Volleyballer:Es werde Licht

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Vor Herrschings Heimdebüt gegen Tabellenführer Lüneburg ist die Hallensituation das beherrschende Thema.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Wenn Herrschings Volleyballer an diesem Samstag (19 Uhr) gegen Lüneburg in ihre schon vierte Erstliga-Spielzeit starten, dann strahlt ihre Nikolaushalle von innen. Tatsächlich haben die Verantwortlichen zwölf Zusatzleuchten an der Decke montieren lassen. In schrägem Winkel, damit sie keinen Spieler blenden. Doppelt so hell ist es nun dort, wo die Lichtstärke zuvor nur 500 Lux betrug - viel zu wenig für die Volleyball-Bundesliga (VBL). Die LED-Banden wurden um fünf Meter verlängert, alles Vorgaben der Liga, der es um etwas geht, was man neudeutsch wohl Eventisierung nennen könnte. Übrigens schaut sich erstmals VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung höchstpersönlich ein Heimspiel der Herrschinger an.

Die Heimbanden sind - apropos Eventisierung - rechtzeitig zurückgekehrt von ihrer Reise nach Vilsbiburg, wo sie den dortigen Erstliga-Volleyballerinnen bei deren TV-Spiel als schmucke Werbefläche dienten. Banden und Zuschauer dürfen sich nun vorfreuen auf den Herrschinger Heimauftakt, immerhin kommt gleich mal der Tabellenführer zu Besuch. Wobei sich dessen Strahlkraft im Gegensatz zu den neuen Leuchten eher auf den zweiten Blick erschließt. Er heißt ja nicht Friedrichshafen, auch nicht Berlin, nicht einmal Alpenvolleys, Herrschings neuer Erstliga-Nachbar aus Bayerisch-Tirol. Sondern Lüneburg. Die im Jahr 2014 mit dem TSV aufgestiegene Hansestadt.

Nach zwei Spieltagen ist das Tableau ohnehin mäßig aussagekräftig, aber die vom viermaligen Volleyballer des Jahres Stefan Hübner trainierten Lüneburger haben schon mal Zeichen gesetzt. Der Sieg gegen Solingen war noch die reinste Pflicht, das 3:0 gegen Düren schon eher große Kür. Lüneburg dürfte als leichter Favorit an den Ammersee fahren, wobei die Herrschinger bei ihrer 1:3-Niederlage in Berlin drei Sätze lang sehr vielversprechend mitgehalten haben. "In die Hose machen wir uns nicht, weil der Tabellenführer kommt", sagt Herrschings Marketing-Manager André Bugl, während Trainer Hauser an die Hormone der Fans appelliert: "Von der Stimmung und dem Ambiente her gehört unsere Halle zu den coolsten in Europa. Wir brauchen auch gegen Lüneburg emotionale Unterstützung von den Rängen, dass das Testosteron überkocht."

Auch die beiden Verletzten sind wieder auf einem guten Weg. Herrschings zweiter Zuspieler Martin Krüger war kürzlich im Saison-Vorbereitungsspiel gegen die Alpenvolleys umgeknickt, die Verletzung entpuppte sich aber nur als Bänderdehnung und leichter Bändereinriss, sodass Krüger gegen Lüneburg zum Kader zählt. Nicolai Grabmüller sei "noch nicht wieder bei 100 Prozent", wie Bugl sagt, der fast schon chronisch am Knie lädierte Österreicher kann aber zumindest im Training wieder springen. Ansonsten ist der Kader komplett.

Die Voraussetzungen stimmen also für eine stimmungsvolle, spannende Partie, in der sich VBL-Geschäftsführer Jung ein Bild vom Volleyball-Standort Herrsching machen möchte. Auch weil das Hallenthema weiterhin durch die Gemeinde geistert, begleitet von aktuellen Misstönen.

Jung wollte sich eigentlich im Zuge seiner Visite mit den TSV-Verantwortlichen und dem Bürgermeister der Gemeinde, Christian Schiller, zu Gesprächen über die Zukunft des Standorts treffen. Hintergrund ist die fehlende Tauglichkeit der Halle für Erstliga-Volleyball, was mittelfristig den Bau einer neuen Arena oder den Umzug in eine andere Halle nötig macht. Bis 2020 hat die Liga Herrsching eine Ausnahmegenehmigung erteilt - vorausgesetzt, der Klub arbeitet sukzessive an einer Lösung des Hallenproblems.

Das tun die Volleyballer. Nach eigenen Aussagen haben sie den Plan für eine neue Multifunktions-Arena, einen Investor und eine Finanzierung des Projekts - nur kein Grundstück. Dieses verweigerte ihnen im vergangenen Sommer der Gemeinderat und legte das Thema vorerst zu den Akten. Die Volleyballer sehen die Schuld vor allem beim Bürgermeister. Und Schiller verweigert nun offenbar das Gespräch mit Herrschings Volleyballern und der VBL. "Er hat keine Lust, mit uns zu reden, weil es keine neue Faktenlage gibt. Das ist schon sehr bitter", sagt Bugl.

Die Volleyballer haben den Standort Herrsching noch nicht abgeschrieben, aber zugleich Plan B und C entwickelt. Äußern wollen sie sich dazu nicht, nur so viel: "München kann ich ausschließen. Dort sind schon die Bayern-Basketballer, der EHC, von denen wir Lichtjahre entfernt sind. Und selbst sie müssen kämpfen, um ihre Hallen bei Heimspielen vollzukriegen", sagt Bugl. Das war in der Nikolaushalle nie das Problem. Wer nicht mobil ist, sollte es übrigens bei der Facebook-Verlosung der Herrschinger versuchen. Die Gewinner chauffiert Libero Ferdinand Tille am Spieltag mit dem Auto persönlich an den Ammersee.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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