Windsurfen:Die Legende strebt

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Früher war der Herrschinger Profi Andy Laufer für seinen lässigen Lebensstil bekannt. Nach 14 Jahren Pause gab er bei der Weltmeisterschaft sein Comeback - mit 49. Nun verfolgt er ehrgeizige Pläne.

Von Valentin Fackler

Partykönig und Frauenschwarm - als solcher war Andy Laufer in den Neunzigerjahren in der Windsurfszene bekannt. Als einer, für den der Spaß und die Party rund um eine Regatta mindestens so wichtig waren wie der sportliche Erfolg. Es konnte schon vorkommen, dass "Konsul Laufer" am Morgen direkt aus der Disco zum Rennen kam, ohne vorher trainiert zu haben. Trotzdem blieben die Erfolge nicht aus: 15 Jahre lang gehörte der Profi aus Radolfzell am Bodensee konstant zu den besten deutschen Windsurfern und konnte einige Siege feiern. Große Titel wie etwa die deutsche Meisterschaft blieben Laufer allerdings verwehrt, neunmal wurde er hinter Bernd Flessner Zweiter. Kritiker führten dies gerne auf seine lasche Einstellung und fehlendes Training zurück. Für Kollegen wie Surflegende Robby Naish war Laufer dagegen "einer dieser echten Typen" und mit seiner lässigen Lebenseinstellung das Ebenbild des coolen Surfers.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends zog sich Laufer immer mehr aus der Windsurfszene zurück. 2005 fuhr er letztmals bei der Weltmeisterschaft auf Fuerteventura mit, 2007 hörte er ganz auf mit professionellem Windsurfen. Von einem Rücktritt mag er diesbezüglich nicht sprechen: "Ich hatte nicht mehr so viel Lust zum Windsurfen und war vier Jahre fast gar nicht auf dem Wasser. Stattdessen habe ich mich auf meinen beruflichen Werdegang fokussiert. Einen persönlichen Schlussstrich habe ich nie wirklich gezogen".

In seiner früheren Spezialdisziplin, dem Slalom, ist Andy Laufer kürzlich vor Fuerteventura auf die WM-Bühne zurückgekehrt. (Foto: Christian Tillmanns / oh)

Tatsächlich kehrte Laufer 2011 in den Windsurfsport zurück, nachdem er erfolgreich ein Start-Up in der Immobilienbranche aufgezogen hatte. Bei seinem Comeback sei "eins zum anderen gekommen": 2011 zog er mit seiner Familie in ein Seegrundstück bei Herrsching am Ammersee und kaufte sich nach vier Jahren wieder sein erstes Board. Außerdem kam sein alter Ausrüster auf ihn zu und überredete ihn zur Rückkehr. Er habe dann ein paar alte Sponsoren angerufen und sei "so langsam wieder reingerutscht". Laufer betont, er habe seitdem sogar mehr Spaß am Windsurfen als früher. Er startet bei ausgesuchten Rennen: "Nur bei Events, bei denen es warm ist, wo man weiß, man hat Sonne und Wind. Ich will nicht im Regen am Strand stehen und auf Wind warten." Es gehe ihm mehr denn je um den Spaß, im besten Fall auf höchstem Niveau.

Spezialisiert hat Laufer sich seit 2011 auf das Speedsurfen, "wo's wirklich nur ums Geradeausballern und Geschwindigkeit auf 500 Meter geht". Auch hier blieben die Erfolge nicht aus: 2018 belegte Laufer den zweiten Rang bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft im Speedsurfen auf Fuerteventura. Mehrmals wurde er "Speed-Kini" bei einer Wettkampfserie, die auf den bayerischen Seen ausgetragen wird. Ein Höhepunkt war für Laufer sein deutscher Geschwindigkeitsrekord im Windsurfen bei der Lüderitz Speed Challenge in Namibia im vergangenen Jahr, als er mit 51,32 Knoten (95,05 Stundenkilometern) in der Spitze den 500 Meter langen Kanal entlangschoss. Nur eine Woche später wurde sein Rekord von seinem Freund Gunnar Asmussen jedoch schon wieder übertroffen.

Aktuell wartet er auf Sturm in Südfrankreich – um sich dort auf einen Weltrekordversuch im Speedsurfen vorzubereiten. (Foto: Christian Tillmanns / oh)

Vor Kurzem ist Laufer dann auch zur Weltmeisterschaft auf Fuerteventura zurückgekehrt, nach 14 Jahren Abstinenz - und mit 49 Jahren als ältester Starter. Dort ging er in seiner früheren Spezialdisziplin an den Start, im Slalom, der "Formel 1 des Windsurfens", wie der Veranstalter auf seiner Website schreibt. Bei der Disziplin treten mehrere Windsurfer gegeneinander an und müssen einen mit Bojen abgesteckten Kurs durchfahren. "Der Worldcup hat Riesenspaß gemacht. Ich bin erst drei Tage vorher angereist und hatte kaum trainiert. Deshalb war die Top 40 mein Ziel". Somit wertet Laufer seinen 40. Platz als Erfolg: "Natürlich hoffst du insgeheim auf ein besseres Ergebnis. Aber für so wenig Training hat es super funktioniert." Im nächsten Jahr will er besser vorbereitet an den Start gehen. Überhaupt hat Laufer trotz seines Alters noch große Ziele. Vor allem will er im Oktober erneut bei der Lüderitz Speed Challenge antreten. Diesmal gehe es in Namibia nicht um den deutschen, sondern den Weltrekord: "Ich habe schnelleres Material als im Vorjahr, mit dem ich zwei bis drei Knoten mehr erreichen kann. Ich bin guter Dinge, dass das zum Weltrekord reicht." Die Vorbereitung läuft allerdings nicht optimal: "Ich warte derzeit auf Sturm in Südfrankreich, um mein Material zu testen. Derzeit sieht es windtechnisch in Europa aber schlecht aus."

Mit dem Windsurfen ganz aufzuhören, kommt für Laufer noch nicht infrage: "Ich merke, dass mir das Windsurfen extrem guttut. Ich fühle mich deutlich fitter, sowohl körperlich, als auch geistig." Außerdem sei der derzeitige Weltranglistenerste, Antoine Albeau, nur zwei Jahre jünger als er. "Am Alter liegt's also im Slalom meiner Meinung nach nicht. Man muss halt viel trainieren, um mitzuhalten."

Training statt Party ist bei Wettkämpfen für Laufer heute also angesagt: "Im Windsurfen ist alles viel professioneller geworden als noch vor 20 Jahren. Heute siehst du keinen Surfer mehr abends beim Feiern im Partyzelt." Konsul Laufers Legendenstatus als Partykönig besteht in der Windsurfszene allerdings weiterhin.

© SZ vom 24.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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