Volleyball:Nur eine lächelt

Lesezeit: 2 min

"Ein Wettkampftyp, der nicht an 1000 andere Sachen denkt": Melody Echipue, 16, furchtlose Mittelblockerin bei Planeggs Volleyballerinnen - und am Samstag wertvollste Spielerin ihrer Mannschaft. (Foto: Claus Schunk)

Planegg-Kraillings mutlose Volleyballerinnen erleben gegen Waldgirmes eine desillusionierende Zweitligapremiere. Hoffnung schenkt ihnen aber die famose Leistung der erst 16-jährigen Blockerin Melody Echipue.

Von Sebastian Winter, Planegg/Krailling

Für Melody Echipue war es ein besonders schöner Samstagabend. Eigentlich. Denn wer wünscht es sich nicht, als Zweitliga-Aufsteiger gleich beim ersten Auftritt zur wertvollsten Spielerin gewählt zu werden. Mit 16 Jahren. Echipue, Mittelblockerin bei Planegg-Kraillings Volleyballerinnen, wurde diese Ehre zuteil nach dem Saisonauftakt gegen den TV Waldgirmes. Und so lächelte sie nach dem Spiel in die Kameras hinein und formte mit ihren Fingern eine Raute um die MVP-Medaille herum. Nur war die Medaille silbern, das Edelmetall des Verlierers also. Planegg hatte die erste Heimpartie seiner Geschichte in der zweithöchsten deutschen Spielklasse mit 0:3 (13:25, 21:25, 16:25) gegen die Hessinnen abgegeben, sehr deutlich also. Und so blieb Echipues Lächeln eines der süß-säuerlichen Sorte.

Planeggs Trainer Sven Lehmann wollte im Anschluss neben der erfahrenen zweiten Mittelblockerin Carolin Zach nur seine mit Abstand jüngste Spielerin loben, die aus dem eigenen Nachwuchs stammt und vergangenes Jahr noch in Planeggs zweiter Mannschaft in der Landesliga spielte - mit Zweitspielrecht bei den Drittligafrauen: "Sie hat ein fast perfektes Spiel gemacht und sich als einzige auch im Aufschlag ein bisschen was getraut", sagte Lehmann: "Melody denkt nicht an 1000 andere Sachen, sie hängt sich im Training saumäßig rein und ist ein Wettkampftyp."

Alle anderen außer ihr und Zach hatten offenbar mindestens einhundert andere Sachen im Kopf, nur so ist die herbe Niederlage gegen den Mitaufsteiger zu erklären. 0:4, 11:20, kaum etwas gelang den Planeggerinnen im ersten Satz. "Viele unserer Mädels hatten sehr viel Angst, wir haben sehr, sehr, sehr zurückhaltend gespielt", fand Lehmann: "Bei manchen war das ein kompletter Blackout." Der zweite Satz war ansehnlicher aus der Perspektive Planeggs, aber am Ende beispielhaft für den zu hohen Puls der Heimmannschaft. 20:17 führte sie schon, als sich das Team aus dem Würmtal wieder mal mehrere Annahmefehler leistete - und eine 1:8-Serie zum Satzgewinn für Waldgirmes. Danach wurde der Puls ruhiger, aber nur deshalb, weil Planegg im dritten Satz wieder schnell mit 0:5 zurücklag, es war ein hoffnungsloser Abend. "Wir müssen da noch ein wenig Coolness einstudieren", sagte Lehmann - in sportlicher Hinsicht trifft das zu.

Das Drumherum, also Organisation, Ambiente und Zuschauerinteresse, war zugleich absolut zweitligareif. Das hatte Lehmann zufolge auch der von der Liga abgestellte Supervisor bemerkt, der üblicherweise die ersten beiden Heimspiele von Aufsteigern begutachtet. Zu bemängeln hatte er kaum etwas, die Stimmung war ansprechend, was selbst die Gäste-Kapitänin Milena Potpara herausstellte: "Es hat Spaß gemacht, vor so einer super Kulisse zu spielen." Die Zahl von rund 200 Besuchern in der Sporthalle des Feodor-Lynen-Gymnasiums ist zwar noch ausbaufähig, für einen Zweitliganeuling aber sehr ordentlich.

Planegg-Kraillings Frauen haben lange Zeit auf diesen Schritt gewartet, der Klubpräsident Armin Loecher ist froh, dass der Turnverein den Sprung in die zweite Liga nun gewagt hat. Es ist ja auch eine große Aufgabe, die Schere zwischen zweiter und dritter Liga ist inzwischen enorm, der Forderungskatalog der Volleyball-Bundesliga sehr herausfordernd. Der neue Hallenboden, der Vip-Bereich, das Catering, Werbebanden in bestimmter Form und Größe: "Ich halte die Vorgaben der Liga teilweise für überzogen, aber das ist meine ganz persönliche Meinung", sagt Loecher, der lange Zeit auch die Volleyball-Abteilung im Verein geführt hat: "Selbst für den Hallensprecher braucht es inzwischen Lehrgänge und außerdem einen hauptamtlichen Teammanager. Wo sind wir denn, in der Fußball-Bundesliga?" Im Verein hatten sie schon diskutiert, die Bundesliga-Mannschaft auszugliedern - so wie es Grafings Zweitligamänner kürzlich gemacht haben. Die sind aktuell aber Meister. Und für Planegg wäre der Schritt zu früh gekommen, findet Loecher. Sie wollen nun nach der Hinrunde eine erste Zwischenbilanz ziehen.

Das kommende Auswärtswochenende dürfte schwer genug werden, es geht nach Grimma und Dresden. "Da wollen wir spielerisch was anderes zeigen", sagt Planeggs Trainer Lehmann. Nur Melody Echipue soll gerne genauso unbekümmert weitermachen. Völlig angstfrei, ohne Blackout, dafür mit einem goldenen Lächeln.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: