Volleyball:Schwedische Delikatesse

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"Groß, blond und ein Spieler, der auch bei den weiblichen Zuschauern gut ankommen wird": TSV-Zugang Wilhelm Nilsson - aus Herrschinger Perspektive. (Foto: gcdw)

Herrschings Volleyballer verpflichten in Wilhelm Nilsson, 23, ihren zweiten großen Mittelblocker. Der Mann aus Linköping soll zusammen mit Andre Brown die größte Baustelle des TSV schließen.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Es dauerte nicht lange, da war die lustige Meldung schon wieder überholt. Die lustige Meldung entsprang der Auslosung des Volleyball-Pokal-Achtelfinales, das zwar erst am 8. November gespielt wird, aber schon jetzt zwei Schmankerl bereithält. Das Spitzenspiel Berlin gegen Düren, und fast noch spannender: Der TSV Herrsching bei den Hypo Tirol Alpenvolleys Haching, jenes bayerisch-österreichische Projekt also, das sich per Wildcard in die erste Liga eingekauft hat - und dort nicht nur bestehen, sondern gleich in der Spitze mitmischen möchte. Immerhin findet die Pokalpartie voraussichtlich in Unterhaching statt, nur 50 Kilometer östlich von Herrsching, und nicht, wie die meisten Ligaheimspiele der Alpenvolleys, in Innsbruck. "Ein tolles Derby", sagt Herrschings Teammanager Fritz Frömming, wobei der TSV sich über ein Heimspiel noch mehr gefreut hätte - vermutlich auch, weil der Klub vom Halbfinale an wegen seiner regelwidrigen Halle ohnehin nicht mehr zu Hause antreten darf.

Ein Mann aus dem Norden, genauer gesagt aus der schwedischen Stadt Linköping, hat die pointenreiche Meldung nun in den Hintergrund gerückt. Wilhelm Nilsson ist neuer Mittelblocker bei den Herrschingern, nach dem Kanadier Andre Brown haben sie für diese Position also den nächsten Ausländer verpflichtet. Zugleich hat der Verein seine Option für eine Vertragsverlängerung von Peter Ondrovic verstreichen lassen. Der Slowake, der zwei Jahre lang beim TSV blockte, verlässt den Verein also, auch, weil er nicht an seine starken Leistungen aus der ersten Spielzeit hatte anknüpfen können. Bleiben wird dagegen der Österreicher Nicolai Grabmüller, der von Brown und Nilsson lernen soll.

"Wenn man einen Schweden zeichnen müsste, würde Wilhelm Nilsson dabei rauskommen."

Der Mittelblock ist damit vollständig und wird durch den 23-jährigen schwedischen Nationalspieler, nach allem, was man weiß, verstärkt. Auch, was trockenen Humor angeht: Auf die Bitte, sich mit einem Wort zu beschreiben, antwortet Nilsson in einem Spielerprofil: "Lang." Da hat er durchaus recht, exakt 2,05 Meter misst der blonde Hüne und ist damit ähnlich groß wie Brown. "Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht. Ich habe schon gehört, dass die Heimspiele ein Wahnsinnserlebnis sein sollen", sagt Nilsson. Auch die Herrschinger freuen sich auf Nilssons Qualitäten: "Ich glaube, wenn man einen Schweden zeichnen müsste, würde Wilhelm Nilsson dabei rauskommen", sagt Marketing-Manager André Bugl: "Groß, blond und mit Sicherheit ein Spieler, der auch bei den weiblichen Zuschauern gut ankommen wird."

Die Herrschinger haben Nilsson aber zuallererst wegen seiner sportlichen Qualitäten an den Ammersee geholt, zusammen mit Brown soll er künftig ihre Dauerbaustelle im Mittelblock schließen. Dort hatte zwar der Vollzeit berufstätige und inzwischen zurückgetretene Roy Friedrich immer wieder bewundernswerte Leistungen abgeliefert, im Verbund mit dem schwächelnden Ondrovic hat das aber auf höchstem Niveau nicht gereicht. Nilsson ist jung und durch seine internationalen Einsätze doch erfahren - in seinem bislang einzigen Auslandsjahr spielte er beim belgischen Spitzenklub Noliko Maaseik in der Champions League. Als eine seiner größten Schwächen gibt Nilsson seinen Aufschlag an, sein Spiel ist noch formbar, was aber ganz im Interesse von Herrschings Trainer Max Hauser liegen dürfte.

Zwei junge Deutsche, ein Außenangreifer und ein Zuspieler, sollen nun noch in Herrschings Kader rutschen, dann ist er vollständig. "Er ist deutlich besser als im letzten Jahr", sagt Frömming, und anders als in den Jahren davor machen wohl alle Spieler die komplette Saisonvorbereitung mit. Üblich ist das nicht, weil gerade die Nationalspieler über den Sommer hinweg internationale Verpflichtungen haben. TSV-Nationalspieler wie Ferdinand Tille und Tom Strohbach haben in diesem Jahr aber frühzeitig angekündigt, eine Nationalmannschaftspause einlegen und sich auf ihr Studium konzentrieren zu wollen.

Für Hauser und Herrsching sind das ideale Voraussetzungen, um den doch ziemlich neuen Kader zu formen. Am 21. August ist Trainingsstart, Testspiele gegen den Schweizer Spitzenklub Amriswil und eine Trainingsreise nach Italien sollen folgen. Ligastart für Herrsching ist dann Ende Oktober, voraussichtlich in Berlin. Bald darauf kommt es schon zum Pokalkracher in Unterhaching, auf den dann auch Wilhelm Nilsson hinfiebern dürfte.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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