Volleyball:Signal an Moculescu

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Die Alpenvolleys Haching feiern in Königs Wusterhausen ihren vierten Sieg in Serie und erwarten nun den deutschen Meister Berlin.

Von Sebastian Winter, München

Es war eine lange Reise an den südöstlichen Stadtrand Berlins, die die Alpenvolleys Haching von ihrem Lebensmittelpunkt in Innsbruck aus mitten unter der Woche unternommen haben. Am Tag nach dem Auswärtsspiel in Königs Wusterhausen kann man sagen: Sie hat sich gelohnt. Mit 3:1 (23:25, 25:13, 25:21, 25:15) haben die Alpenvolleys die Brandenburger am Mittwoch nach Startschwierigkeiten geschlagen, am Ende war es ein leichter, lockerer Sieg. Ein Erfolg, der die Mannschaft von Trainer Stefan Chrtiansky erstmals seit Anfang November wieder auf Tabellenplatz vier der Volleyball-Bundesliga trägt. Nach der Landung am Münchner Flughafen sagte Chrtiansky am Donnerstagmittag: "Ab dem zweiten Satz haben wir seriös gespielt und waren im Angriff überragend."

Im ersten Satz machte vor allem Netzhoppers-Kapitän Björn Andrae den Alpenvolleys das Leben schwer. Der ehemalige Nationalmannschafts-Kapitän und dreimalige Volleyballer des Jahres, in dessen Vita 280 Länderspiele und Platz fünf bei den Olympischen Spielen in London stehen, ist mit 36 Jahren immer noch einer der stärksten Angreifer der Liga. Mit 23 Punkten war er weit vor den Gästespielern Igor Grobelny (18) und Pieter Verhoeff (16) der beste Scorer des Spiels. Am Ende des ersten Satzes zeigte Andrae seine gesamte Erfahrung, als er mit einem frechen Driveschlag kurz hinters Netz entscheidend punktete. Die Alpenvolleys hingegen hatten vor allem mit ihrem Aufschlag große Probleme, der zu harmlos und fehlerhaft war. "Danach haben wir von Sprung- auf Floataufschläge umgestellt", sagte Chrtiansky.

Mit Flatteraufschlägen der Gäste wendet sich das Blatt - und mit ihrem gewohnt starken Block

Diese taktische Maßnahme war der Schlüssel zur Wende des Spiels, denn von nun an funktionierte die Netzhoppers-Annahme nicht mehr so gut, "und wir haben dann richtig viel blockiert", wie Chrtiansky analysierte. So dominierten die Alpenvolleys fortan das Spiel, in den folgenden drei Sätzen lagen sie jeweils früh fast uneinholbar vorne. Am Ende hatten sie 13 direkte Blockpunkte gemacht. Die Netzhoppers, die noch am Samstag in Herrsching den zweitlängsten je in Bundesliga gespielten Durchgang verloren hatten (41:43), kamen nur auf vier. Außerdem überzeugten nicht nur Grobelny und Verhoeff im Angriff, sondern auch über die Mitte die Brasilianer Pedro Frances und Douglas Duarte da Silva mit zweistelligen Punktausbeuten.

In Königs Wusterhausen zu gewinnen ist nie einfach, die Halle ist schmucklos und passt zum - mit Solingen - schwächsten Zuschauerinteresse in der Liga. Gegen die Alpenvolleys verloren sich 331 Fans auf den Tribünen, während sich rund 50 Kilometer weiter nördlich 3000 Zuschauer das Spiel von Meister Berlin gegen den Letzten Solingen ansahen. Die Alpenvolleys haben sich von der schwierigen Atmosphäre aber nur kurz beeindrucken lassen. "Die drei Punkte sind ganz wichtig", sagte ihr Sportdirektor Mihai Paduretu, der zugleich Kritik am Aufschlag übte: "Er muss besser werden, um auf ein Toplevel zu kommen."

"Jeder möchte Stelu noch einmal sehen", sagt Sportdirektor Mihai Paduretu über Berlins Neutrainer

Ansonsten darf Paduretu vier Spieltage vor dem Rückrunden-Ende zufrieden sein mit der Mannschaft. Von 16 Ligaspielen hat sie zehn gewonnen, die jüngsten vier gleich in Serie. Platz vier würde außerdem eine sehr gute Ausgangsposition für die Playoffs bedeuten, da die Alpenvolleys dann im Viertelfinale das Heimrecht (in Innsbruck) gegen den Fünften hätten. Selbst Rang drei können sie noch erreichen, bei nur zwei Punkten Rückstand. Allerdings beträgt der Vorsprung auf den derzeitigen Achten Herrsching im extrem breiten Mittelfeld auch nur drei Pünktchen. Paduretu beeindruckt "die Lust und das Vertrauen" der Alpenvolleys-Spieler, bezüglich der ausverkauften Unterhachinger Halle jüngst beim Derby gegen Herrsching sieht er auch im Umfeld eine positive Entwicklung: "Die Mannschaft kämpft, auch deshalb wird sie immer beliebter."

Schon am kommenden Samstag hat sie allerdings einen mächtigen Gegner zu Gast. Berlin, Meister von 2014, 2016 und 2017, kommt in Innsbrucks Olympiahalle - samt seinem neuen Trainer Stelian Moculescu. Der hochdekorierte 67-Jährige, der alleine mit Friedrichshafen Dutzende Titel und 2007 mit dem Champions-League-Triumph das Triple gewann, soll den schwächelnden Hauptstadtklub neu justieren. Und er trifft nun ausgerechnet auf seinen einstigen Ziehsohn Paduretu, der unter Coach Moculescu in den neunziger Jahren erfolgreich beim ASV Dachau zuspielte. Alleine schon deshalb ist die Konstellation spannend. "Es ist ein anderes Berlin als vor zwei Wochen", sagt Paduretu, "der Trainer ist der Beste, er kann sie sehr schnell motivieren. Und jeder möchte Stelu noch einmal sehen." In Innsbruck haben die Zuschauer Gelegenheit, ein Unterhachinger Fanbus ist schon voll, 2000 Zuschauer werden erwartet. Klingt besser als 331.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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