Volleyball:Voll gut drauf

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Zu Saisonbeginn "sehr unfit", seit Wochen aber schon "mega gut": Der Kanadier Jori Mantha (links) war gegen Bühl der Matchwinner. (Foto: Oryk Haist/imago)

Pokal-Halbfinale, Platz drei in der Liga: Herrsching gelingt gegen Bühl binnen 15 Tagen der fünfte Erfolg. Beim 3:1 gegen den Tabellenführer beeindrucken Angreifer Mantha und die Aufschlagstärke des Teams.

Von Katrin Freiburghaus, Herrsching

Max Hauser klang nach Erfolgen gegen Tabellenführer schon euphorischer als am Samstagabend. Die WWK Volleys Herrsching hatten Spitzenreiter Bühl 3:1 (23:25, 26:24, 29:27, 25:21) geschlagen - nach Sätzen glatt, dem Spielverlauf nach aber knapp. "Sehr enge Kiste", bilanzierte ihr Trainer nüchtern, "kann auch in die andere Richtung ausgehen." Das war einerseits zutreffend, weil sich Herrsching im ersten Satz schwer tat und vor allem die Angreifer Tim Peter und Jonas Kaminski lange brauchten, um in die Partie zu finden. Andererseits hatte Hausers Team gerade das vierte Bundesliga-Spiel in Serie gewonnen. Doch womöglich vergeht einem nach dem fünften Spiel binnen 15 Tagen inklusive Auswärtsfahrt schlicht die Freude am Superlativ.

Es waren kräftezehrende, dafür aber ziemlich erfolgreiche Tage für Herrschings Volleyballer: drei Punkte gegen Lüneburg, zwei in Königs Wusterhausen, tags darauf beim VCO in Berlin ohne den Vater gewordenen Libero Ferdinand Tille noch einmal drei. Eine Woche später waren sie mit einem schnörkellosen 3:0 gegen Giesen ins Pokal-Halbfinale eingezogen. Gegen Bühl, das bisher lediglich ein Liga-Spiel verloren hatte - gegen Giesen - und dem Sprung auf Platz drei untermauerte Herrsching seinen Anspruch, auch in der Meisterschaft zum Kreis der potenziellen Halbfinalisten zu gehören. Hauser mochte den Erfolg gegen Bühl auch nicht kleinreden. "Bühl hat eine starke Mannschaft", sagte er, um hinzuzufügen: "Genau wie alle anderen."

"Die Saison sei "so spannend wie lange nicht", sagt Trainer Hauser. Das eröffnet Herrsching Optionen

Tatsächlich dürfte der Sturz des Tabellenführers nicht der letzte gewesen sein. Hauser hatte "eine so spannende Saison wie lange nicht" prognostiziert, und bisher hält sie, was er versprach. Dass selbst Berlin und Friedrichshafen Federn lassen, eröffnet Möglichkeiten, bestraft aber auch jeden Patzer. So gesehen war Herrschings Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten ganz nüchtern betrachtet: wichtig.

Maßgeblich dazu bei trug Außenangreifer Jori Mantha, der in seinem zweiten Jahr am Ammersee seiner starken Angriffsleistung eine solide Annahme hinzugefügt hat. "Bevor er herkam, war er Diagonalspieler, die Annahme hat ein Jahr gebraucht", sagt Hauser, "da gefällt er mir jetzt sehr gut." Dabei fing die Saison für den Kanadier nicht optimal an. Mantha verspätete sich wegen Problemen mit dem Visum und hatte wegen der restriktiven Corona-Maßnahmen in seiner Heimat erheblichen Trainingsrückstand. "Er konnte gar nichts machen und kam sehr unfit an, es klappte gerade so mit dem Saisonstart", sagt Hauser.

Seit Kurzem beeindruckt der 28-Jährige seinen Coach sogar im Service. Hauser kann den Zeitpunkt präzise benennen: "seit genau drei Wochen". Eine "ganz kleine Sache beim Treffpunkt" hätten sie umgestellt, "und seitdem schlägt er mega gut auf". Gegen Bühl äußerte sich das weniger statistisch, wo sechs Fehler drei Asse relativierten, sondern in der Durchschnittsqualität der Aufschläge. Genau wie Mantha riskierte auch der Rest des Teams viel, woraus eine Bilanz von 27 Fehlern und zehn direkten Aufschlagspunkten resultierte. "Das sind mir fünf bis zehn Fehler zu viel", sagte Hauser, "aber wir haben auch eine der besten Annahmen der Liga bei den positiven Annahmen unter 50 Prozent gedrückt, weil wir immer voll draufgehauen haben."

Die Kombination aus einer sicheren Annahme mit gutem Abschluss im Angriff und gleichzeitig hohem Aufschlagsdruck brachte Herrsching gegen Bühl in den entscheidenden Phasen den knappen Vorsprung, den es benötigte, um nach kleinen Punkten 103:97 zu gewinnen. Dass das Trio Mantha/Peter/Kaminski aktuell in der Summe zuverlässig abliefert, ist ein großes Glück für die Herrschinger, denn es gibt kaum Alternativen. Der dritte Außenangreifer David Wieczorek stand wegen Bauchmuskel-Problemen erneut ohne Einsatz im Spielbericht.

Laut Hauser hätte er Mantha, dem das Knie zwickte, notfalls ersetzen können. Nachdem Wieczorek durch zu frühe Belastung aber zuletzt zurückgeworfen wurde, habe er die Fortschritte nicht unnötig aufs Spiel setzen wollen. Dasselbe galt für Diagonalangreifer Jalen Penrose, den Hauser gleich ganz zu Hause gelassen hatte, der in der kommenden Woche aber wieder ins Training einsteigen soll. Mantha und Peter stellte Hauser hingegen eine Verschnaufpause im Training in Aussicht. Schließlich steht die nächste Partie gegen Düren erst für den kommenden Samstag im Kalender. Bemessen am Pensum der vergangenen Wochen ist das eine sehr lange Zeit.

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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