Wasserball:Emotionen erst nach Schlusspfiff

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„Wir waren zu ängstlich, auch im Abschluss“: Die SG-Junioren sitzen enttäuscht am Beckenrand. (Foto: Claus Schunk)

Münchens Bundesliga-Junioren verlieren ihr DM-Viertelfinale deutlich mit 2:12.

Von Oliver Götz, München

Das Spiel war längst vorüber, da wagte Abel Katona noch einmal den Sprung ins kalte Wasser. Diesmal allerdings nicht vom Beckenrand, sondern aus zehn Metern Höhe. Und während sich sein Trainer Marko Ristic noch darüber wunderte, wer den 16-Jährigen da ganz nach oben gelassen hatte, auf den Sprungturm in der Olympiaschwimmhalle, kehrte bei den U-18-Wasserballern der SG Stadtwerke München die Heiterkeit zurück. Würde der Teamkollege springen? Und wenn ja, wie würde er sich anstellen? Tatsächlich zögerte Katona etwas, fasste dann aber Mut und ließ sich ganz einfach, die Füße voraus, nach unten fallen. Ein kurzer Aufschrei. Plumps. In das Gelächter unten mischte sich Anerkennung.

Es war diese Szene, die hängen blieb, von einem Sonntagmittag, der aus Münchner Sicht ansonsten wenig Spektakuläres bot. Auch, weil die SG-Junioren während des Viertelfinalhinspiels um die deutsche Meisterschaft gegen den SSV Esslingen den Mut, den es für einen Sprung vom Zehnmeterbrett braucht, vermissen ließen. Dass es gegen den Favoriten aus Schwaben schwierig werden würde, war von vornherein klar. In der regulären Saison hatten sie zweimal deutlich gegen denselben Gegner verloren und überhaupt nur einen Sieg aus zehn Spielen geholt. Entsprechend hätte es schon einer außergewöhnlichen Leistungssteigerung des Tabellenletzten der Bundesliga-A-Gruppe bedurft, um den Tabellendritten ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Aber "wir wollten sie natürlich etwas ärgern", sagte Ivan Mikic, Spielertrainer von Münchens Zweitliga-Männern und Assistenzcoach bei der U18. "Dass wir so untergehen, war am Ende schon ein bisschen erschreckend."

2:12 lautete das Endergebnis. Schon zur Halbzeit war die Partie entschieden gewesen, 1:9 stand es da aus Sicht der SG. "Esslingen war am Anfang einfach noch motivierter, das Spiel zu entscheiden, wir dagegen haben nicht richtig reingefunden", resümierte Trainer Ristic. Tatsächlich dauerte es bis zur zweiten Minute des zweiten Viertels, ehe Abel Katona für die Münchner erstmals ins gegnerische Tor traf. Vor allem Mikic gab sich entsprechend bedient: "Wir haben weder mit Herz gespielt, noch den Kampf angenommen, dazu waren wir zu ängstlich, auch im Abschluss", sagte er. "Es liegt dann auch am Willen, dass man den letzten guten Zug, den letzten guten Wurf machen will." Die Jungs hätten oft genug bewiesen, dass sie es können, ergänzte er. "Aber in so ein Spiel muss man mehr Emotionen reinbringen."

Am Ende war es dann auch die Klasse der Esslinger, die den Unterschied machte. Vor allem in der ersten Spielhälfte kombinierten sich diese oft sehenswert durch die Defensive der SG. Manch unkonzentriertem Abschluss und einigen guten Paraden von Torhüter Thomas Schneider war es zu verdanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel. Und natürlich Abel Katona, der wenige Minuten vor Schluss auch das zweite Tor seiner Mannschaft erzielte und so Ergebniskosmetik betrieb.

Katona, der vergangene Saison die deutsche U-16-Meisterschaft - wohlgemerkt mit Esslingen - gewann, ist inzwischen einer der Münchner Leistungsträger. Neben der U18 spielt er auch bei den Männern in der zweiten Liga. Mit diesen will er auf Dauer in die erste Liga aufsteigen. "Man hat heute gemerkt, dass wir eine Auswahlmannschaft sind und nur ein, zwei Mal die Woche zusammen trainieren", sagte er.

Seit 2017/18 basteln Weiden, Nürnberg und München aus ihren Talenten ein bayerisches Juniorenteam. Zunächst unter dem Vereinsdach des 1. FC Nürnberg, spielt die Auswahl seit dieser Saison in den Trikots der SG München. Schlicht deshalb, da inzwischen die meisten Spieler aus der Landeshauptstadt kommen. Neben den daraus folgenden Abstimmungsschwierigkeiten machte sich auch das Fehlen von Stammkapitän Joachim Hess, der aufgrund einer Gesichtsverletzung ausfiel, bemerkbar. Die Spielkreativität litt, und wohl auch die Motivation. "Diese Aufgabe nimmt normal auch er war", sagt Katona.

Nun gilt es am Samstag (17.30 Uhr) in Esslingen eine Reaktion zu zeigen. Ein Weiterkommen ist unter normalen Umständen auszuschließen. Wichtig ist die Partie trotzdem, "um Fehler auszumerzen, die gegen bessere Gegner sichtbar werden, damit wir sie gegen gleichgute Gegner nicht machen", sagt Trainer Ristic. Scheitert die SG, werden mit den zwei besten Teams aus der B-Gruppe noch die Plätze fünf bis acht ausgespielt. "Da haben wir wieder Gegner auf Augenhöhe", sagt Ristic.

Bleibt nur die Frage, was Abel Katona nach einem Sieg macht, wenn er schon bei deutlichen Niederlagen vom Zehnmeterbrett springt.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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