Volleyball:Schwarz-gelbe Krönung

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Tanz der Teufel: Zuspieler Fabian Wagner (Zweiter von rechts) und seine Kollegen feiern vor ausverkauftem Haus ihr Meisterstück gegen Schwaig. (Foto: Christian Endt)

Mit einem 3:1-Sieg gegen Verfolger SV Schwaig sichert sich der TSV Grafing am drittletzten Spieltag der zweiten Bundesliga erstmals die Meisterschaft. Für die erste Liga haben die Grafinger freilich weder das nötige Geld noch die geeignete Halle.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Selbst als es niemanden mehr auf den Sitzen hielt, stand Grafings Cheftrainer Alexander Hezareh noch stoisch mit auf dem Rücken verschränkten Armen in der Coaching-Zone. Nach vorne nahm er die Hände höchstens, um hier und da mal nachzujustieren. Oder um schnell einen seiner Männer abzuklatschen, die sich da gerade mit dem SV Schwaig den Schlagabtausch lieferten. Dann, nach vier Sätzen und 92 Minuten Spielzeit, konnte Hezareh endlich die Fäuste ballen, brüllend aufs Feld rennen und unter dem tobenden Knäuel der schwarz-gelben Grafinger Trikots verschwinden. Mit dem 3:1 (20:25, 25:15, 27:25, 25:15)-Erfolg haben Grafings Volleyballer etwas geholt, das zu Beginn der Saison als undenkbar galt: den ersten Zweitliga-Titel ihrer Vereinsgeschichte.

Danach hatte es am Samstagabend zunächst überhaupt nicht ausgesehen. Schwaigs Trainer Jozef Janosik hatte seine Mannschaft extrem offensiv ausgerichtet. Wann, wenn nicht gleich zu Beginn hätte er den Grafinger Lauf aus 13 ungeschlagenen Partien auch brechen sollen? Zumal sein in der Tabelle fünf Punkte hinter den Grafinger Spitzenreitern zurückliegender SV einen Sieg brauchte, um auch weiterhin um die Meisterschaft mitspielen zu können. Die Taktik ging auf: Nach den ersten Ballwechseln lagen die Mittelfranken mit 11:6 vorne. Schloss Grafing zwei, drei Punkte auf, schmetterten die Gäste wieder zwei, drei Bälle in irgendeine Lücke - irgendwann waren die 25 Punkte voll und der erste Satz vor 800 Zuschauern gewonnen.

Der Anpfiff zum zweiten Satz bedeutete das plötzliche Ende der anfänglichen Grafinger Nervosität. Gerade einmal 19 Minuten brauche der TSV, um nach dem zweiten Satz mit einem 25:15 im Rücken in die Kabine zu gehen. Den offenen Schlagabtausch in Satz Nummer drei entschieden die Grafinger mit 27:25 in der Verlängerung für sich. Im vierten Satz verwandelte Norbert Engemann den zweiten Grafinger Matchball - und machte, wie Außenangreifer Julius Höfer jubelte, die "absolute Krönung der Saison" perfekt.

Aus Gewinnersicht ist die Meisterschaft mit reichlich Tragik versehen: Weil Grafings Halle für Erstligaansprüche zwei Meter zu niedrig ist und nur 800 Zuschauer fasst, brauchte sich der TSV um eine Erstligalizenz gar nicht erst bewerben. Zumal er gerade auch nicht das nötige Kleingeld hätte. Wie die Konkurrenz. Voraussichtlich steigt daher kein Klub aus dem Süden in die erste Liga auf.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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