Volleyball:Zerschellt am Block

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Herrschings Volleyballer kehren ohne Punkte vom Auswärtsspiel bei den United Volleys Frankfurt zurück - forcieren aber ihre Umzugspläne in eine neue Halle in Fürstenfeldbruck.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Der dritte Satz im Volleyball ist so etwas wie das siebte Spiel im Tennis, zumal wenn es eng zugeht zwischen beiden Kontrahenten. Jenes Team, das bei einem 1:1-Zwischenstand den dritten Satz gewinnt, hat nicht nur die Führung, sondern auch einen womöglich entscheidenden psychologischen Vorteil auf seiner Seite. Und den Schlüssel zum Sieg quasi schon in der Hand. Ein anschauliches Beispiel lieferte die Partie der United Volleys Frankfurt gegen die WWK Volleys aus Herrsching am Sonntagnachmittag.

Es stand 1:1 in Sätzen zwischen den Tabellennachbarn vor knapp 1200 Zuschauern in Frankfurt, und die Herrschinger wähnten den Vorteil schon auf ihrer Seite. Sie führten im dritten Satz mit 10:5, "wir waren lange und weit vorne", sagte ihr Trainer Max Hauser. Doch dann wurden Frankfurts Blocker Jean-Philippe Sol und Tobias Krick, der deutsche Nationalspieler, für Herrschings Angreifer gleich dreimal zur unüberwindlichen Mauer. Die United Volleys hatten binnen Minuten die komfortable Gästeführung egalisiert (12:12), bei der zweiten technischen Auszeit führten sie 16:14. Es war die entscheidende Phase in diesem Spiel. "Man hat gemerkt, dass wir noch sehr jung sind. Wir haben die kleinen Sachen falsch gemacht, Geschenke verteilt und es uns selbst zuzuschreiben, dass wir den Satz hergeben. Da fehlt das wahre, wirkliche Selbstvertrauen", sagte Hauser noch während der Rückfahrt.

Auch Jalen Penrose dürfte die Reise zurück an den Ammersee hadernd verbracht haben. Der US-Diagonalspieler hatte zwar 19 Punkte erzielt, die meisten seines Teams, er war auch zum Herrschinger MVP gewählt worden. Aber er zeichnete zugleich für den 1:5-Rückstand im vierten Satz mitverantwortlich. Danach war der Herrschinger Widerstand, der schon im dritten Satz bröckelte, gebrochen. "Es war kein schlechtes Spiel von uns, man kann dort verlieren. Frankfurts Etat ist mindestens doppelt so hoch wie unserer", sagte Herrschings Geschäftsführer Fritz Frömming, der zugleich froh ist, dass der im Aufbautraining befindliche Tom Strohbach wohl spätestens nach der Weihnachtspause den Außenangriff stabilisieren kann. Dort fehle, wie Frömming findet, "momentan noch die Erfahrung". Außerdem haben die Herrschinger vor allem bei Auswärtsspielen, zu denen der berufstätige Norbert Engemann nicht immer mitreisen kann, keine Wechseloptionen im Mittelblock. Gegen die Netzhoppers aus Königs Wusterhausen muss am Samstag (19 Uhr) im letzten Spiel vor Weihnachten nun ein Heimsieg her, um, im günstigsten Fall, auf Platz vier ins neue Kalenderjahr zu starten.

In der Nikolaushalle dürfte es dann wieder sehr heimelig werden, wie immer vor den Festtagen. Ihr Zukunftsprojekt, ein möglicher Umzug in eine noch nicht existierende Halle in Fürstenfeldbruck, nimmt unterdessen weiter Formen an. Ende November gab es dazu das nächste Treffen zwischen den Herrschingern, der Fürstenfeldbrucker Politik und den TuS-Handballern. Frömming veranschaulichte die Hallenpläne in einer Präsentation und stellte klar, dass die zusätzliche Dreifachhalle unter das Dach der großen Arena gestellt werden würde. Da es dann diverse Synergieeffekte gäbe, würden auch die von Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) genannten Gesamtkosten von 15 bis 20 Millionen Euro deutlich unterschritten. Frömming geht von "circa zwölf Millionen Euro" für den neuen Arenakomplex aus.

Ein Betreiber müsse nach wie vor gefunden werden, außerdem ist Frömming eines wichtig zu betonen: "Das Projekt geht nicht ohne die Handballer." Auch die TuS-Handballer wünschen sich eine größere Arena als ihre Wittelsbacher Halle, zumal sie noch in dieser Saison den Zweitligaaufstieg planen.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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