Volleyball:Selbstbewusst in die Bisonhölle

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Der 3:1-Erfolg über Eltmann katapultiert Herrschings Volleyballer auf Platz drei, damit sind sie so gut wie noch nie nach dem ersten Saisondrittel. Doch Trainer Hauser warnt vor dem Doppelspieltag gegen Bühl.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Am Anfang rief der stets königlich verkleidete Hallensprecher seine Worte vom Podest, dem Schiedsrichterstuhl: "Es geht heute um die Vormachtstellung in Bayern", so lautete also die Erwartungshaltung vor dem oberbayerisch-unterfränkischen Duell der Volleys Herrsching gegen die Eltmann. Am Ende rätselten sie dann für ein paar Minuten beim Klub vom Ammersee: Vierter? Oder doch Dritter? Die Antwort war relativ schnell gefunden. Herrsching ist nach dem größtenteils überzeugenden 3:1 (25:20, 25:14, 18:25, 25:21)-Erfolg über den Tabellenletzten tatsächlich Dritter der Volleyball-Bundesliga, hinter Berlin und dem VfB Friedrichshafen - zumindest bis zu diesem Montagabend, wenn die Alpenvolleys Haching auf Friedrichshafen treffen.

Dritter nach einem Drittel der Hin- und Rückrunde, die beste Mannschaft hinter den deutschen Patriarchen Berlin und - mit schwindender Macht - Friedrichshafen: So gut war Herrsching noch nie seit dem Erstligaaufstieg vor fünf Jahren. Es ist eine Momentaufnahme, gewiss, und als solche ordnete sie der erneut starke Libero Ferdinand Tille auch ganz schnell ein: "Ich bin froh, wenn wir es in die Playoffs schaffen. Und deshalb ist es gut, dass es nun schon dieses Punktepolster gibt." Sieben Punkte auf Platz neun, mit dem man sich nicht mehr für die Playoffs qualifizieren kann, beträgt das Polster inzwischen. Aber auch Trainer Max Hauser warnt: "Man kann sehr leicht Letzter werden in dieser Liga. Friedrichshafen und Berlin sind stärker als die anderen, und der Rest zerfetzt sich gegenseitig." So gewann Giesen am Samstag völlig überraschend 3:1 gegen die weitaus höher eingeschätzten Frankfurter.

Tom Strohbach spielt erstmals in dieser Saison - wenn auch nur für ein paar wenige Ballwechsel

Die Herrschinger zeigen sich in dieser ausgeglichenen Liga gerade in prächtiger Frühform. Vier ihrer sieben Spiele haben sie gewonnen, zwei nur knapp gegen die favorisierten Alpenvolleys und Lüneburg im Tiebreak verloren, nur gegen Berlin gab es die erwartete klare Niederlage. Gegen Eltmann überzeugten sie, sieht man einmal vom unkonzentriert verlorenen dritten Satz ab, wie schon in Düren in fast allen Mannschaftsteilen. Ein Beispiel aus dem anfangs noch ausgeglichenen ersten Satz: 14:14 stand es, als Herrschings Zuspieler Johannes Tille den Punkt mit einer Finte machte. Im Anschluss gelangen Dorde Ilic ein Monsterblock und Ferdinand Tille sowie Jori Mantha zwei herausragende Abwehraktionen zum 18:14. Oder im zweiten Satz: Herrschings Diagonalmann Jalen Penrose ging beim Stand von 2:2 an den Aufschlag, machte zwei Asse, wehrte einen Ball stark ab, machte das dritte von insgesamt sechs Assen - 7:2. Wieder war diese Serie der Schlüssel für den Satzgewinn.

Das Spiel der Herrschinger sieht derzeit sehr unbeschwert aus, bis auf das Tief im dritten Satz eben. Aber selbst dieser Durchgang hatte etwas Gutes für den Klub vom Ammersee. Denn als er schon aussichtslos mit 13:21 zurücklag, konnte es sich Trainer Hauser erlauben, zum ersten Mal in dieser Saison Tom Strohbach einzuwechseln. Der Außenangreifer, der nach einem etwas frustrierenden Auslandsjahr wieder zurück nach Herrsching gewechselt war, ist nach zwei Operationen noch nicht fit. Aber er durfte in der Annahme mal wieder ein wenig Wettkampfluft auf dem Feld schnuppern - und dass er ein Liebling der Zuschauer ist, zeigte ihr großer Applaus bei seiner Einwechslung. Mit einem fitten Strohbach hat Hauser in paar Wochen jedenfalls noch mehr Optionen im Außenangriff, den Tim Peter und Mantha gegen Eltmann sehr gut ausfüllten. Darüber hinaus erwartet Hauser dann größere Stabilität in Annahme und Floataufschlag. "Wenn wir diese Dinge in den Griff kriegen, sind wir die Hölle für jeden Gegner", sagt Hauser.

Apropos Hölle: Jetzt kommt erst einmal eine Doppelreise ins badische Städtchen Bühl auf die Herrschinger zu, die Hauser als "total eklig" bezeichnet. An diesem Mittwoch treffen sie dort im Pokal-Viertelfinale auf die Bisons, am Samstag dann in der Liga. Noch nie hat Herrsching in Bühl gewonnen, einen einzigen Punkt holten die Tilles und Co. dort vergangenes Jahr bei der 2:3-Niederlage. Am bittersten war aber im Dezember 2017 das 1:3 im Pokal-Halbfinale in Bühl, dieser Stachel sitzt noch immer besonders tief. "Wir sind gut in Form, und ich habe ein besseres Gefühl als die letzten Jahre", sagt Hauser, der zumindest eines der beiden Duelle gewinnen will: "Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann das Pokalspiel." Zwischen den Spielen in Bühl bleiben möchte die Mannschaft aber nicht, obwohl die Verantwortlichen das ursprünglich so geplant hatten. "Sie wollen Mittwoch lieber schnell heim und dann im eigenen Bett schlafen", sagt Hauser. Nicht, dass sie im Reich der Bisons noch von Albträumen geplagt werden.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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