Volleyball:"Schad halt"

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Die Alpenvolleys Haching verlieren durch das 2:3 gegen Frankfurt ihren Spitzenplatz. Um als Zweiter in die Playoffs zu starten, brauchen sie nun fünf Punkte aus zwei Spielen - und mehr Konstanz.

Von Sebastian Winter, München

Hannes Kronthaler ist keiner, der lange um den heißen Brei herumredet, dafür ist der Bauunternehmer schon zu lange im Volleyballgeschäft. Und so sagte der General Manager der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching am Samstagabend im VIP-Raum der Innsbrucker Olympiahalle den Gönnern des Klubs, den Honoratioren und den eigenen Spielern, die gerade ihr Abendmahl vom Buffet einnahmen: "Schad halt. Wir haben eine bessere Ausgangsposition verschissen. Man hat die ganze Zeit gemerkt, dass wir an die Punkte gedacht haben und nicht ans Spiel. Jetzt sind wir Zweiter und alle sind angefressen."

Ganz wörtlich hat Kronthaler das nicht so gesagt, aber am Sonntag via Telefon erzählt, dass er ungefähr diese Sätze benutzt hatte nach der Partie. Es war ja auch zum Haare raufen gewesen, das höchst knappe 2:3 (25:20, 17:25, 25:19, 23:25, 10:15) gegen die United Volleys Frankfurt, den in dieser Saison schwächelnden Sechsten der Tabelle. Denn die Niederlage beraubt die Alpenvolleys nach ihrem glanzvollen 3:2-Erfolg in Friedrichshafen ihrer ebenso glänzenden Ausgangsposition vor den abschließenden beiden Rückrundenspielen und den Playoffs - sie sind nun nur noch Zweiter, einen Zähler hinter Friedrichshafen und zwei Pünktchen vor dem wiedererstarkten Meister Berlin. Andererseits wären sie vor dem Saisonstart vermutlich feixend im Kreis gehüpft, wenn sie da schon geahnt hätten, dass sie Anfang März mit 48 Punkten aus 20 Spielen auf Augenhöhe mit Berlin und Friedrichshafen liegen, den beiden Dominatoren der Volleyball-Bundesliga.

Zwischen diesen beiden Polen pendelte also die Gefühlslage der Spieler und Verantwortlichen nach den verlorenen Punkten gegen Frankfurt - als gewonnenen Zähler wollte niemand dieses 2:3 der Alpenvolleys werten. "Es war ein Auf und Ab, uns hat die Selbstverständlichkeit gefehlt", sagte Kronthaler. Die fehlende Konstanz, die auch Trainer Stefan Chrtiansky bemängelte, ist ja so ziemlich das einzige, was man den bislang grenzenlos erfolgreichen Tirolern mit Dependance in Unterhaching vorwerfen kann. Gegen Frankfurt erlitten sie erst ihre dritte Niederlage, die meiste Zeit der bisherigen Saison führten sie die Tabelle an. Und das auch noch am Sonntagnachmittag nach dem 2:3 gegen die United Volleys - bis Friedrichshafen die Alpenvolleys durch einen klaren Sieg gegen den VC Olympia Berlin von der Spitze verdrängte.

Die fehlende Konstanz ist zugleich eine Art Leitmotiv der jüngsten Wochen, mit dem sich die Alpenvolleys in unnötige Schwierigkeiten bringen. Beim 3:2-Erfolg in Bühl war das im Januar so, beim mühsamen 3:2-Heimsieg gegen Giesen im Februar noch viel mehr. Jetzt also wieder, nach einem starken ersten Satz verlor der Favorit die Kontrolle über das Spiel. Statistisch gesehen waren die 22 Aufschlagfehler der einzige eklatante Unterschied zu den Frankfurtern (15), ansonsten hielt sich fast alles die Waage, ob Angriff, Block oder Annahme. Aber 22 Aufschlagfehler sind eben viel zu viele für eine Mannschaft, die von ihrer Servicewucht lebt wie kaum eine andere. Und wenn dann Außenangreifer Hugo, der an guten Tagen den Gegner mit seinen Sprungaufschlägen an die Wand nagelt, mal wieder einen seiner gebrauchteren Tage erwischt und dort alleine neun Fehler macht, ist das kein gutes Omen.

Wobei die Niederlage sicher nicht an Hugo festzumachen ist. Das Auf und Ab betraf die ganze Mannschaft, mit Ausnahme des starken Liberos Florian Ringseis und des Zuspielers Danilo Gelinski. Im dritten Satz spielte sie wieder gut, im vierten Satz hatte sie die Chance, die Partie mit 3:1 zu gewinnen. Aber in den wirklich wichtigen Situationen passte dann die Annahme nicht, und Angreifer wie der junge Kirill Klets, für den diese Saison auch ein Lehrjahr ist, droschen den Ball zu oft in den Block oder ins Aus. "Die Alpenvolleys spielen eine überragende Saison, sie sind sehr angriffs- und aufschlagstark", sagte Frankfurts Kapitän Sebastian Schwarz, "aber in Situationen mit schwierigen Bällen, die man clever lösen muss, sind sie nicht immer so gut." Zum Beispiel beim 23:24 im dritten Satz, als Klets - der mit Abstand beste Scorer des Spiels - seinen Meister in Frankfurts Block fand. Kronthaler konterte zwar, "dass ich auch nicht übers Schupfen nachdenken würde, wenn ich 2,10 Meter groß wäre. Wir sind halt eine Powertruppe." Aber der Satz war vor knapp 1000 Zuschauern halt trotzdem verloren. Und im fünften Durchgang schwächelten dann Aufschlag und Annahme so sehr, dass die Gäste ihn recht locker für sich entschieden.

Trainer Chrtiansky sprach aber von einer guten Vorbereitung für die Playoffs, das Ziel bis dahin ist ohnehin klar: Sechs Punkte aus den verbleibenden Spielen gegen Düren und Olympia Berlin, dann ist zumindest Platz zwei sicher.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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