrunde werden, ist deshalb auch gar nicht so entscheidend, Hauptsache wir qualifizieren uns fürs Finale", erklärte Horneber. Dieses Ziel ist praktisch schon geschafft. Am letzten Wettkampfwochenende (13./14. Januar) benötigt Prittlbach lediglich einen Mannschaftspunkt gegen den Tabellenletzten Kronau und den Dritten Vöhringen.

Der ärgste Konkurrent im Kampf um die Spitze ist ausgerechnet "Der Bund" München, der viele überrascht. Klub-Legende Barbara Engleder schießt auch ein Jahr nach Beendigung ihrer Profikarriere weiter auf Weltklasseniveau. Die Zugänge Lisa Haensch und Denise Erber haben sich schnell ins Team eingefunden. Der impulsive Franzose Pierre-Edmond Piasecki ist zu einer zuverlässigen Dauerlösung auf der Ausländerposition geworden. Mit Coburg und Niederlauterbach warten auf den Bund noch zwei Gegner, die zwar zum Favoritenkreis zählten, bislang aber enttäuschten. "Das ist bei uns genau umgekehrt", sagt Teammanager Simon Muschiol. Die Nachrichten aus dem Münchner Schützenkreis, sie sind in dieser Saison zumeist sehr erfreulich.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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