Volleyball:Titelambitionen und ein Hoffnungsträger

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Es läuft: Hachings Florian Ringseis jubelt gegen Düren. (Foto: Conny Kurth/imago)

Erstligist Herrsching steht trotz des 0:3 in Lüneburg zufrieden im Mittelfeld, die Alpenvolleys verteidigen in Düren ihre Tabellenführung.

Von Katrin Freiburghaus, Herrsching/Unterhaching

Womöglich bleiben die Weihnachtsbäume in Innsbruck und Unterhaching diesmal ein wenig länger stehen als gewöhnlich; einfach, weil der Baumschmuck in diesem Jahr so außerordentlich hübsch geraten ist: Denn die Tabelle der Volleyball-Bundesliga weist die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching auch nach dem letzten Spiel des Jahres 2018 als Tabellenführer aus. "Wir werden jetzt trotzdem nicht ausflippen", stellte Manager Hannes Kronthaler klar, was einem speziell in Bezug auf den Vollprofi Kronthaler fast ein bisschen leid tun kann, denn da wäre man irgendwie mal gerne dabei. Des Ausflippens ob der aktuellen Tabellensituation eher unverdächtig sind die WWK Volleys Herrsching, die als Liga-Siebter das klubgewordene Mittelfeld der Liga bilden. Sie liegen damit nach zehn von 22 Spielen aber angesichts der eigenen Ziele und gänzlich anderer finanzieller Voraussetzungen ebenfalls im Soll. Ein Zwischenfazit.

Der letzte Eindruck

Die Alpenvolleys verteidigten die Tabellenführung vor dem VfB Friedrichshafen am Samstag mit einem 3:1 (22:25, 25:23, 25:19, 25:20) in Düren. Nach einem ersten Satz mit vielen Eigenfehlern waren sie das wesentlich zielstrebigere Team. Manager Hannes Kronthaler attestierte eine "charakterlich sehr gute Leistung", nachdem es eine Woche zuvor in Frankfurt krankheitsgeschwächt die bislang einzige Niederlage in der Liga gesetzt hatte. Herrsching unterlag Lüneburg unnötig deutlich mit 0:3 (21:25, 23:25, 23:25). Das Hauptproblem machte Coach Max Hauser in einer zu niedrigen Erfolgsquote beim Angriff nach guter Annahme und in der Annahme selbst aus. "Da lassen wir zu viel liegen", sagte er, "in Kombination mit den Phasen, in denen die Annahme nicht gut war, sind das die entscheidenden paar Punkte zu viel."

Die Bilanz

Grundsätzlich sei er dennoch "ganz zufrieden", sagte Hauser über die fast vollständige Hinrunde. Zu Saisonbeginn hatte er als Ziel den Klassenerhalt ausgegeben, es aber zügig auf die Teilnahme an den Playoffs korrigiert. "Wir haben alle, die wir mussten, gut im Griff gehabt", bilanzierte er. Die Alpenvolleys steckten sich das ehrgeizige Ziel, drittstärkste Kraft zu werden und damit potenziell alle im Griff zu haben. Allerdings gingen sie in neun von zehn Spielen als Sieger vom Feld und überholten die eigenen Ambitionen sogar noch. Das zwang Kronthaler in die für ihn untypische Rolle der Euphorie-Bremse. "Wir sind erst bei der Hälfte", mahnte er, fügte aber hinzu: "Auch der Zwischenstand bedeutet, dass wir von der Zusammenstellung bis zur Entwicklung des Teams viel richtig gemacht haben."

Die Formkurve

Herrsching spielte nach anfänglichen Abstimmungsproblemen recht konstant auf einem Niveau. Seit zwei Wochen ist nun Hoffnungsträger Artem Sushko zurück, der vor dem Auftakt nach Südkorea gewechselt, dort aber aus dem Kader gefallen und in der Folge an den Ammersee zurückgekehrt war. Der russische Außenangreifer soll 2019 mehr Durchschlagskraft bringen, Hauser hatte den Königstransfer im Herbst als Option gegen den hohen Block der Top-Teams verpflichtet. Noch enger mit einem russischen Zugang ist die Formkurve der Alpenvolleys verknüpft. Als Diagonalmann Kirill Klets zu Saisonbeginn Anpassungsprobleme offenbarte, hatte sein Team Mühe, diese Schwäche zu kaschieren. Seit Klets auf Betriebstemperatur angekommen ist, überzeugt er regelmäßig als Topscorer; die gesamte Angriffsabteilung agiert seitdem zudem konstant mit einer Effektivität von über 50 Prozent.

Die guten Vorsätze

Kronthaler blies zwischenzeitlich zum Angriff auf die Meisterschaft und stellte dafür eine Verstärkung für den Außenangriff in Aussicht - die einzige Position, auf der die Alpenvolleys nicht ohne Qualitätsverlust wechseln können. "Es ist noch nicht entschieden, steht aber auf der Agenda", sagte Kronthaler. Auf die Frage, ob für Titelambitionen ein weiterer Angreifer nötig sei, antwortete er aber: "Eher ja." Für eine erfolgreiche Rückrunde sei dagegen entscheidender, "dass wir im Kopf weiterhin damit rechnen, dass wir nach der kompletten Hauptrunde wieder Dritter sind", um unnötige Nervosität zu vermeiden. Hauser appellierte an das Arbeitsethos seines auf den Schlüsselpositionen Zuspiel und Angriff sehr jungen Teams. "Wir haben gegen die Top-Mannschaften gesehen, dass es noch nicht ganz reicht", sagte er, "aber da wollen wir hin und in der Rückrunde mal eine schlagen."

Die Zuschauer

Das Herrschinger Publikum ist seit Jahren schon eine Bank, im Hintergrund wird dagegen unverändert die Frage nach einer neuen, bundesligatauglichen Halle gewälzt. Bislang allerdings ohne einschneidenden Erfolg. In Unterhaching respektive Innsbruck müssen dagegen die fremdelnden Zuschauer selbst überzeugt werden, wozu das internationale Team an jedem Heimspielstandort nur die Hälfte der Heimspiele zur Verfügung hat. Kronthaler wähnt die Alpenvolleys aber auch in diesem Punkt "auf dem aufsteigenden Ast": Die Tabellenführung sowie je ein Topspiel gegen Friedrichshafen (in Unterhaching) und Berlin (in Innsbruck), die beide von den Alpenvolleys überraschend gewonnen wurden, hätten inzwischen dazu geführt, "dass die Mannschaft besser angenommen wird".

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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