Volleyball:Krake in Orange

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Kein durchschlagender Erfolg: Trotz lebhafter Rotation – hier versucht es Mittelblocker Pedro Frances – blieb Haching im Angriff schwach. (Foto: Oryk Haist/imago)

Auch das zweite Heimspiel der Alpenvolleys in der Innsbrucker Olympiahalle geht verloren. Der Meister Berlin ist beim 0:3 deutlich zu stark für die Fusion aus Haching und Tirol. Trotzdem ist die Stimmung immer noch gut.

Von Katrin Freiburghaus, Unterhaching/Innsbruck

Das zweite Bundesliga-Spiel der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching seit ihrem Umzug in die Innsbrucker Olympiahalle war vor allem eins: kurz. Aus Sicht der Gastgeber zu kurz, denn der Bundesliga-Zweite Berlin benötigte am vergangenen Samstag lediglich 72 Minuten für ein 3:0 (25:13, 25:17, 25:23), was beim Volleyball den Tatbestand einer veritablen Klatsche erfüllt. Entsprechend hart ging Trainer Stefan Chrtiansky mit seinen Spielern ins Gericht. "Mental haben wir die ersten beiden Sätze nicht so bewältigt, wie wir uns das vorgenommen hatten. Wir haben zu einfach gespielt, ohne Ideen, ohne zu denken."

Einzig im letzten Durchgang habe sein Team "das gespielt, was wir wollten". Gegen den deutschen Meister nützte das jedoch wenig, zumal sich die Berliner seit der Verpflichtung von Trainer-Legende Stelian Moculescu vor zwei Wochen dramatisch gesteigert haben und in allen Elementen deutlich stabiler als die Alpenvolleys waren. Optisch wie statistisch äußerte sich das am deutlichsten in der schwachen Angriffseffizienz der Alpenvolleys. Wo die Tiroler auch hinschlugen - der vielarmige Berliner Block war stets zur Stelle.

Obwohl die Alpenvolleys teilweise mit allen Spielern vor der Dreimeterlinie rackerten und Chrtiansky sämtliche Optionen durchrotierte, waren sie dem Kraken in Orange am Netz meist unterlegen. Die Angreifer brachten es selbst unter Einbeziehung des dritten Satzes lediglich auf eine magere Erfolgsquote von 36 Prozent - die der Berliner war mit 59 Prozent fast doppelt so hoch. Kein Angreifer der Alpenvolleys punktete zweistellig, während Berlins Paul Carroll und Adam White 19 respektive 14 Zähler verbuchten. "Die Burschen wollten, aber vielleicht haben sich einige ein bisschen zu viel vorgenommen", sagte Chrtiansky.

Schließlich war es nach dem achtbaren 1:3 gegen Tabellenführer Friedrichshafen erst das zweite Spiel in der großen Innsbrucker Olympiahalle, die mit offiziell knapp 1400 Zuschauern allerdings erneut nicht so voll war, wie es sich Manager Hannes Kronthaler erhofft hatte. Mit 2000 hatte der Verein gerechnet, die Stimmung fand indes sowohl bei Chrtiansky als auch Gäste-Coach Moculescu Anklang. Ohnehin sind die Berliner ja Befürworter des Projekts Alpenvolleys.

Berlins Manager Kaweh Niroomand bezeichnete die erste Bundesliga-Auswärtsfahrt ins Ausland als "logistisch komplizierter", betonte aber, "dass wir das gerne machen, weil es mit der Hoffnung verbunden ist, dass die weiter wachsen und für die Liga eine Bereicherung sind".

Dass beide Heimspiele in der neuen Halle keine Punkte einbrachten, ist für die Alpenvolleys keine Katastrophe. Das Ziel nach der Hauptrunde lautet für den Liganeuling unverändert Platz fünf, obwohl er vor dem Wochenende sogar vorübergehend auf Rang vier geklettert war. Wichtig ist diese Platzierung, um in den Playoffs ein Viertelfinal-Duell mit Friedrichshafen, mittlerweile wohl aber auch mit den wiedererstarkten Berlinern zu vermeiden. Die Plätze sieben und acht sind deshalb wenig erstrebenswert, die vier davor umso härter umkämpft.

Drei Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde ist die Reihenfolge der Top Acht mit Ausnahme der beiden Führenden völlig offen. Grund, mit der neuen Spielstätte zu fremdeln, sind die beiden Niederlagen jedoch nicht. Erstens sei "das Niveau von Berlin und Friedrichshafen einfach noch eine Stufe höher", sagte Chrtiansky. Zweitens pflegen die Alpenvolleys in ihrer ersten Saison als Mitglied der deutschen Liga ein ambivalentes Verhältnis zum Thema Verlieren. Abzulesen war das am Gesicht von Kronthaler, der düster dreinblickte, während er die Präsentkörbe für die Ehrung der wertvollsten Spieler zurechtrückte. Seine Miene hellte sich aber schlagartig auf, als Personen in sein Blickfeld gerieten.

Kronthaler verliert natürlich nicht gern, genießt aber sichtlich die Zugehörigkeit zu einer Liga, die er als eine der stärksten Europas lobt, und in der Gegner endlich das Potenzial haben, sein Team zu demontieren. Das ist nicht so paradox, wie es klingt, wenn man bedenkt, dass es für Innsbruck vor Jahresfrist in der österreichischen Liga noch ausgeschlossen war, vor heimischer Kulisse zu verlieren. Die komplexe Fusion mit Lizenzgeber Unterhaching im vergangenen Frühjahr hatte Kronthaler in erster Linie aufgrund nationaler Konkurrenzlosigkeit angestrebt. Die ist nun passé. Damit sein Team von seinen ersten Playoffs in Deutschland länger etwas hat als vom Heimduell mit dem Meister, empfahl Kronthaler am Samstag: "Schnauze putzen und auf den nächsten Gegner schauen."

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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