Volleyball:Letzter ohne Trainer

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Frust bei München-Ost, Freude beim SV Lohhof: Lisa Haddick (re.) jubelt über den 3:0-Sieg. (Foto: Johannes Simon)

Coach Bastian Henning wirft beim Frauen-Zweitligisten DJK München-Ost hin. Das Derby gewinnt Lohhof 3:0, München rutscht dadurch ans Tabellenende.

Von Katrin Freiburghaus, München

Es gehört zu den gängigen Standardaussagen, dass ein Spiel gänzlich anders verlaufen sei, als es das Ergebnis nahelege, oder die Gesamtsituation differenziert betrachtet werden müsse. Sascha Böhm benötigte am Sonntagmorgen keine dieser Floskeln, denn im Falle der Zweitliga-Volleyballerinnen der DJK Sportbund München-Ost ist alles genauso kompliziert, wie es aussieht. Das 0:3 (16:25, 22:25, 22:25) gegen den SV Lohhof am Samstagabend war "leider wirklich so eindeutig", wie der DJK-Abteilungsleiter bekannte. Und durch das 3:1 des bisherigen Tabellenletzten Bad Soden gegen den VCO Dresden rutschte München-Ost zudem auf den letzten Platz ab, was am Saisonende nicht sicher, aber doch sehr wahrscheinlich den sportlichen Abstieg nach sich zöge.

Vereinspolitisch war der Abend ohnehin bereits vor dem Anpfiff gelaufen, da nämlich hatte sich Trainer Bastian Henning selbst aus der Verantwortung entlassen. Seit Wochen gab es Diskussionen, in welcher Funktion der 28-Jährige dem Klub von der kommenden Spielzeit an erhalten bleiben sollte. Als Cheftrainer kam er für Böhm, spätestens seitdem die Liga ihn aus dem A-Trainer-Programm gestrichen hatte, nicht mehr infrage.

Henning besitzt nur eine B-Lizenz, durfte als Anwärter "in Ausbildung" aber bisher mit einer Sondergenehmigung coachen. Diese entfällt seit drei Wochen, weshalb Henning am Spieltag entweder einem A-Trainer den Vortritt lassen oder der Verein für jedes Spiel Strafe zahlen muss, in dem Henning als Hauptverantwortlicher fungiert. Letzteres ist für Böhm keine Option, "weil wir es so dicke nicht haben". Am Samstag stand Markus Zymmara an der Linie, was laut Böhm dazu führte, dass Henning "final das Handtuch geworfen hat", weil er "nicht damit leben konnte, dass wir ihm praktisch einen Trainer vor die Nase setzen".

Böhm äußerte ein gewisses Verständnis für Henning, dessen emotionaler Art es widerstrebe, als Co-Trainer während des Spiels nicht eingreifen zu dürfen. Er machte aber auch deutlich, dass die DJK nach seinem Alleingang ein ziemlich großes Problem mehr hat. "Wir hätten die Saison gerne mit ihm zu Ende geführt", sagte Böhm. Für die Spieltage sei vorgesorgt, "denn da wissen wir seit drei Wochen, dass wir einen lizenzierten A-Trainer brauchen", weshalb Ersatz organisiert sei. Eine feste Interimslösung gebe es dagegen nicht, "denn unser Trainer war bis gestern Basti". Wer die Trainingseinheiten leitet, muss in den kommenden Tagen geklärt werden.

Nötig sind sie, sofern sich an der Tabellensituation in den verbleibenden drei Partien gegen die Topteams aus Sonthofen, Offenburg und Straubing noch etwas ändern soll. Denn durch die Verletzung von Carolin Tiegel und den Weggang von Ekaterina Soloninkina läuft derzeit wenig über die Mitte, und das wissen auch die Gegner der Münchnerinnen. "Ihr Spiel ist einfach zu lesen", sagte Lohhofs Trainer Jürgen Pfletschinger, "die Zuspielerin setzt sehr stark auf die Außenpositionen. Und dort haben sie zwar Bianca Zass, die mit einer hohen Abschlagshöhe arbeitet, aber sonst zu wenig Durchsetzungskraft." Verstärkung für die neue Saison zu finden, ist für Böhm "schwierig, solange nicht klar ist, in welcher Liga wir spielen". Außerdem, fügte er hinzu, "sollten wir halt auch einen Trainer haben".

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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