Volleyball:Verflixter fünfter Satz

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Herrschings Volleyballer lassen in Giesen zwei Punkte liegen - der Dreikampf um die letzten Playoff-Plätze bleibt weiter spannend.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Giesen ist nicht unbedingt der Nabel der Welt. Die südlich von Hannover gelegene Ortschaft hat gut 3000 Einwohner, ihr größtes "Wahrzeichen" ist die weithin sichtbare Abraumhalde des 1987 stillgelegten Kali-Bergwerkes Siegfried. Die Gemeinde beherbergt aber auch die Erstliga-Volleyballer der Helios Grizzlys, die eher selten in der örtlichen Schulturnhalle spielen, meist aber in der größeren Arena in Hildesheim. Man könnte die Giesener als Erstzweitligisten bezeichnen, denn nachdem sie vor zehn Jahren erstmals in die erste Liga aufgestiegen sind (und gleich wieder abstiegen), sind sie immer wieder drauf und dran gewesen, den Sprung ins Oberhaus zu wagen. Tatsächlich realisiert haben sie ihn auch aus finanziellen Gründen erst 2018 wieder. Und das mit einem ansprechenden Kader, der am Samstag die WWK Volleys Herrsching mit 3:2 (25:23, 19:25, 20:25, 25:20, 15:13) in die Knie zwang, was deren Trainer Max Hauser ziemlich ärgerte: "Das sind zwei Punkte, die uns schon ein bisschen abgehen."

Hauser hatte vor den Giesenern gewarnt, die in der Tabelle zwar nur auf dem drittletzten Platz rangieren, aber vor zwei Wochen mit einem 3:1-Erfolg gegen den Spitzenklub Frankfurt auf sich aufmerksam gemacht hatten - in der Hinrunde hatten sie den VfB Friedrichshafen ebenfalls in eigener Halle (in Hildesheim) in den Tiebreak gedrängt und nur knapp 2:3 verloren. Vor allem der mit 23:25 verlorene erste Satz beschäftigte Hauser, "den verschenken wir, das darf uns nicht passieren. Das war ein bisschen der Knackpunkt, denn wenn man solche Geschenke macht, rächt sich das später". 12:5 hatten die Gäste vor 800 Zuschauern in der kleinen Giesener Schachtarena geführt, auch weil ihr Diagonalspieler Griffin Shields eine ganze Reihe hervorragender Aufschläge traf - am Ende des Spiels hatte sich seine Stärke im Service auf sechs Asse kumuliert. Doch der Vorsprung schmolz danach immer weiter zusammen, auf 15:10, 16:13, 23:21. Und weil Herrschings Angriffe eher im Block oder Aus statt im gegnerischen Feld landeten, stand es bald 24:23 für Giesen - das äußerst kaltschnäuzig kurz nach seiner Führung auch gleich den ersten Satzball verwandelte.

Danach spielte Herrsching konzentrierter, und dass Tim Peter nach seinen Schulterproblemen wieder im Kader stand, war durchaus keine Schwächung für Hausers Mannschaft. Er ersetzte den diesmal in Annahme und Angriff schwachen Humberto Macharon vom zweiten Satz an und zeigte, dass er im Angriff, aber noch mehr in der Annahme ein wichtiger Stützpfeiler dieser Mannschaft ist. Shields und Artem Sushko trugen mit ihren Angriffen dazu bei, dass Herrsching in den Sätzen zwei und drei jeweils recht spät, aber dafür umso forscher davonzog. Allerdings verlor das leicht favorisierte Team vom Ammersee danach wieder ein wenig seine Linie und die Genauigkeit in der Annahme - ohnehin immer mal wieder eine Schwachstelle in dieser Saison: "Es ist erstaunlich, aber meine Spieler hatten massive Probleme mit der niedrigen Hallendecke", sagte Hauser - erstaunlich deshalb, weil die Nikolaushalle in Herrsching auch niedriger ist, als es die Liga den Klubs eigentlich vorschreibt.

Herrsching musste also mal wieder in den fünften Satz, zum schon fünften Mal in bislang fünfzehn Saisonspielen. Noch mehr als sonst entscheiden in diesem Satz Kleinigkeiten ein Spiel. So stimmte im Tiebreak Herrschings Annahmequote endlich, allerdings ließ die Angriffsquote nun sehr zu wünschen übrig. Giesens menschliche Mauer Antwain Aguillard gelangen früh drei Blocks in Serie, die Herrschinger hechelten danach ständig einem Rückstand hinterher. Als Aguillards Block-Kollege Magloire Mayaula sich bei eigener 12:10-Führung am Knie verletzte, waren die Giesener kurz irritiert, ließen Herrsching zum 12:12 ausgleichen. Doch der entscheidende Punkt zum 15:13 gelang nicht den Gästen, sondern Giesens Jérôme Clère, der danach mit seiner Mannschaft ausgelassen jubelte.

Die Herrschinger hingegen haben zwei Punkte verloren im Dreikampf mit Bühl und Königs Wusterhausen um die PlayoffPlätze sieben und acht. "Das wird spannend bis zum Ende", sagt Hauser. Und womöglich spannender als die Auswärtspartie Herrschings an diesem Mittwoch beim Tabellenzweiten VfB Friedrichshafen. Immerhin ist TSV-Kapitän Lukas Bauer nach seiner Sprunggelenk-Verletzung am Montag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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