Volleyball:Leere Lehrstellen

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Auf der Suche nach Trainern entwerfen Vereine mittlerweile Job-Sharing-Modelle. Erfolg bringt auch das bislang nicht

Von Andreas Liebmann, Dachau/Herrsching

Manch brillanter Einfall entspringt schlicht einer Notlage. Champagner etwa wurde erst beliebt und als Marke geschützt, nachdem ignorante Rebläuse Frankreichs wunderbare Weinstöcke verzehrt hatten. Sprühsahne wurde nur erfunden, weil während des zweiten Weltkriegs Sahne knapp war - der Erfinder wurde Millionär. Eine ähnlich vielversprechende Idee hat kürzlich auch der Mangel an Volleyballtrainern rund um München hervorgebracht, eine erstaunliche Allianz - doch leider blieb ein Sprühsahne-ähnlicher Erfolg bisher aus.

Wie die SZ berichtete, sucht eine ganze Handvoll höherklassiger Volleyballklubs der Region Trainer: ASV Dachau, TSV Grafing, SC Freising, MTV München, teilweise seit Monaten. Zwei Klubs haben sich daher vor knapp zwei Wochen zusammengetan. Die Idee: Sie könnten sich einen Trainer teilen. Dieser sollte zum einen Dachaus in die dritte Liga abgestiegene Männer betreuen, zum anderen beim Erstligisten TSV Herrsching assistieren und möglichst noch das ein oder andere Jugendteam übernehmen. Die Ausschreibung steht seit 6. Juni im Internet. "Dachau ist kein Profiverein und braucht einen Trainer vor allem abends und an Wochenenden", erläutert Herrschings Chefscout Michael Mattes. "Und wir könnten jemanden gebrauchen, der unseren Max Hauser bei den Vormittagseinheiten unterstützt. Das hätte prima gepasst."

Bislang glich die Trainersuche einer Quadratur des Kreises. Denn der erforderliche Zeitaufwand für höhere Amateurligen würde schon fast einen hauptamtlichen Trainer rechtfertigen, nicht aber die finanzielle Entlohnung, die die Vereine zu bieten imstande sind. "Das ist im Volleyball fast überall ein Problem", sagt Dachaus Teammanager Dominic von Känel. Das Charmante an dieser Kooperation wäre nun also gewesen, dass die Vereine mit gemeinsamen Mitteln eine hauptamtliche Stelle geschaffen hätten - doch letztlich gab es ein Zielgruppenproblem.

"Wir dachten an einen Berufseinsteiger mit A-Lizenz", erläutert Mattes. "Dritte Liga und eine Erstliga-Assistenz wäre ja nicht schlecht für eine Trainer-Vita." Gemeldet hätten sich allerdings drei, vier richtig gute Profitrainer, die freilich einiges mehr verlangt hätten, als die Vereine sich leisten konnten. Die Annonce war so gesehen zu erfolgreich. "Da waren richtig coole Kandidaten dabei, aber außerhalb unserer Gehaltsklasse", bedauert von Känel und muss zerknirscht eingestehen, dass er sich inzwischen auch von diesem Versuch nichts mehr erhofft: "Wir suchen gerade eine interne Lösung." Die Zeit drängt, bald soll das Training beginnen.

"Für uns wäre es ein Wohlfühlpaket gewesen, wir können uns auch anders behelfen", sagt Mattes, "aber für Dachau ist das richtig bitter." Er frage sich, wo die 50 A-Trainer steckten, die der Deutsche Volleyball-Verband jedes Jahr ausbilde.

Der MTV München hat die Suche für seine Regionalliga-Männer inzwischen weitgehend eingestellt. "Ich gehe davon aus, dass wir das intern regeln", sagt Abteilungsleiter Johannes Rieger. Bis zum Trainingsauftakt Anfang Juli solle eine Lösung gefunden sein. Einzig der SC Freising hat nach etwa sechsmonatiger Suche tatsächlich "ein neues Gesicht" gefunden, als möglichen Nachfolger für Tom Gailer. Wie Abteilungsleiter Dejan Jankovic sagt, gebe es immerhin konkrete Verhandlungen.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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