Volleyball:Zu viele Jäger im selben Revier

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Der Blick geht immer nach oben: Lohhofs ehrgeizige Mittelblockerin Ambria Dasch. (Foto: Claus Schunk)

Lohhofs Frauen sind in der zweiten Liga nur Drittletzte

Von Katrin Freiburghaus, Unterschleißheim

Wenn alles nach Plan läuft, behaupten Sportler gerne, sie würden nur auf sich selbst schauen. Meistens entspricht das nicht ganz der Wahrheit. Matthias Kock redet zuerst von den Gegnern - und das ist selten ein gutes Zeichen. Der Abteilungsleiter beim SV Lohhof kommt nach dem mäßigen Saisonstart der Zweitliga-Volleyballerinnen an der Konkurrenz freilich nicht vorbei. Denn die derzeit nur neuntplatzierten Lohhoferinnen haben nicht nur sechs ihrer bisher neun Spiele verloren. Auch die Ursache dafür liegt zumindest teilweise außerhalb des eigenen Einflussbereichs. "Die Mannschaft ist jung, es fehlen in diesem Jahr ein paar Erfahrene, die die Nerven behalten, wenn es eng wird", sagt Kock. Leitfiguren, wie sie einst Stephanie Utz oder in der vergangenen Saison Kapitänin Marion Mirtl waren.

Mirtl spielt jetzt in Sonthofen, womit die Konkurrenten ins Spiel kämen. Der Tabellenzweite trainiert hauptsächlich in München und ist somit neben dem derzeit Vorletzten München-Ost und Lohhof der dritte Bewerber um Spielerinnen in der Landeshauptstadt. Sonthofen verstärkte sich vor der Saison massiv, unter anderem mit den drei Lohhoferinnen Tamara Zeller, Mirtl und Carolin Strobl. "Der Münchner Markt ist dadurch extrem umkämpft, man muss mittlerweile viel Geld in die Hand nehmen, um noch Spielerinnen zu bekommen", sagt Kock. Er macht kein Geheimnis daraus, dass ihn vor allem der, wie er sagt, "sehr kurzfristige" Abschied von Mirtl schmerzt.

Lohhof setzt gezwungener Maßen noch mehr auf Kräfte aus den eigenen Reihen, doch es ist unübersehbar, dass der personelle Aderlass dem jungen Team zu schaffen macht. Im Verein bemüht man sich merklich um einen souveränen Umgang mit der ungewohnten Tabellensituation. "Wir haben damit gerechnet, dass es dieses Jahr anders wird, weil wir Leistungsträger verloren haben, die wir noch nicht adäquat ersetzen konnten", sagt Trainer Jürgen Pfletschinger. Allerdings hatte auch er sich vor Saisonbeginn ein bisschen mehr erhofft. Von der Rolle des Jägers war die Rede gewesen, sogar von einem Platz im oberen Drittel.

Doch die Beute fiel bislang mager aus. Lohhof ist mit sechs Punkten, vor allem aber fünf Plätzen Rückstand ein gutes Stück weit entfernt vom Spitzenquartett der Liga. "Das hat uns nicht kalt erwischt", betont Kock. Pfletschinger räumt jedoch ein, dass der Vergleich mit früheren Ansprüchen der jungen Mannschaft mitunter zusetze. "Das war schon immer wieder ein Thema", sagt er, "es gab auch Rückschläge, wenn wir gegen Gegner verloren haben, gegen die wir im Nachhinein betrachtet eigentlich hätten gewinnen können." Immerhin könne "nach unten nicht viel passieren", sagt Kock. "Aber wir würden uns natürlich freuen, wenn wir besser dastünden."

Lohhof untermauerte seine Ambitionen vor gut zwei Wochen mit der Nachverpflichtung von Jana Jaudzema, 26, für den Außenangriff. Es dauere noch, bis die Lettin integriert sei, "aber sie ist definitiv eine Verstärkung für das Team", sagt Pfletschinger. Sie helfe nicht nur am Spieltag, sondern hebe auch die Trainingsqualität. Letztere ist laut Pfletschinger ohnehin mehr als zufriedenstellend. "Die Mannschaft arbeitet sehr gut. Wir sehen eine Entwicklung, und ich bin mir sicher, dass das irgendwann belohnt werden wird", sagt er.

Kock will nicht ausschließen, dass das bereits an diesem Sonntag gegen den Dritten aus Grimma der Fall sein könnte. Die Mannschaft, die sich in den vergangenen Jahren etwa auf einem Level mit Lohhof bewegte, hat zwar exakt doppelt so viele Punkte. "Aber das ist nicht David gegen Goliath, das wird ein sehr enges Spiel, das wir gewinnen können." Dass es sich dabei nicht um substanzlose Motivationsrhetorik handelt, stellte das Team am vergangenen Wochenende beim 3:1 gegen den VCO Dresden unter Beweis - dem ersten Sieg nach zuvor drei Niederlagen in Serie.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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