Volleyball:Pokerspiele

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„Ich erwarte da ein bisschen mehr Aggressivität“: Der australische Nationalspieler und Alpenvolleys-Zugang Max Staples hat seine Rolle im Außenangriff noch nicht gefunden. (Foto: Ahmad Halabisaz/imago)

Die Alpenvolleys starten gegen Frankfurt in eine recht ruhelose Adventszeit mit Spielen in Liga und Europapokal - Trainer Stefan Chrtiansky erwartet vor allem im Außenangriff "ein bisschen mehr Aggressivität".

Von Sebastian Winter, Innsbruck/Unterhaching

Wenn die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching an diesem Donnerstag (19.10 Uhr, Sport 1) in Frankfurt gegen die United Volleys spielen, dann wünschen sie sich auch einen statistischen Aufschwung. Erstens ist ihre Gesamtbilanz gegen den in Rüsselsheim geborenen Klub mit 1:3 eher bescheiden. Zweitens haben sie seit 2017, seitdem das deutsch-österreichische Bündnis also in der Volleyball-Bundesliga reüssiert, trotz zweier Teilnahmen am Playoff-Halbfinale all ihre bisherigen fünf TV-Livespiele verloren.

Die Alpenvolleys trennt als Tabellenfünfte nur ein Pünktchen vom Sechsten Frankfurt, beide Klubs haben eigentlich andere Ansprüche, sie zählen sich zumindest zum Top-Quartett der Liga, mit Berlin und Friedrichshafen. Der erst 2015 gegründete Klub aus dem Rhein-Main-Gebiet stand seither dreimal in Serie im Playoff-Halbfinale und zweimal im DVV-Pokal-Halbfinale. 2017 verpassten die Frankfurter das Endspiel des zweitklassigen europäischen CEV-Cups nur knapp. Im selben Jahr wurden die United Volleys als Hessens Mannschaft des Jahres ausgezeichnet.

Frankfurt, das als einen von sieben Zugängen vor dieser Saison den japanischen Nationalteamkapitän Masahiro Yanagida verpflichtet hat (und außerdem den ehemaligen Herrschinger Luke Smith), ist allerdings nach starkem Beginn mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen aktuell im Formtief: Zuletzt gab es zwei Ligapleiten gegen Königs Wusterhausen und Giesen - den Achten und Zehnten der Tabelle. Direkt im Anschluss verabschiedeten sich die United Volleys im Viertelfinale in Düren auch noch mit 1:3 aus dem DVV-Pokal. Den Alpenvolleys geht es ganz ähnlich, von den jüngsten sechs Spielen haben sie nur zwei gewonnen - inklusive der peinlichen Pokalpleite ebenfalls im Achtelfinale gegen den krassen Außenseiter Rottenburg. "Die Liga ist unglaublich", sagt Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky, "außer Berlin und Friedrichshafen kann jeder jeden schlagen, alles ist knapp, alles kann passieren."

Chrtiansky arbeitet mit seiner Mannschaft, bei der zuletzt Paulo da Silva (Hüftprobleme) und Douglas da Silva (Ohrenentzündung) kleinere Blessuren hatten, gerade vor allem an der Konstanz. Der Slowake ist zurzeit vor allem mit seinem Außenangriff nicht zufrieden, "ich erwarte da ein bisschen mehr Aggressivität", sagt der Trainer. Niklas Kronthaler ist dort gesetzt und spielt seit Saisonbeginn in starker Form, aber die wegen ihrer Nationalmannschafts-Verpflichtungen erst kurz vor dem Saisonstart in Innsbruck erschienenen Australier Max Staples und Jordan Richards fremdeln noch mit ihren Rollen. Jérôme Clère hingegen, der vierte Außenangreifer, hat vor allem mit der Annahme zu kämpfen.

Gewinnen die Alpenvolleys klar in Frankfurt, das wie sie ein Spiel weniger absolviert hat als die Konkurrenten, würden sie auf Platz drei vorrücken und Herrsching von diesem Rang verdrängen. Ausruhen könnten sie sich dort aber nicht, denn bereits am Sonntag erwarten sie in Innsbruck Königs Wusterhausen - also jene Mannschaft, die Frankfurt besiegt hat. Nach der folgenden zehntägigen Pause geht es ziemlich ruhelos weiter. Im Sechzehntel-Finale des CEV-Pokals erwarten die Alpenvolleys in Unterhaching den finnischen Klub Sastamala (11. Dezember, 19 Uhr), es folgen das Ligaspiel gegen Giesen, das Rückspiel gegen Sastamala am 17. Dezember und drei Tage vor Weihnachten dann das schwere Ligaheimspiel gegen Lüneburg. Fünf Tage möchte Chrtiansky seine Spieler danach pausieren lassen, auch weil seine Mannschaft dann drei Wochen spielfrei hat. Die Vorbereitung aufs neue Jahr wird übrigens wieder nicht reibungslos verlaufen, wie schon die Saisonvorbereitung, in der die Alpenvolleys nie wirklich vollzählig waren. Im slowenischen Mittelblocker Saso Stalekar, Staples und Richards fehlen Chrtiansky nach Weihnachten drei Spieler, die erneut alle bei ihren Nationalmannschaften weilen: Anfang Januar werden bei Qualifikationsturnieren die letzten Olympiatickets vergeben.

Für die Alpenvolleys ging es am Mittwoch erst einmal per Bus neun Stunden nach Frankfurt. Mit Pokerspielen vertreiben sich manche Spieler darin immer die Zeit, Stalekar, Staples, Richards, Kronthaler und Kapitän Daniel Koncal sind ziemlich versiert. Die Brasilianer hören Musik. Der Coach sitzt vor dem Laptop, er sagt: "Zwölf Punkte in der Liga bis Weihnachten wären schön. Und dass wir im CEV-Cup weiterkommen."

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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