Volleyball:Schöne Bescherung

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Über den Dreierblock: Im verlorenen Hinrunden-Spiel in Berlin sah sich Herrschings Daniel Malescha oft einer schier unüberwindlichen Mauer gegenüber. (Foto: Imago)

Herrschings Volleyballer erwarten Tabellenführer Berlin zur letzten Partie vor Weihnachten - zugleich kommt Bewegung in die Hallenthematik

Von Sebastian Winter, Herrsching

Max Hauser ist ja ein Fan der Berlin Recycling Volleys, er hat sich schon öfter als solcher geoutet. Nicht unbedingt die Mannschaft hat es dem Trainer des TSV Herrsching besonders angetan, sondern die Halle, das Umfeld - und die Freundlichkeit, mit der der Klub vom Ammersee immer wieder in der Hauptstadt empfangen wird. Nun, da der Tabellenführer der Volleyball-Bundesliga und sechsmalige deutsche Meister am Samstag zum letzten Spiel des Jahres in der Herrschinger Nikolaushalle gastiert (19 Uhr), möchte Hauser den Gegner genauso freundlich empfangen - und ihm dann ein Bein stellen: "Ich will in diesem Spiel punkten und traue uns das auch zu. Wir sind sehr gut in Form", sagt Hauser, der nur auf Außenangreifer Florian Malescha verzichten muss. Der 27-Jährige steigt nach einer Knie-Operation vor zwei Wochen erst wieder ins Training ein, für ihn rücken Carsten Vielmeier und Johannes Kessler aus der zweiten Mannschaft ins Team.

Dass Herrsching gegen die deutsche Spitze in Ansätzen mithalten kann, hat der Klub am Sonntag in Friedrichshafen bewiesen. Äußerst knapp mit 27:25 und 25:23 gewann der deutsche Meister die ersten Sätze, erst danach gab Herrsching auf. Aber Friedrichshafen steckt in einer Krise, auf und neben dem Spielfeld. Berlin dürfte der deutlich unangenehmere Gegner sein, zumal Herrsching seine bisherigen beiden Saisonspiele im Pokal und in der Liga jeweils mit 0:3 gegen die Volleys abgeben musste. Nach acht Spieltagen sind sie zudem in der Liga als einziges Team noch ungeschlagen, sie haben sechs Punkte Vorsprung auf die Verfolger Frankfurt und Friedrichshafen, mehr noch: Sie haben erst zwei Sätze und noch keinen einzigen Punkt abgegeben. In der Champions League hat Berlin am Mittwoch das Spiel beim bulgarischen Klub Dupnitza mit 3:0 gewonnen - und wollte am Donnerstag von Sofia aus direkt mit dem Flugzeug nach München und weiter nach Herrsching reisen.

Berlins Cheftrainer Roberto Serniotti hat trotz der jüngsten Erfolge und der klaren Heimsiege gegen Herrsching nicht vor, den Außenseiter zu unterschätzen: "Die Spieler haben mir schon gesagt, dass es in der kleinen, stimmungsgeladenen Halle wesentlich schwieriger wird." Die Herrschinger haben ihrem Gegner übrigens eine Halle für das Abendtraining besorgt, "Fairplay gehört dazu", sagt Teammanager Fritz Frömming, der sich außerdem über den regen Kartenvorverkauf freut. Die Halle wird wohl ausverkauft sein, "es wird total schön", sagt Frömming.

Nicht so schön fand er - apropos Halle - die Unruhe, die wegen einer möglichen neuen Spielstätte aufgekommen ist. Fakt ist, dass die Herrschinger dringend eine zukunftsträchtige Arena brauchen, denn ihre Nikolaushalle entspricht mit ihrer niedrigen Deckenhöhe und geringen Zuschauerkapazität nicht den Anforderungen der Liga. Deren Ausnahmegenehmigung läuft am Ende der kommenden Saison aus, danach bräuchte Herrsching eine mindestens neun Meter hohe Halle mit einem Fassungsvermögen für 2500 Zuschauer.

Dass die Herrschinger Realschule eine neue Dreifach-Sporthalle bekommt, ist bereits sicher. Genau diese Halle haben die TSV-Volleyballer im Blick, sie wünschen sich, dass sie bundesligatauglich gebaut wird. Berichte, nach denen auch das schon gesichert ist, dementiert Frömming aber: "Ich habe bislang den groben Entwurf der Machbarkeitsstudie, die wir in Auftrag gegeben haben, gesehen. Von daher würde eine Veranstaltungshalle, wie wir sie uns vorstellen, da hinpassen. Aber die Studie ist erst Mitte Januar fertig." Auch bei der Beteiligung an den Mehrkosten, die dann entstehen würden, sei noch nichts Konkretes besprochen, ein mögliches Modell sei auch ein Mietverhältnis. Vergleichbare Erstliga-Hallen wie in Bühl und Rottenburg haben jedenfalls zwischen elf und zwölf Millionen Euro gekostet.

Mit solchen Dingen beschäftigt sich die Mannschaft eher nicht, sie will Berlin überrumpeln. "Wir sind heiß", sagt TSV-Libero Ferdinand Tille, der wie seine Kollegen Patrick Steuerwald und Daniel Malescha unruhige Weihnachten haben wird. Schon am Sonntag fliegt das Trio nach Berlin zum Nationalmannschaftslehrgang, zweieinhalb Wochen vor dem Olympia-Qualifikationsturnier.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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