Volleyball:Projekt Milchgesicht

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"Frech und risikobereit": ASV-Junior Vincent Graven. (Foto: oh)

Dachaus B-Jugend-Volleyballer sind bei Heim-DM Außenseiter

Von Carolin Ranz, Dachau

Es gab Zeiten, da zählte das Volleyballteam des ASV Dachau zu den führenden Mannschaften in Deutschland. Mitte der neunziger Jahre war das, da durfte das Team aus dem Münchner Norden unter Trainer Stelian Moculescu zwei deutsche Meisterschaften, einen Pokalsieg und den Einzug ins Champions League-Finale feiern. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nach finanziellen Schwierigkeiten ist der ASV abgestiegen, spielt längst in der zweiten Liga. Die Hoffnung basiert auf der Jugend. Und die hat am Wochenende einen wichtigen Heimtermin. Denn der ASV trägt am Wochenende die deutsche U18-Meisterschaft aus.

In blauen Vereinsshirts absolvierte der Volleyball-Nachwuchs in der Georg-Scherer-Halle am Mittwoch noch ein Testspiel gegen Dachaus Bayernliga-Senioren - "zur Übung", wie ihr Trainer Josef Wolf sagt, ein Dachauer Urgestein und 21-maliger deutscher Volleyballmeister. Wolf nimmt eines direkt vorweg: "Die U18 ist nicht unser Jahrgang." Mindestens drei Stammspieler der U18 kommen aus der U16-Mannschaft. Daher liegt Wolfs Hauptaugenmerk eigentlich auf der U16-DM in Magdeburg an Pfingsten. Doch die U18-Meisterschaft nur als bessere Trainingseinheit anzusehen, kommt für Wolf nicht infrage. "Wenn wir die U16-Meisterschaft gewinnen wollen, und das ist unser Ziel, brauchen wir die Spielpraxis in der nächsten Altersgruppe. Das ist Grundvoraussetzung", weiß der Trainer. Er findet es gut, dass seine Junioren es zunächst mit den bis zu 2,10 Meter großen Riesen der U18 aufnehmen müssten, "Milchgesichter gegen Athleten" nennt es Wolf schmunzelnd. Das nehme den Respekt vor den zum Teil auch schon 2,05 Meter großen Jungen der U16 - in Wolfs Team ist kein Spieler größer als 1,90 Meter.

Unter die besten acht Klubs des 16er-Teilnehmerfeldes will er bei der U18 dennoch kommen. "Wir spielen frech und risikobereit, das ist unser Vorteil", erklärt der Trainer. Der 15-jährige Lukas Pfretzschner will das Turnier "einfach auf sich zukommen lassen und schauen was geht". Pfretzschner gilt als eines des größten Volleyballtalente in Deutschland, seit Kurzem steht er in der Auswahl der Jugendnationalmannschaft. Nebenbei spielt er noch in der bayerischen Auswahl der Beachvolleyballer - wie seine Mitspieler Luis Klimpe und Daniel Grabinger. "Das ist schon bemerkenswert, weil es dort ja nicht so viele Spieler gibt", schwärmt Wolf über diese Ballung an guten Beachvolleyballern in seinem Team.

Dennoch dürfte es schwer werden, vor allem gegen die Internatsteams aus Schwerin und Berlin, die Wolf zufolge bis zu achtmal pro Woche üben. Da könne sein Team nicht mithalten. "Wir trainieren dreimal in der Woche, versuchen es aber täglich zu schaffen", erzählt er. Das große Plus - auch bei der U18 - sei aber, dass die Mannschaft seit fünf Jahren zusammen trainiert, "perfekt eingespielt ist und wie eine Familie zusammenhält".

Mit dem Aufbau der Jugendmannschaft wollte der ehemalige Männertrainer "noch mal ein gutes Projekt machen". Ob der ASV wieder die erste Liga in den Fokus rücken will, wisse Wolf nicht. Er kümmere sich mit der Jugendmannschaft nur um die Grundlagen. Die U18-Meisterschaft wird jetzt zeigen, wie weit seine Spieler schon sind.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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