Volleyball:Neues in altem Gewand

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Münchens Zweitliga-Frauen starten mit einer Niederlage in die Saison

Von Max Ferstl, München

Am Samstagabend kommt der Ball zu Rebecca Seifert. Sie bedient Sandra Baier, die ihn präzise in die gegnerische Feldhälfte schlägt. "Stimmt nicht!", könnte der fachkundige Beobachter nun zu recht einwenden. Denn Seifert, Geschäftsführerin der DJK München-Ost, pausiert ja derzeit, und Baier ist im Sommer zum SV Lohhof gewechselt. Beim ersten Saisonspiel, das die DJK mit 1:3-Sätzen gegen den MTV Stuttgart II verlor, waren sie trotzdem auf dem Feld - zumindest ihre Trikots.

Nadine Raß, Libera und Teammanagerin bei München-Ost, lobt die Harmonie im neuen, kleinen Kader. (Foto: Claus Schunk)

Weil der Hersteller nicht rechtzeitig liefern konnte, mussten die DJK-Neulinge wie Zuspielerin Kathrin Keller und Angreiferin Lisa Schöttler die Leibchen mit den Namen der Ehemaligen (Seifert, Baier) überstreifen. Das verwirrte am Samstagabend selbst kundige Anhänger auf der Tribüne und passt irgendwie zur DJK in diesen Tagen. Es holpert, es wird improvisiert, es passt noch nicht alles zusammen.

Es ist schließlich eine Menge passiert im Sommer. Von der Mannschaft, die in ihrer ersten Zweitligasaison Platz fünf belegte, hat mehr als die Hälfte den Verein verlassen. Darunter Leistungsträgerinnen wie Außenangreiferin Sabrina Karnbaum, Mittelblockerin Loraine Neumann (ehemals Henkel, beide Sonthofen) oder Zuspielerin Antonia Kaiser (Vilsbiburg). Es habe "diverse" Gründe für die Wechsel gegeben, "persönliche wie finanzielle", erklärt Seifert, diesmal die echte. Doch man habe auch Fehler gemacht. Fehler, wie sie einem Klub unterlaufen, der noch dabei ist, sich professionell aufzustellen: Als sich Seifert nach der Saison aus persönlichen Gründen eine Auszeit nahm, fühlte sich niemand für das Team zuständig. Verträge mit Spielerinnen liefen einfach aus. Da die Konkurrenz in der Umgebung mit Sonthofen und Lohhof groß ist, fanden sich schnell Abnehmer. "Wir müssen uns auf jeden Fall im Management entwickeln", weiß Seifert.

Der neue Kader wurde erst kurz vor Saisonstart fertig, in geschrumpfter Form mit elf statt 16 Spielerinnen. Vielleicht sei das sogar ein Vorteil, meint Nadine Raß, Libera und Teammanagerin: "Die Stimmung ist viel harmonischer als letztes Jahr. Da hat sich jede zurückgenommen." Oder gemault, wenn sie mal nicht spielte.

Hoffnung macht auch der erste Auftritt gegen Stuttgart. Lisa Schöttler, im Sommer aus der Bezirksliga gekommen, wies mit präzisen Angriffen ihre Zweitligatauglichkeit nach. Bei Bianca Zass, Beachvolleyballerin aus Österreich, "weiß man ohnehin, dass sie das Niveau hat", findet Raß. Auch wenn sie im vergangenen Jahr nicht in der Halle gespielt hat. Doch das Spiel zeigte auch, woran es noch hapert: Am Ende des zweiten Satzes verspielte die DJK eine klare Führung, zu Beginn des Vierten verschlief sie den Start. Beide Male wackelte die Annahme, die Abstimmung fehlte. "Wir müssen uns noch finden", sagt Raß: im Angriff, wo aus schlechten Annahmen mehr Punkte folgen müssen, und in der Abwehr, wo die Spielerinnen "zu oft am falschen Ort" standen.

Am falschen Ort war in gewisser Weise auch Trainer Bastian Henning. Er war nämlich gar nicht da. Henning startete am Wochenende für den Münchner Yacht-Club in Kiel in der Segelbundesliga. Seifert erklärt: "Es ist nicht das Signal, das wir senden wollen." Als Vertreter stand Markus Zymmara an der Seitenlinie. Beide haben zusammen den Lehrgang zur A-Lizenz begonnen. Zymmara wurde im Frühjahr fertig, Henning ist noch dabei. "Er braucht eben ein bisschen länger", sagt Zymmara. Bei der DJK werden sie sich in dieser Saison gedulden müssen, bis sich alles fügt. Immerhin: Henning wird bald aus Kiel zurückerwartet, auch die Trikots könnten diese Woche kommen. Das würde gleich viel besser aussehen.

© SZ vom 19.09.2016 / l - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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