Volleyball:Viel Lob aus der Hauptstadt

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Die Alpenvolleys Haching erwarten den Meister Berlin zum Heimspiel in Innsbruck. Gäste-Manager Niroomand fordert eine bessere Perspektive für den Herausforderer in Österreich.

Von Sebastian Winter, Innsbruck/München

Kaweh Niroomand ist dieser Tage leicht angeschlagen, ein grippaler Infekt. Deshalb kann der Manager der Berlin Recycling Volleys seinen schon gebuchten Flug nach Innsbruck auch nicht antreten, wo die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching am Mittwoch (19 Uhr) den deutschen Meister erwarten. Aber er hat gerade in Hannover beim Supercup gegen Friedrichshafen schon einen derart überlegenen 3:0-Erfolg seiner Mannschaft gesehen, dass er das zweite Spitzenspiel binnen drei Tagen recht entspannt in der Hauptstadt per Livestream verfolgen dürfte. Auch wenn Niroomand, dem ordentliche Manieren, Respekt und ein höflicher Umgangston sehr wichtig sind, sagt: "Innsbruck hat eine gute Mannschaft, das wird dort kein Spaziergang, im Gegenteil."

Als "Kampf der Giganten" betiteln die Alpenvolleys unterdessen ihr Duell mit dem Meister, wobei dieses Pathos bislang nur zu Berlin passt nach dem so deutlichen Supercup-Sieg. Die Alpenvolleys haben sich durch ihre bisherigen Partien gegen Rottenburg (3:1) und in Herrsching (3:2) eher gequält. Allerdings stehen ihnen seit Ende vergangener Woche nun auch ihre sehnsüchtig erwarteten australischen Nationalspieler Jordan Richards und Max Staples, die zuvor mit ihrem Heimatland beim World Cup in Japan spielten (und Vorletzter wurden), zur Verfügung. "Bei ihnen bin ich mir noch nicht sicher, ob sie starten, das entscheide ich erst am Mittwoch. Man merkt schon, dass sie noch etwas müde sind, aber sie sind auf jeden Fall eine Option", sagt Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky.

"Das halb und halb in Haching und Innsbruck zu machen, ist nicht gut", findet Niroomand

Auch Alpenvolleys-Boss Hannes Kronthaler freut sich auf das Duell in Innsbruck, das sicherlich mehr Zuschauer anlocken dürfte als die Auftaktpartie gegen Rottenburg, bei der sich gerade mal 500 Fans in der Olympiahalle verloren. Mit 1500 Zuschauern plus X rechnet Kronthaler, der dem deutschen Meister die klare Favoritenrolle zuweist: "Berlin hat einen Top-Kader mit vielen Optionen. Wir sind dagegen noch nicht am höchsten Zenit und haben nichts zu verlieren. Pflichtpunkte sind das zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht, aber eine Standortbestimmung."

Apropos Standort: Dass Kronthaler sich am Ende der Saison samt den Alpenvolleys aus der Bundesliga zurückzieht, wenn die Sponsorenlage in Bayern und das Publikumsinteresse hauptsächlich in Unterhaching sich nicht verbessert, hat auch Niroomand vernommen. "Es wäre ein riesiger Verlust für die Liga. Hannes Kronthaler ist Volleyballer, ein Verrückter, er hat die finanziellen Möglichkeiten. Besser geht es eigentlich nicht", sagt Berlins Manager: "Aber das halb und halb in Unterhaching und Innsbruck zu machen, ist nicht gut. Und die Hoffnung auf einen Großsponsoren in Bayern oder mehr Identifikation dort halte ich nicht für realistisch. Hier braucht es eine rechtliche Grundlage, dass Innsbruck sich komplett auf sein Umfeld konzentrieren kann", sagt Niroomand: "Und damit muss man sich frühzeitig auseinandersetzen, um Innsbruck eine Perspektive zu geben." Bislang muss der Lizenznehmer in Deutschland beheimatet sein, im Falle der Alpenvolleys ist das Unterhaching. Mit dieser Regelung will die Volleyball-Bundesliga verhindern, dass ausländische Investoren ohne jegliche Verankerung in der deutschen Volleyballlandschaft in die Liga drängen.

Die Alpenvolleys haben sich zugleich in den vergangenen beiden Jahren zum größten Herausforderer für Berlin und Friedrichshafen entwickelt, allein das sportliche Kräftemessen hält Niroomand für eine "Bereicherung". Auch der im Supercup gegen Friedrichshafen so überzeugende Berliner Kapitän Moritz Reichert hat einigen Respekt vor dem Mittwochs-Gegner: "Die Alpenvolleys sind auf jeder einzelnen Position richtig gut und tief besetzt. Damit zählt die Mannschaft definitiv zum Favoritenkreis. Wir haben gut in die Spielzeit gefunden, aber wir wissen, am Mittwoch erwartet uns die bisher größte Herausforderung." Auch wenn die Alpenvolleys auf und vor allem abseits des Feldes erst noch zum Giganten heranwachsen müssen.

© SZ vom 23.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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