Volleyball:Die Elefanten kommen

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Gespannt auf die dritte Liga: SV-Kapitänin Anja Müller. (Foto: Birgit Franke)

Estings Volleyballerinnen starten nach zwei Aufstiegen in 3. Liga

Von Sebastian Winter, Esting

"Elephants on Tour", dieser Schriftzug klebt auf den Fensterscheiben des großen Reisebusses. Und: "Wir mit euch - 2015/2016." Estings Volleyballerinnen nehmen diesen Slogan wörtlich, wenn sie am Samstag zum ersten Saisonspiel nach Hammelburg fahren, denn in ihrem Bus haben sie auch 25 Plätze für ihre Fans reserviert. Um die Frage, warum sie sich nicht als Eidechsen oder Eisfüchse bezeichnen, sondern dem eher plumpen Dickhäuter den Vorzug gaben, machen sie noch ein großes Geheimnis, das wohl im ersten Heimspiel gegen Nürnberg am 24. Oktober gelüftet wird. Immerhin haben sie es nicht so weit getrieben wie Freisings Bayernliga-Volleyballerinnen, die sich die "geilen Uschis" tauften. Ihr Name ist Estings Volleyballerinnen aber so wichtig, dass sie ihn im vergangenen Jahr patentieren ließen. Er passt ja auch gar nicht so schlecht zu dieser Mannschaft, die in den vergangenen beiden Jahren alles niedergetrampelt hat, was sich ihr in den Weg stellte.

Zweimal in Serie ist Esting seit 2013 aufgestiegen, von der Bayernliga in die Regionalliga und von dort als Meister mit acht Punkten Vorsprung in die dritte Liga. Dort misst sich der Klub aus dem Ortsteil von Olching nun mit etablierten Lokalrivalen wie Planegg-Krailling und Lohhof II. Und das mit nicht gerade bescheidenen Ansprüchen: "Ich bin zuversichtlich, dass wir vorne dabei sind und eventuell das Projekt zweite Liga angehen können", sagt SV-Abteilungsleiter Christian Kreutzahler. Und auch wenn Trainer Christian Vetrovsky die Ziele etwas vorsichtiger formuliert ("mal schauen, was nach vorne geht"), ist in Esting ein deutlicher Aufschwung zu spüren: Sieben Spielerinnen haben den Klub im Sommer verstärkt, darunter die drittligaerfahrenen Julia Horst, Diana Ittlinger (beide Lohhof II), Antonia Beschoner, Jana Fakesch (Planegg-Krailling) und Franziska Fenzke (DJK Sportbund München-Ost). Außerdem steht die ehemalige Vilsbiburger Zweitligaspielerin Chantal Martin nach ihrem USA-Aufenthalt in Estings Kader.

Die Mannschaft hat Möglichkeiten, von denen andere Drittligisten nur träumen können. Neben drei wöchentlichen Trainingseinheiten macht sie zusätzlich Krafttraining im vereinseigenen Fitnessstudio, eine Physiotherapeutin und ein Masseur kümmern sich um Wehwehchen. Der Gymnasiallehrer Vetrovsky, der in Baierbrunn wohnt, bekommt für die Fahrten ein Auto gestellt, in dem er auch immer zwei Spielerinnen zum Training mitnimmt. "Die Rahmenbedingungen sind maximal, das ist das Beste, was ich in 15 Jahren als Trainer vorgefunden habe", sagt Vetrovsky, der Esting seit der vergangenen Saison betreut - und früher auch lange Zeit beim SV Lohhof war. In diesem Mikrokosmos am nordwestlichen Münchner Stadtrand hat sich die Aufstiegseuphorie entwickelt, die nun auch in der dritten Liga noch nicht enden soll. Dass Estings Frauen sich seit einiger Zeit auch eng mit Herrschings Erstliga-Volleyballern austauschen, ist auch nicht unbedingt ein Nachteil. Bis zu 300 Zuschauer kamen am Ende der vergangenen Saison zu Heimspielen des SV, für Regionalliga-Volleyball sind das Spitzenwerte, selbst in der zweiten Liga sind solche Zahlen keine Selbstverständlichkeit.

Estings Abteilungsleiter Kreutzahler macht sich nur wegen einer Sache leise Sorgen: dem Geld. Der Etat beträgt Kreutzahler zufolge rund 20 000 Euro, er betont, dass die Spielerinnen kein Geld bekommen, "eine Vorgabe unseres Hauptvereins". Zugleich steigen die Fahrtkosten bei Reisen bis nach Dresden, Vetrovsky bekommt eine kleine Aufwandsentschädigung. Aber all das ist es wert, finden sie in Esting. Die Elefanten sollen tröten auf dem noch fremden Terrain, und das möglichst laut.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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