Volleyball:Zweieinhalb Zugänge

Lesezeit: 3 min

Jordan Richards und Saso Stalekar komplettieren den Kader der Alpenvolleys. Der ehemalige Hachinger Tom Strohbach soll im Januar dazustoßen.

Von Sebastian Winter, München

Dass die türkische Ägäis ein wunderbares Revier ist, weiß Hannes Kronthaler nur allzu gut. Der General Manager der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching war ja gerade dort segeln, auf seinem Boot natürlich, zwischen Griechenland und der Türkei schipperte er hin und er. Nebenbei kümmerte sich der 53-Jährige noch um letzte Formalia, die nicht etwa Einreise- und Zollbestimmungen beider Länder berührten, sondern mit seinem sportlichen Baby zu tun hatten. Denn die Alpenvolleys verkündeten am Mittwoch ihre nächsten beiden - oder vielmehr zweieinhalb - Zugänge; womit die Kaderplanungen gleichzeitig abgeschlossen sind.

Im australischen Außenangreifer Jordan Richards und dem slowenischen Mittelblocker Saso Stalekar kommen zwei Nationalspieler zum Meisterschaftsdritten, die künftig fest zum Stammpersonal gehören sollen. Außerdem wird der Wechsel des ehemaligen Hachingers und Herrschingers Tom Strohbach zum deutsch-österreichischen Bundesliga-Projekt immer wahrscheinlicher. Nach zwei Jahren in Herrsching hatte der 36-malige Nationalspieler den Sprung ins Ausland gewagt, quälte sich in Italien bei Tonno Callipo Vibo Valentia aber eher mit immer stärkeren Hüftbeschwerden herum. Vor wenigen Tagen hat sich der 27-Jährige deshalb einem Eingriff unterzogen, der ihn im Sommer zu einer längeren Pause zwingt. Die Alpenvolleys planen von Dezember oder Januar an mit ihm, je nach Verlauf der Regeneration. Bereits im September, so der Plan, könnte Strohbach ins Training einsteigen und dem Klub dann in der Rückrunde und in den Playoffs helfen. "Er wäre unser Bonusspieler", sagt Trainer Stefan Chrtiansky, unterschrieben ist aber noch nichts.

Dagegen ist bei Richards und Stalekar bereits alles klar. Der mit 1,93 Metern vergleichsweise kleine Richards sei ein "sehr athletischer Spieler, der sehr stark im Angriff ist und über ein außergewöhnliches Jumpservice verfügt", berichtet Chrtiansky: "Mich erinnert er sehr stark an Pawel Halaba. Ich denke, er kann die Lücke, die Pawel hinterlassen hat, sehr gut schließen." Halaba hatte sich vergangene Saison, bevor ihn die Alpenvolleys an den polnischen Spitzenklub Danzig verloren, zu einem der besten Angreifer der Bundesliga entwickelt. Richards, den Chrtiansky schon vor drei Jahren als möglichen Zugang im Auge hatte, soll den Polen nun ersetzen. In Europa kennt sich der 26-Jährige schon ganz gut aus. 2014 wurde er mit Zwolle holländischer Meister, nach Stationen in der Schweiz und Italien wechselte er vergangene Saison zu Sporting Lissabon und wurde dort Zweiter der portugiesischen Meisterschaft. Anpassungsprobleme dürfte Richards daher nicht haben, zumal die Alpenvolleys Anfang Juni in Max Staples einen weiteren australischen Nationalspieler und Außenangreifer verpflichtet haben.

Der Slowene Stalekar komplettiert den Mittelblock - und ist der mit Abstand längste Spieler im Kader. 2,14 Meter schaden als Blocker sicher nicht, ansonsten gilt der Slowene als Versprechen. "Er ist ein absoluter Geheimtipp und hat unglaublich viel Potenzial auch im Angriff", sagt Chrtiansky, "seine Schnelligkeit ist dafür noch ein bisschen das Problem." Die Alpenvolleys hätten auch erfahrenere Spieler verpflichten können, sich aber dann für den riskanteren, aber auch zukunftsträchtigeren Transfer entschieden: "Wir versuchen es mit dem Jungen und geben ihm einen Einjahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr. Ich hoffe, dass ich mich nicht in ihm täusche", sagt Chrtiansky.

Zwei Australier, ein Slowene, ein Slowake, zwei Österreicher, vier Brasilianer, ein Franzose und ein Finne bilden künftig den Kader - und nur ein Deutscher, falls Strohbach kommt. Jonas Sagstetter spielt künftig bei Aufsteiger Eltmann, wo er sich mehr Einsätze erhofft. In den Zuspielern Danilo Gelinski und Daniel Koncal, Libero Florian Ringseis, den Blockern Pedro Frances und Douglas Da Silva sowie Außenangreifer Niklas Kronthaler bleibt den Alpenvolleys immerhin die Hälfte der Mannschaft erhalten. Das dürfte ihnen beim Saisonstart am 13. Oktober gegen den TV Rottenburg zugute kommen. Andererseits bereitet ihnen große Sorgen, dass sie bis Ende September wegen diverser Nationalmannschaftsverpflichtungen nur mit sieben Spielern trainieren können. Auf Chrtiansky wartet also die Mammutaufgabe, in kürzester Zeit ein Spitzenteam für Meisterschaft, DVV-Pokal und Europacup zu formen.

Kronthaler hat ja den Anspruch, zumindest das Playoff-Finale zu erreichen zum Abschluss des Dreijahresprojekts. Dafür plant er wieder mit einem Etat von rund 1,5 Millionen Euro. Was er danach vorhat? "Wir prüfen verschiedene Optionen", sagt Kronthaler, in die österreichische Liga will er keinesfalls zurück. Kein Geheimnis ist, dass die Liga sich, schon aus Vermarktungsgründen, einen Großklub in München wünscht, der Berlin und Friedrichshafen herausfordert. Ende Juli soll es auch dazu erste Gespräche mit der Liga geben.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: