Volleyball:Teures Weihnachtsgeschenk

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Der zurückgekehrte Außenangreifer Artem Sushko führt Herrschings Volleyballer bei seiner Premiere zum 3:1-Erfolg.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Wenn man sich eine sportliche Weihnachtsgeschichte malen würde, dann würde jene von Artem Sushko ein schönes Bild ergeben. Sushko, 24, Ukrainer von der Krim, inzwischen mit russischem Pass, hatte sich passend dazu nach dem Schlusspfiff in der Nikolaushalle eine rote Weihnachtsmütze aufgesetzt. Neben der Tribüne leuchteten die Kerzen am Weihnachtsbaum, das Publikum hatte auch seine Bescherung bekommen. Und Sushko, mit 23 Punkten gerade MVP beim sehr umkämpften 3:1 (25:23, 25:17, 28:30, 25:22)-Erfolg seiner WWK Volleys Herrsching über die Netzhoppers aus Königs Wusterhausen geworden, sagte nur: "Es ist großartig hier." Auch deshalb, weil Sushko, erst seit Mittwoch spielberechtigt, mit 19 Angriffspunkten, drei Blocks und einem Ass großen Anteil daran hatte, dass der Siebte den Achten in Schach hielt und nun vier Punkte vor ihm steht in der Tabelle - und im Kampf um die Playoffs.

Sushkos Geschichte ist wohl eine der skurrilsten der laufenden Saison: Zuerst fanden ihn Trainer Max Hauser und seine Scouts im Sommer als Nadel im Heuhaufen, es war ihr Königstransfer, einer, der mit seiner Sprunggewalt und dem peitschenartigen Angriff Spiele entscheiden kann. In der Woche vor dem Saisonstart meldete sich dann allerdings der südkoreanische Klub Suwon, überwies eine ordentliche fünfstellige Ablösesumme an Herrsching - und Sushko war weg. Obwohl er sich samt Frau und Kind gut am Ammersee eingelebt und einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte.

Die Südkoreaner versprachen ihm mehrere hunderttausend Euro pro Jahr, nur verletzte sich Sushko dann zweimal am Bauchmuskel. Und weil Sushko zufolge in seinem Vertrag geregelt war, dass dieser aufgelöst werden könne, sobald er vier Wochen lang verletzt ist, tat Suwon genau dieses. Sie sind da nicht sehr zimperlich in Südkorea, wo dreimal pro Tag trainiert wird und eine brutale Auslese vorherrscht. "Artem hat mir gleich eine SMS geschrieben, wann er wiederkommen könne", sagt TSV-Coach Hauser, der zugibt: "Finanziell ist das nicht schlau, wir haben ja einen Spieler zu viel." Sie haben jetzt vier Profis im Außenangriff, für Sushko hatten sie damals eilig den Kolumbianer Humberto Macharon nachverpflichtet, der sich bisher nicht durchsetzen konnte. Aber sie haben mit Sushko nun auch eine stärkere, unberechenbarere Mannschaft.

Am Samstag wurde das schon sehr deutlich gegen die Rand-Berliner. Zwar gab es auch Missverständnisse, wie in der Annahme, als Sushko im ersten Satz Libero Ferdinand Tille den Ball mitten ins Gesicht baggerte, aber er machte eben auch den Punkt zum 23:23 - und beim Satzball gelang ihm ein Ass. Im zweiten Satz glückte Sushko fast alles, der Gästeblock war überfordert mit seinen Angriffen auch aus dem Hinterfeld. Und wieder verwandelte er den Satzball. Danach wurde Sushko kraftloser, machte mehr Fehler. "Ich kann besser spielen", sagte Sushko selbst, als er schon seine Weihnachtsmütze trug. Dafür sprangen nach dem verlorenen dritten Satz andere ein. Wie der wie so oft starke Mittelblocker Alpar Szabo und vor allem Diagonalspieler Griffin Shields, der den vierten Satz mit seinen cleveren Angriffen quasi alleine entschied.

Noch glänzt also nicht alles, aber Sushkos Premiere war trotzdem beeindruckend. "Er ist eine neue Waffe und kann für die zweite Saisonhälfte ganz wichtig für uns werden", sagte Herrschings Kapitän Lukas Bauer. Oder bereits am 29. Dezember beim Auswärtsspiel in Lüneburg. Bis dahin steht viel Training auf dem Programm - und ein Familienbesuch: Noch am Sonntag sollten Frau und Kind anreisen, und am 24. Dezember hat auch der Russe Sushko etwas zu feiern: seinen 25. Geburtstag.

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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